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25.10.2023 | Blog

Recht auf Nahrung, Land und Zukunft

In Peru und Bolivien unterstützt die Welthungerhilfe zusammen mit nationalen Partnern indigene Gemeinden dabei, ihr Recht auf Nahrung und Land einzufordern.

Indigene Menschen handeln mit Gemüse auf einem Markt im peruanischen Huaracco.
Regionale Märkte wie im peruanischen Huaracco soll es vermehrt auch in städtischen Gebieten Perus und Boliviens geben. © Desmarowitz/Welthungerhilfe
Susanna Daag Welthungerhilfe-Verbindungsbüro Peru/Bolivien

In Peru und Bolivien arbeitet die Welthungerhilfe eng mit nationalen Partnern zusammen, um indigene Gemeinschaften, kleinbäuerliche Familien und armutsgefährdete städtische Gemeinden zu unterstützen. Vor allem dabei, ihr Recht auf Nahrung und Land einzufordern sowie den Wandel zu gerechteren und nachhaltigeren Ernährungssystemen aktiv zu fördern. Der wirtschaftliche Aufschwung der letzten Jahre in den beiden Ländern kam diesen Gemeinschaften kaum zugute.

Peru und Bolivien sind geprägt von Armut und Ernährungsunsicherheit

Bis zum Ausbruch der Coronapandemie erlebten die südamerikanischen Länder Peru und Bolivien einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung. Beide gelten als Staaten mit mittlerem Einkommen, doch die Schere zwischen Arm und Reich driftet immer weiter auseinander. Mit der Pandemie wurden strukturelle Defizite noch deutlicher, sie vergrößerte Armut und Ernährungsunsicherheit.

Und während der Export von Bodenschätzen und landwirtschaftlichen Monokulturen floriert, verschwinden wertvolle Ökosysteme wie der Amazonas-Regenwald oder die Anden-Hochmoore, um Soja-, Palmöl- oder Avocado-Pflanzungen Platz zu machen. Die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes durch legalen und illegalen Bergbau, Holzeinschlag und Landwirtschaft zählt nicht nur zu den größten Verursachern von Kohlendioxidemissionen weltweit, sondern beeinträchtigt auch die Existenz der indigenen Gemeinschaften und kleinbäuerlichen Familien. Sie verlieren ihr Land und ihr Einkommen. Viele suchen ihr Glück in den Städten, landen aber auch hier in der Armut. Immer mehr Menschen ernähren sich hauptsächlich von billigem, industriell gefertigtem und nährstoffarmem Essen. Mangelernährung und Übergewicht sind die Folge.

Vor Ort gemeinsam Lösungen finden

Gabriela Silva

Gabriela Silva ist Koordinatorin des bolivianischen Teils eines länderübergreifenden Projektes, das auf den Wandel zu nachhaltigen Lebensmittelsystemen abzielt. Sie berichtet über ihre besondere Arbeitssituation in Bolivien – und wie diese zur Strategie der Welthungerhilfe passt.

„Als ich Ende 2021 ins Team kam, begann gerade unsere Kooperation mit den beiden bolivianischen Partnern Fundación Alternativas und Cosecha Colectiva. Die Welthungerhilfe hat in Südamerika ein eigenes Büro in Peru, in Bolivien jedoch arbeiten wir nur über unsere Partner. Um also nicht ständig von Peru aus pendeln zu müssen, was weder unseren Finanzen noch dem Klima zuträglich gewesen wäre, fanden wir folgende Lösung: Ich arbeite ein Jahr bei Fundación Alternativas, im nächsten Jahr wechsele ich zu Cosecha Colectiva.

Indem ich vor Ort bin, kann ich laufend zu neuen Ansätzen und Methoden des Projektes beraten. Gemeinsam können wir an Lösungen arbeiten, und zwar auf agile Weise. Die Welthungerhilfe setzt in vielen Ländern zunehmend auf Lokalisierung, also die Stärkung der Partner vor Ort. Das Modell in Bolivien ist ein überzeugendes Signal ganz in diesem Sinne.“

Nachhaltige Lebensmittelsysteme als Ziel

Mit einem systemischen Ansatz wirkt die Welthungerhilfe an der Seite nationaler Partner dieser Entwicklung entgegen. In vier länderübergreifenden Projekten unterstützen wir Gemeinden in Bolivien und Peru dabei, ihre Rechte einzufordern, eine gesunde und nachhaltige Ernährung zu fördern und die politische Teilhabe zu stärken. Dabei konzentrieren wir uns auf Gebiete, in denen Ernährungsunsicherheit, Ausgrenzung und Ungleichheit besonders hoch sind. Das Ziel sind nachhaltige Lebensmittelsysteme, die auch den neuen Herausforderungen in Zeiten des Klimawandels standhalten können.

Konkret unterstützen wir kleinbäuerliche Familien am Rande von Metropolregionen bei der Umstellung auf agrarökologischen Anbau sowie beim Aufbau lokaler Vertriebskanäle, beispielsweise durch staatliche Programme wie Schulmahlzeiten und lokal verankerte Märkte. Das ermöglicht auch der städtischen Bevölkerung den Zugang zu erntefrischen und gesunden Produkten.

Im Amazonasgebiet unterstützen wir indigene Gemeinschaften dabei, sich gegen illegale Landnahme, Korruption und Gewalt zusammenzuschließen und Waldbewirtschaftung mit Paranüssen zu betreiben. Die Nüsse werden wild im Regenwald gesammelt und das Ökosystem bleibt intakt. Auch hier arbeiten wir mit unseren Partnern und den Familien am Aufbau von Vertriebskanälen, damit sie ein solides Einkommen erwirtschaften können.

Lebensmittelsysteme auf globaler und lokaler Ebene

Unser weltweites Ernährungssystem (Food System) ist weder gerecht noch nachhaltig oder krisenfest.

Die Regierungen beider Länder haben bereits eine Reihe wichtiger rechtlicher und politischer Rahmenbedingungen geschaffen, um die nachhaltige Produktion und den Zugang zu gesunden Lebensmitteln zu fördern. Zusammen mit unseren Partnern unterstützen wir die Gemeinden dabei, dass diese Gesetze und Programme auch in die Praxis umgesetzt werden. Wandel wird erst möglich, wenn alle Interessengruppen an einen Tisch gebracht werden. So unterstützen wir lokale wie auch nationale Plattformen, bilden Brücken, stärken Netzwerke und strategische Partnerschaften zwischen regionalen und internationalen Akteuren.

Denn der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, wie eng heute unsere Lebensmittelsysteme auf globaler und lokaler Ebene miteinander verbunden sind. Der Austausch von Kapazitäten und Wissen bildet für uns eine wichtige Querschnittsaufgabe in allen Projekten. Ebenso wie die Stärkung der Zivilgesellschaft, die eine entscheidende Rolle dabei spielt, soziale Gerechtigkeit durchzusetzen und die Lebensgrundlagen der Bevölkerung nachhaltig zu sichern.

Susanna Daag leitet das Büro der Welthungerhilfe in Peru. Dieser Text wurde zuerst im Welthungerhilfe-Magazin veröffentlicht (Ausgabe 03/2023).

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