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04.07.2016 | Blog

Realitätscheck Lebensmittelverschwendung

Essen im Müll? Nicht bei Julia und Janin. Die Studentinnen haben die Tipps der Welthungerhilfe gegen Lebensmittelverschwendung auf Alltagstauglichkeit getestet.

Studentin Janin in Aktion: Mit Einkaufsliste in den Supermarkt. Bild: © Istenits/ Seiffert
Studentin Janin in Aktion: Mit Einkaufsliste in den Supermarkt. Bild: © Istenits/ Seiffert © Istenits/Seiffert
Kristina König Online Team (bis 2016)

Essen im Müll? Nicht mit uns!

Jährlich werden in Deutschland mehr als 11 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, eine erschreckende Zahl, die zum Nachdenken anregt. Weshalb wandert in Deutschland so viel Essen in die Tonne? Wo liegen die Ursachen hierfür? Und wie kann jeder Einzelne gegen diesen Wegwerftrend ankämpfen? Julia & Janin, zwei Studentinnen an der Universität zu Köln, möchten selbst Verantwortung übernehmen und bewusster mit Lebensmitteln umgehen.

Daher haben sie die Initiative ergriffen und Tipps gegen Lebensmittelverschwendung von der Welthungerhilfe eine Woche lang auf ihre Alltagstauglichkeit getestet. Warum planerisches Geschick, vorausschauendes Kochen und eine Prise Kreativität wichtig sind, um Verschwendung im Alltag zu vermeiden, verraten euch die beiden in ihrem Erfahrungsbericht.

Hunger: Verbreitung, Ursachen, Folgen

Tag 1: Die Eingewöhnungsphase für Julia & Janin

Julia: Das Experiment beginnt, doch das Thema Lebensmittelverschwendung ist mir nicht unbekannt. Ich lebe schon längere Zeit bewusster und habe einige Tipps in meinen Alltag integriert. Das fängt bei dem Kauf von Lebensmitteln an. Ich gehe täglich in den Supermarkt und hole mir die Lebensmittel, die ich für den Tag brauche. Konsumieren und direkt verbrauchen steht an der Tagesordnung. Das klappt in einer Großstadt besonders gut. Zuvor habe ich stets zu Produkten gegriffen, die noch lange haltbar sind. Bei meinem ersten Einkauf nach dem Start des Experimentes habe ich jedoch auf kurze Haltbarkeitsdaten geachtet. Außerdem kaufe ich nicht mehr einen ganzen Laib Brot, sondern gehe zum Bäcker und hole zehn Scheiben für zwei Personen. Ich habe unseren Kühlschrank umstrukturiert, sodass die Lebensmittel länger haltbar sind.

Janin: Bei unserem Selbsttest war ich besonders auf den ersten Einkauf gespannt. Normalerweise bin ich kein großer Fan von Listen. Doch genau diese wurden von der Welthungerhilfe für den bewussten Gang in den Supermarkt empfohlen – eine gut strukturierte Einkaufsliste nach dem Motto Klasse statt Masse. Was kommt in der nächsten Woche auf den Tisch? Gemeinsam mit meinem Freund habe ich eine übersichtliche Einkaufsliste erstellt. Wir haben genau überlegt, was wir an jedem Abend kochen wollten. Dementsprechend haben wir eingekauft. Ich als Listenhasserin muss zugeben, dass die Einkaufsliste die optimale Hilfe war, um den Überblick beim Einkaufen zu behalten.

Normalerweise kaufen wir am Samstagmorgen ohne Orientierung ein und greifen zu den Dingen, auf die wir Lust haben – ein Grund, warum hin und wieder Gemüse, Brot & Co. übrig bleiben und nicht mehr rechtzeitig verwertet werden können. Beim Selbstversuch hingegen haben wir auf Sonderangebote und Verführungen verzichtet und bewusst nach Liste eingekauft. Eine gute Erfahrung! Auf dem Markt haben wir wie gewohnt frische, saisonale Zutaten gekauft. Dabei kam diesmal wirklich nur das in den Korb, was wir wirklich für unseren Karottenkuchen und die Veggie-Burger am Abend brauchten.

Halbzeit: Wie lassen sich die Tipps in unseren Alltag integrieren?

Julia: Es ist Mitte der Woche und Halbzeit unseres Experiments. Ich habe dreimal eingekauft und meinen Notizzettel brauche ich nur noch selten. Ich habe aufgehört, mir vor der Uni etwas beim Bäcker zu holen und stattdessen angefangen, meine Tupperdosen zu befüllen. Ich habe das Glück, nah an der Uni zu wohnen. Daher esse ich überwiegend zu Hause und kenne die Mensa nur von außen. Mein größtes Laster ist weiterhin angebrochenes Gemüse. Ich esse oft Salat und gerade Champignons und Mais gibt es nur in größeren Mengen zu kaufen. Die Reste vergesse ich dann oft im Gemüsefach meines Kühlschranks. Bei Kartoffeln und Zwiebeln ergibt sich dasselbe Problem. Solche Lebensmittel verbraucht man nicht zügig am Stück. Daher habe ich heute Bratkartoffeln mit Zwiebeln gemacht. Meist muss man sich nur mal in seiner Küche umschauen und braucht nicht zwingend in den Supermarkt zu gehen. Freestyle-Kochen ist angesagt und macht sogar Spaß!

