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18.03.2015 | Blog

Mut besiegt Mythos

Bauern aus Uganda und Kenia gehen gemeinsam aufs Feld

Ein Bauer präsentiert seine Erzeugnisse
Isaac Okino zeigt uns seine Farm.
Jeannette Weller Team Sector Strategy, Knowledge & Learning

Ostafrika, Uganda. Ich fahre mit einem zweiköpfigen Filmteam viele warme Sonnenstunden in den Norden des Landes. Vorbei an Sonnenblumenfeldern und Säcken mit hausgemachter Holzkohle für die Küche. Kilometer vor dem Ziel säumen zahlreiche Paviane den Straßenrand. Sie gehören zu dem vom Asphaltweg durchfurchten Murchison Falls Nationalpark. Wäre ich im Urlaub hier, würde ich Pause machen. Doch die Kleinbauernfamilien im Millenniumsdorf Lira erwarten uns.

Im Dorf besuchen wir verschiedene Familien. Am meisten beeindruckt mich der junge Ugander Isaac Okino, der nicht nur seine drei Söhne alleine groß zieht, nein, der Eingang zu seinem Hof ist gesäumt von einer sauber geschnittenen Hofzugangshecke. Es erinnert mich an deutsche Einfahrten. Auch hat er diverse Büsche mit einem korrekten Zierschnitt geformt. Das scheint so gar nicht zu den Vorstellungen zu passen, die man sich von einem afrikanischen Kleinbauern macht. Doch das ist erst der Anfang.

Hier gedeiht nichts? Von wegen!

Die Augen der Besucher schauen gebannt auf die vielen Weißkohlköpfe, die augenscheinlich gut versorgt auf den Feldern stehen und nur darauf warten, auf dem Markt verkauft zu werden. Dabei herrscht hier seit  vielen Jahren der Mythos, dass Gemüse in der Region nicht gedeiht. Umso erstaunlicher, was möglich ist, wenn Mut zum Experimentieren da ist!

Auch Alfred brauchte Mut, als er sich für die Kleinbauern-Gruppe anmeldete. Anfangs war er  voller Zweifel, was das bringen soll. Er begann als Nummer 31 in der Warteschleife und rückte nach, als ein Mitglied der „Farmer Field School“ zum Arbeiten in den Sudan ging. Alfred hat es bis heute nicht bereut, denn vorher wusste die Familie nicht, was für eine Vielzahl an Nahrungsmitteln hier angebaut werden kann. Auch er kannte nur den Mythos. Heute steht Alfred stolz neben seinen selbstgezogenen Tomaten.

Die Unterstützung, die ich bekommen habe, die theoretischen und praktischen Kenntnisse, haben mein Leben um 90% verbessert, sagt er.

Alfred hat sich auch zum Trainer für Ernährungssicherung ausbilden lassen. „Ich hoffe, dass ich vieles von dem erlernten Wissen und den gewonnenen Fähigkeiten an meine Kinder weitergeben kann und sie meinen Weg weitergehen.“

Gemeinsames Lernen in Workshops und Kleingruppen

Agnes fiel mir durch ihre ruhige und dennoch bestimmte Art bereits in einem Workshop auf. Ihre Geschichte macht mir Gänsehaut: In ihrer Jugend war sie von der bewaffneten Bewegung der Lord’s Resistance Army (LRA) in den Busch als Kindersoldatin entführt worden. Inzwischen hat sie neun Kinder geboren. Der älteste Sohn ist 25 Jahre, die jüngste Tochter 6 Monate. Stolz erzählt sie mir, dass sie endlich genügend Geld hatte, um selbst kirchlich zu heiraten. Zudem konnte sie von den Ersparnissen in ihrer Spar- und Kreditgruppe zwei Rinder kaufen. Das Projekt mit den regelmäßigen Workshops „schafften für mich eine stärkere Verbundenheit mit Menschen aus der Region. Ich konnte über meine Probleme reden und hatte nicht mehr das Gefühl, allein zu sei“, erzählt sie. „Manche hatten sogar noch viel größere Probleme als ich.“  In ihrem bescheidenen Haus hat Agnes auf einem kleinen Tisch eine Vielzahl an Nahrungsmitteln arrangiert, um mir stolz zu zeigen, was sie bereits ernten konnte.

Dennis Okoka Okidi ist zuständig für das Monitoring und die Evaluation im Welthungerhilfebüro in Lira. Für ihn ist ein großer Erfolg, dass im Projektgebiet mit dem Mythos des unfruchtbaren Landes gebrochen werden konnte. Der Welthungerhilfe empfiehlt er, die Idee des „Farmer Field School“ mehr anzuwenden. Das gemeinsame Lernen in Theorie und Praxis, die gemeinsam gesetzten Zielen, das Analysieren und Auswerten von Erfolgen und Misserfolgen bringt nachhaltige Lerneffekte.

Dennis gehört zu der Acholi-Ethnie und erzählt mir eines ihrer Sprichwörter:

Wenn du nur das Essen Deiner Mutter kennst, denkst du, sie ist der beste Koch. Wenn du von anderen Müttern zubereitete Mahlzeiten isst, könntest du feststellen, dass deine Mutter vielleicht nicht die beste Köchin ist.

Diese Worte sind für mich ein Appell, Informationsaustausch und Feldbesuche zu fördern. Der Süd-Süd-Austausch zwischen Kleinbauern in Uganda und Kenia war ein erster, richtig guter Anfang.

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