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27.09.2023 | Blog

Erfahrungen teilen und voneinander lernen

Zu Besuch bei "Nutrition Smart CommUNITY" im indischen Khajuraho. Gemeinsam mit Partnerorganisationen haben sich Teams der Welthungerhilfe aus Afrika, Asien und Deutschland über das Programm ausgetauscht. Der strategische Ansatz zur Beseitigung von Hunger soll nun global ausgeweitet werden.

Frauen mit Schaubildern zum Thema Ernährungsberatung
Im Modelldorf Patan dienen Schaubilder der Ernährungsberatung © Welthungerhilfe
Simone Welte Team Sector Strategy, Knowledge & Learning

Der Anlass unseres Treffens ist ein ermutigender: Den in Indien entwickelten strategischen Ansatz der „Nutrition Smart CommUNITY“ weitet die Welthungerhilfe nach Nepal, Bangladesch und Tadschikistan nun auch auf die afrikanischen Länder Sierra Leone, Malawi, Äthiopien und Burundi aus.

Im Kern geht es darum, besonders von Armut betroffene Dorfgemeinschaften zu unterstützen, den vielschichtigen Ursachen von Hunger mit ebenso vielschichtigen Lösungen entgegenzuwirken. In der sogenannten „Nutrition Smart CommUNITY“ vernetzen sich eine Vielzahl von Menschen, lokale Organisationen und auch Behörden, um gemeinsam die Entwicklung des Dorfes im Bereich Landwirtschaft, Hygiene und Ernährung voranzubringen.

Persönlicher Austausch über den Nutrition Smart CommUNITY-Ansatz

Bisher kennen wir Teilnehmer*innen nur von virtuellen Treffen, es ist schön, sich nun persönlich auszutauschen. Wir wollen hier Erfahrungen teilen, voneinander lernen und darüber sprechen, welche Anpassungen erforderlich sind, damit der Ansatz der „Nutrition Smart CommUNITY“ auch in anderen Ländern funktioniert. Denn die Bedingungen der jeweiligen Kontinente und Länder sind sehr unterschiedlich.

Eines der Themen ist das Gesundheitssystem. In vielen afrikanischen Ländern gibt es beispielsweise staatliche Programme für stark unterernährte Kinder. Diese bekommen über eine begrenzte Zeit hochkalorische Spezialnahrung, oftmals aber ohne begleitende Beratung oder Möglichkeiten, dauerhaft die Ernährungssituation der Familie selbst zu verbessern. Die Zahl der Rückfälle ist deshalb hoch.

In Indien hingegen unterstützen die Welthungerhilfe und ihre Partner staatliche sogenannte Anganwadi-Zentren. Hier bekommen unterernährte Kinder zwar keine Spezialnahrung, aber die nötige Unterstützung, um die Gesundheit der Familie und den Ernährungszustand der Kinder zu verbessern. Die Eltern erfahren von ausgewogener Ernährung und werden beim Anlegen von Küchengärten für Obst und Gemüse gefördert. An dieser Stelle äußern sich einige afrikanische Kolleg*innen skeptisch, ob es gelingen kann, Behörden in ihren Ländern zu überzeugen, das Gesundheitssystem ähnlich zu erweitern. Für die Welthungerhilfe ist es jedoch wichtig, nicht einfach Parallelstrukturen aufzubauen, sondern sich mit staatlichen Stellen zu koordinieren.

Mann präsentiert eine Auswahl von Lebensmitteln aus lokalem Anbau, die sich bewährt haben.
Der Anbau dieser Früchte, Gemüse und Kräuter hat sich in den indischen Projekten bewährt. © Welthungerhilfe

Ein weiterer wichtiger Punkt, über den wir sprechen, ist die Rolle der Frauen, denn sie sind entscheidend für die Ernährung in den Familien. In Sierra Leone beispielsweise arbeitet die Welthungerhilfe nach dem Konzept der „Gender Model Family“. Es bedeutet, Frauen und Männer für Gleichberechtigung zu sensibilisieren und sie entsprechend mit Wissen und Fähigkeiten zu stärken. Die asiatischen Kolleg*innen sehen in dem Konzept auch für ihre Arbeit eine Chance, Traditionen und Rollen aufzubrechen.

Im Modelldorf Patan gibt es Kreditspargruppen, Saatgutbanken und Solartrockner

Welche Aspekte zu einer „Nutrition Smart CommUNITY“ gehören, erfahren wir beim Besuch des Modelldorfes Patan, in dem die Familien schon Vieles umsetzen. Sie bauen Sorten an, die verteilt über das ganze Jahr Ertrag bringen, haben Küchengärten angelegt, kennen die zehn Nahrungsmittelgruppen und wissen, dass mindestens fünf davon täglich auf den Speiseplan gehören. Für jeden Haushalt wurde ein Entwicklungsplan erstellt.

Eine Familie zeigt uns ihren Solartrockner für Pilze, Gewürze und Paprika, damit die Ernte nicht verdirbt. Andere Familien haben Saatgutbanken angelegt. Es gibt eine Kreditspargruppe für Frauen und eine Jugendgruppe, die sich um die Kleineren kümmert, unter anderem in Schulfragen. Einen Tag lang hat die indische Partnerorganisation einen „Markt der Möglichkeiten“ organisiert. Dort präsentieren sie Früchte, Gemüse und Kräuter, deren Anbau in den Projekten gefördert wird.

Zudem didaktische Materialien, zu denen ein Spiel gehört, bei dem es um Wissen zu Ernährung geht. Auf einer Leiter darf nach oben, wer am vergangenen Tag mindestens aus fünf Nahrungsmittelgruppen etwas gegessen hat. Zurück muss, wer vergessen hat, seinen Küchengarten zu gießen. Für die afrikanischen Besucher*innen sind besonders die Matka-Wasserfilter aus Keramik interessant, die ohne Chemie auskommen. Könnte das auch eine Lösung für ihre Länder sein?

Alles rund um das Pilotprogramm der Welthungerhilfe.

Die gemeinsame Woche ist für uns alle ein voller Erfolg. Wir haben nicht nur Fachliches ausgetauscht und nehmen wertvolle Anregungen mit zurück, sondern es sind über Kontinente und Hierarchien hinweg Freundschaften entstanden. Die persönlichen Begegnungen haben den Teamgeist und den Willen gestärkt, das gemeinsame Projekt weiterzuentwickeln. Vielleicht bald auch noch in weiteren Ländern.

Simone Welte ist Fachberaterin für Ernährung und Koordinatorin des Welthungerhilfe-Programms „Nutrition Smart CommUNITY“. Dieser Text wurde zuerst im Welthungerhilfe-Magazin veröffentlicht (Ausgabe 03/2023).

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