Janin: Der Selbsttest hat mir viele Situationen vor Augen geführt, in denen ich unbedacht Lebensmittel verschwende oder schlecht werden lasse und vor allem, wo die Ursachen dafür liegen. Genau diese Erkenntnis hat schon einiges verändert: Nach unserem Burgerabend am Montag sind natürlich einige Veggie-Burger übrig geblieben – das perfekte Mittagessen für Dienstag! Seit langer Zeit habe ich deshalb wieder eine Brotdose mit in die Uni genommen. Sie hat mir meine Mittagspause versüßt.

Außerdem habe ich mir direkt am Dienstag einen Thermobecher für meinen Kaffee gekauft. Oft bleibt in unserer Frenchpress am Morgen doch noch eine ganze Tasse Kaffee übrig. Ab jetzt landet die nicht mehr im Abfluss, sondern in meinem neuen Kaffeebecher. Diesen konnte ich übrigens auch in der Cafeteria unserer Uni benutzen. Die beste Alternative zu den Pappbechern, die dort täglich in Massen verkauft werden!

Die Projekte der Welthungerhilfe

Endspurt: Welche Tipps kann ich langfristig in meinen Alltag integrieren?

Julia: Der letzte Tag des Experimentes ist angebrochen und ich habe es geschafft, außer einer halben Zitrone nichts wegzuwerfen. Letztlich ist es mir nicht sonderlich schwergefallen, meinen Alltag umzustrukturieren – was das Leben zu Hause angeht. Doch draußen, außerhalb der Wohnung, gestaltet sich das etwas schwieriger.

Nehmen wir das Beispiel Essen gehen. Ich war vor einem Konzert in einer Pizzeria und die Portion war riesig. Normalerweise lasse ich mir meine Reste einpacken – egal, wie viel übrigbleibt. Meine Doggy Bag konnte und durfte ich jedoch nicht mit in die Konzerthalle nehmen. Also ließ ich schweren Herzens die Ränder meiner Pizza auf dem Teller. Auch beim Kinobesuch bleiben oft ein paar Reste meines Popcorns in der Tüte. Doch diesmal habe ich mich gezügelt und einfach eine kleinere Portion bestellt.

Et voilá – es ist nichts übriggeblieben!

Janin: Am Donnerstag war ich noch einmal im Supermarkt und musste wirklich darauf achten, nicht allzu viele Großpackungen für unser Abendessen zu kaufen. Stattdessen griff ich wieder zu losen Produkten und Tagesrationen, die wir sicher in den nächsten zwei Tagen benutzen würden. Nur beim Couscous-Salat ist mein Plan ordentlich nach hinten losgegangen. Bereits beim Kochen hatte ich großen Hunger – ich habe viel zu viel Couscous zubereitet. Das Resultat war eine riesige Schüssel Salat, die nicht nur für zwei, sondern mindestens für acht Personen gereicht hätte. Dieser kleine Zwischenfall hatte aber auch eine gute Seite: Dank Julia habe ich Foodsharing Bonn entdeckt und unsere Reste mit einer netten WG direkt um die Ecke geteilt. Die hat sich riesig über das griechische Abendessen gefreut!

Unser Fazit: So können Studenten Verschwendung im Alltag vermeiden

Fakt ist: Kaufe, wenn möglich, jeden Tag kleine Mengen ein. Achte auf das Ablaufdatum und verwerte erst die Lebensmittel, die du schon im Haus hast, bevor du neue Produkte besorgst. Sei kreativ und koche mit den Zutaten, die du hast. Schon aus einer angebrochenen Mehl- und Zuckerpackung, ein paar Eiern und ein bisschen Milch lassen sich die leckersten Pfannkuchen zaubern. Das sind Tipps, die jeder Student ganz leicht in seinen Alltag integrieren kann und dabei auch noch Geld spart.

Schwieriger wird es mit Großpackungen in Form von Kartoffelsäcken, Zwiebelnetzen oder einer angebrochenen Sahne, die schnell aufgebraucht werden muss. Hier gilt auch wieder: Sei kreativ und koch etwas daraus – dabei entstehen häufig die besten Gerichte. Wenn es um das Essen außerhalb eurer eigenen Küche geht: Bestellt euch lieber kleinere Portionen oder lasst euch das Essen einpacken und freut euch am nächsten Tag darüber. Denn nichts ist trauriger als ein halbleerer Teller, der später in den Müll wandert und euch unnötiges Geld kostet.

Die Autorinnen:

Julia Seiffert ist 27 Jahre alt, studiert an der Universität zu Köln Deutsche Sprache & Literatur sowie Musikwissenschaften und wohnt mit ihrem Freund in einer kleinen, aber feinen Altbauwohnung nahe der Uni. Sie ist eine Tagträumerin, ein Musiknerd, genießt am liebsten einen knusprigen Brotkanten mit guter Butter und ist eine Zwangsneurotikerin, wenn es um ihre Haare geht – denn für sie geht nichts über eine perfekt sitzende Frisur.

Janin Istenits ist 25 Jahre alt und studiert wie Julia an der Universität zu Köln. Nach dem Bachelor-Studium im bayerischen Nest Eichstätt ist sie für ihr Master-Studium im Fach Linguistik nach Bonn gezogen. Dort wohnt sie gemeinsam mit ihrem Freund und pendelt jeden Tag nach Köln. Sie liebt Katzen, gutes Essen und Sprachen. In den Semesterferien ist sie am liebsten in der Welt unterwegs, um fremde Kulturen kennenzulernen.

Vielen Dank an die beiden Studentinnen! Der Selbsttest und Blogpost entstanden im Rahmen eines Seminars an der Universität zu Köln.

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