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05.09.2016 | Blog

Entwicklungspolitik unter der Lupe!

Niemanden zurücklassen, so lautet das Leitprinzip der Agenda 2030. Wie Entwicklungszusammenarbeit besser wirkt und was wir von der deutschen Entwicklungspolitik fordern, verrät der Kompass 2030.

Leave No One Behind. Das Jahresthema der UN zum Auftakt der Agenda 2030.
Leave No One Behind - Niemanden Zurücklassen. Das Jahresthema der UN zum Auftakt der Agenda 2030. © Welthungerhilfe
Richard Haep Team Politik und Außenbeziehungen (bis 2017)

Leave no-one behind – niemanden zurücklassen! Das ist das Jahresthema, dass die UN zum Auftakt der Agenda 2030 definiert haben. Bis 2030, also in weniger als 15 Jahren, soll unsere Welt eine andere sein: nachhaltig und die planetaren Grenzen, die einst der Club of Rome aufzeigte, respektierend. 17 Ziele wurden dazu definiert. Um diese, mit all ihren Unterzielen auch zu erreichen, bedarf es nicht weniger als einer Transformation unseres bisherigen Handelns. „Business as usual“ ist keine Option, so die UN selbst.

Der neue Kompass 2030 schaut der Bundesregierung auf die Finger und in die Karten: Wie hält sie es mit der Umsetzung dieses Versprechens? Und insbesondere: Wie unterstützt sie die Länder des Globalen Südens dabei,  und – das ist neu – wie kohärent sind ihre sonstigen Politiken dazu? Kleinbauern fördern auf der einen Seite und mit unseren Agrarüberschüssen lokale Märkte kaputtmachen – dies soll dann nicht mehr vorkommen.

Leave no one behind. Wer sind die Zurückgelassenen?

Fünf Handlungsfelder haben wir uns mit Terre des Hommes gemeinsam ausgesucht, weil sie für das zentrale Thema „Leave no one behind“ besonders wichtig sind. Aber wer sind denn die Zurückgelassenen?

Da sind zum einen die Länder, die als fragil, mit geringem Einkommen und am wenigsten entwickelt bezeichnet werden. Sie sollten eigentlich im Zentrum der Entwicklungszusammenarbeit stehen. Aber komischerweise ist genau das Gegenteil passiert: Seit 2010 ist der Anteil der offiziellen Gelder, der an sie geht, gesunken. Das muss sich ändern, fordern wir nachdrücklich! Damit erinnern wir die Bundesregierung eigentlich nur an ihr eigenes Versprechen des Gipfeltreffens in Accra.

Zum anderen, und für mich viel wichtiger, sind es die Menschen. Da ist die große Gruppe der kleinbäuerlichen Familien, die das Gros des ärmsten Fünftels eines Landes ausmachen. Sie hungern, ihre Kinder leiden viel häufiger an Mangelernährung und oft nennen sie nicht mal das Stückchen Land ihr Eigen, das sie eigentlich ernähren soll. Wenn sie dann noch fern der Straßen, in marginalen Gebieten leben und so nur schwer Zugang zu Gesundheit, Bildung und Markt haben, dann wird klar: Es müssen besondere Anstrengungen unternommen werden, diesen Menschen, vor allem Frauen und Kindern, Perspektiven zu eröffnen.

Deutschlands finanzieller Beitrag zur Hungerbekämpfung = mittelmäßig

Diagramm Top 10 der Entwicklungshilfe - Deutschland steht an 9. Stelle.
Top 10 der Entwicklungshilfe - Deutschland steht an 9. Stelle. © Welthungerhilfe

Die Unterstützung beim Aufbau sozialer Sicherungssysteme ist ein guter Weg – wir wollen viel mehr davon sehen. Die Sonderinitiative "Eine Welt ohne Hunger" des BMZ ist wichtig – aber sie muss genau diese Menschen in den Mittelpunkt stellen. Denn wenn alle so weitermachen wie bisher, verfehlen wir das Ziel „Zero Hunger in 2030“ um glatte 653 Millionen Menschen (nach Berechnungen von FAO, IFAD und WFP).

Die Geschwindigkeit der Hungerreduktion muss sich verdreifachen, wenn wir das wirklich schaffen wollen. Das geht nur mit mehr politischem Willen und deutlich mehr Mitteln. Aber auch da müssen wir wohl die Regierung erneut an ihr Versprechen (aus den 70er-Jahren!) erinnern, das 0,7%-Ziel verbindlich zu machen, statt erneut, diesmal auf 2030, zu verschieben.

Und diese Mittel, immerhin Steuergelder, müssen natürlich gut eingesetzt werden. Doch da ist Deutschland längst nicht so gut, wie vielleicht angenommen. Im internationalen Vergleich der Geberländer ist Deutschland nur im Mittelfeld. Warum nicht von andern Ländern, die es besser machen (wie Schweden, Dänemark oder Irland) lernen?

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