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13.02.2024 | Blog

Sicherung der Ernährung für gefährdete Gemeinschaften

Ranya Tariq Hamed flüchtet 2014 aus dem Irak. Nach ihrer Rückkehr und der Teilnahme an einem Projekt der Welthungerhilfe gründet sie ein eigenes Unternehmen – und kann sich eine neue Existenz aufbauen.

Frau sitzt in einem Feld und hält Obst in der Hand.
2014 flüchtete Ranya Tariq Hamed vor dem Terror im Nordirak. Heute ist sie zurück auf dem Grundstück ihrer Familie und hat sich dort ein eigenes Unternehmen aufgebaut. © Welthungerhilfe
Rozita Rebwar Abdalwahid Communication Officer Irak

Bis August 2014 lebte Ranya mit ihrer siebenköpfigen Familie auf ihrer Farm Cha’alin im Sindschar-Distrikt. Als die islamistische Terrorgruppe ISIS Gebiete im Irak besetzt, fliehen sie in die Berge. Neun Tage lang kämpfen sie unter extremen Bedingungen ums Überleben.  

„Wir mussten 14 Stunden lang zu Fuß zur syrischen Grenze laufen, dann nach Zaxo und Duhok in der Autonomen Region Kurdistan, wo wir zwei Jahre lang im Scharya-Flüchtlingscamp lebten. Es war ein harter Übergang. Das Leben im Camp mit wenig Nahrung und Wasser zum Überleben und Hygieneproblemen war nicht einfach“, erzählt Ranya. 

Als Ranya 2016 mit ihrer Familie nach Sindschar zurückkehrte, fand sie ihr Haus geplündert vor. Außer ihnen wagte nur eine weitere Familie die Rückkehr in die Region. Sie mussten komplett von vorne anfangen.

Der Weg in die Landwirtschaft

Ranya stammt aus einer bäuerlichen Familie, aber die 20-Jährige lernte den Beruf nicht von klein auf. „Wir hatten keine Ahnung, wie wir einen Neuanfang schaffen sollten, deshalb haben wir zunächst als Hirt*innen für andere gearbeitet, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen.“

2022 hat sie die Möglichkeit, ihre landwirtschaftlichen Kenntnisse zu erweitern. Sie nimmt an einem Projekt der Welthungerhilfe und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) teil, das in der Region Kurdistan und im Bezirk Sindschar die Ernährungssicherheit von Geflüchteten und Rückkehrer*innen sichern und ihr Einkommen verbessern soll.

Die Projektteilnehmenden erhalten Schulungen und Weiterbildungen und werden mit verschiedenen Ansätzen dabei unterstützt, sich selbst eine nachhaltige Lebensgrundlage zu schaffen und zu erhalten. Dazu gehört zum Beispiel das Schließen der so genannten Ertragslücke („Yield Gap“). Dies ist die Differenz zwischen dem aktuellen Ernteertrag und dem theoretisch möglichen Ertrag bei effizienter Nutzung der vorhandenen Fläche.

Die Menschen lernen viel über Klimaresilienz, um den Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Ernten vorzubeugen, und sie diversifizieren ihr Saatgut, um sich gesund zu ernähren und eine stabile Einkommensquelle zu schaffen. So entstehen neue Unternehmen mit neuen Arbeitsplätzen – ein wichtiger Beitrag zum Wiederaufbau einer von Konflikten gezeichneten Region.

Portraitbild einer Frau auf einer Plantage im Irak.

Es ist ein reines Vergnügen, frische Granatäpfel zu pflücken, nachdem sie gereift sind.

Ranya Tariq Hamed

Start-up im Irak

Für Ranya ist all das nicht nur eine Möglichkeit, ihre Familie zu unterstützen: Sie sieht darin die Chance, sich durch Trainings und neues Know-how persönlich weiterzuentwickeln und mit dem erworbenen Wissen ihr eigenes landwirtschaftliches Projekt zu starten. Nach der Teilnahme an den Schulungen erhält sie einen Zuschuss von 1.700 US-Dollar, mit dem sie sich Wassertanks, Düngemittel und einen Zaun kauft. 

Ranya baut sich erfolgreich ein eigenes Unternehmen auf und macht zudem eine wichtige persönliche Erfahrung: Sie entwickelt eine große Leidenschaft für die Sache. „Es freut mich zu sehen, wie die Früchte wachsen und gedeihen – wie aus Saat ein Baum wird, aus Blüten Granatäpfel“, schwärmt sie. „Es ist ein reines Vergnügen, frische Granatäpfel zu pflücken, nachdem sie gereift sind.“ 

Frau sitzt im Feld und präsentiert stolz Früchte ihrer Ernte.
Mit großem Stolz präsentiert Ranya Tariq Hamed das auf ihrem eigenen Acker gewachsene Obst und Gemüse. © Welthungerhilfe

Ertragreiche Zukunft

Für Ranya ist die Teilnahme am Projekt ein großer Erfolg. Sie hofft, dass es so weitergeht. Ihre Zukunft sieht vielversprechend aus: Unter anderem will sie mehr Feigen anbauen, die in ihrer Heimat im Nordirak ein wichtiges Handelsgut sind.

Die Geschichte von Ranya bezieht sich speziell auf die landwirtschaftlichen Ansätze des Projekts. Unsere Maßnahmen zielen aber beispielsweise auch auf die Aufklärung und Verbesserung des allgemeinen Umgangs mit Lebensmittelabfällen ab, um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, und unterstützt den Ausbau der Bewässerungsinfrastruktur. Dabei wird stets darauf geachtet, dass die Ansätze an die lokalen Gegebenheiten angepasst, bedarfsgerecht und marktorientiert sind. Außerdem wird darauf geachtet, dass ein hoher Anteil der Hilfe Frauen und geflüchtete Menschen erreicht, um deren Position zu stärken.

Über das Projekt

Ziel des Projekts ist es, im Sindschar-Distrikt und in der Autonomen Region Kurdistan im Norden Iraks innovative Lösungen für die Förderung von Produktion und Wertschöpfungsketten zu finden, um die Ernährungssituation der Menschen nachhaltig zu verbessern. Dazu soll bestehende Infrastruktur genutzt und verbessert werden. Wichtige Ansätze dabei sind:

Durchgeführt wird das Projekt als Zusammenarbeit der Welthungerhilfe und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).

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