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Welthungerhilfe in der Zentralafrikanischen Republik

Projekte in der Zentralafrikanischen Republik: Riskant, aber dringend notwendig!

Ein Mann sitzt auf einem Stapel zugeschnittener Hölzer
Projektleiter Bienvenue in der Zentralafrikanischen Republik, Afrikas unsichere Mitte.

Wo liegt die Zentralafrikanische Republik? Das werde ich oft gefragt. Tatsächlich ist wenig über dieses Land bekannt. Die schweren Gewalttaten der muslimischen Seleka Rebellengruppe und der nicht minder gewalttätigen christlich dominierten Anti-Balaka in den letzten beiden Jahren haben das Land ins Chaos und in eine schwere Krise gestürzt. Seitdem kommen spärliche und in der Regel schlechte Nachrichten aus der Zentralafrikanischen Republik. Dabei sehnen sich die Menschen nach Frieden und Sicherheit. Bisher haben 741.000 Menschen das Land verlassen, es gibt ca. 483.000 intern Vertriebene. 3,4 Millionen Menschen sind auf Hilfe angewiesen und das bei einer Gesamtbevölkerungszahl von nur 6,1 Millionen. Etwa 1000 Zentralafrikaner sind bei den Kämpfen ums Leben gekommen. Diese Zahlen lassen das Leid vieler Kinder, Frauen und Männer nur erahnen, die bis heute in großer Unsicherheit und häufig ohne Perspektive auf bessere Zeiten warten.

Bei meiner Ankunft wirkt die Hauptstadt Bangui auf mich friedlich. Die Formalitäten am Flughafen klappen reibungslos. Wir fahren auf der Flughafenstraße direkt zu einer Schule, die von der Welthungerhilfe wieder aufgebaut werden soll. Auf dem Weg immer wieder bewaffnete Patrouillen der EUFOR (Europäische Militärs), der MUNISCO (UN Friedenstruppen) und der SACRIFAS (Französische Militärs). Diese internationalen Truppen haben dazu beigetragen, dass es etwas ruhiger geworden ist – leider immer noch nicht ruhig genug.

Eine Schule als Symbol einer gewissen Normalität

Die Schule Koudoukou liegt im 5. Arrondissement im Norden von Bangui. Als größte Schule des Landes, die viele entscheidende Persönlichkeiten hervorgebracht hat, ist sie ein Symbol für die Auswirkungen der Krise. Hoffentlich ist sie demnächst auch ein Symbol für die Wiederkehr einer gewissen Normalität. Seit fast zwei Jahren findet kein Unterricht mehr statt. Die Lage war einfach zu unsicher, um die Kinder in die Schule zu schicken. Wir schauen uns die zum Teil völlig heruntergekommenen Klassenräume an.

Der Bauingenieur Dirk Raateland versichert mir immer wieder: „Aber die Bausubstanz ist wirklich gut“. In ca. 8 Wochen werden die Klassenräume wieder hergerichtet und mit Schulmöbeln ausgestattet sein. Zur Einweihung ist ein Fußballspiel im Innenhof der Schule geplant. Wir werden von Anatole Koué begleitet. Der frühere Profispieler bei Paris Saint-Germain, der viele Jahre für die Nationalmannschaft der Zentralafrikanischen Republik gespielt hat, ist für unser Engagement an diesem „Hot Spot“ sehr wichtig. Er ist mittlerweile UN-Friedensbotschafter und kennt diese Gegend, ist im Land hochgeachtet. Er sagt uns, mit wem wir im Viertel sprechen sollten. Seine Präsenz schafft Vertrauen bei der Bevölkerung, dass es sich bei unserem Engagement nicht nur um eine Ankündigung, sondern um eine seriöse Umsetzung einer Vereinbarung handelt.

Wir fahren weiter nach Ngoulekpa, einer Ortschaft ca. 3 Kilometer vom internationalen Flughafen von Bangui entfernt, vorbei an einem Lager in dem ca. 15.000 intern Vertriebene direkt am Airstrip leben – eine unhaltbare Situation. Der Flughafen soll demnächst umzäunt werden, dafür müssen diese Menschen weichen.

Die Welthungerhilfe wird gemeinsam mit der Fédération de Maraichers, dem Verband der Gemüsebauer, 100 ha Land in Gärten verwandeln. Zudem werden Gebäude, wie eine Schule, eine Gesundheitsstation, eine Markthalle und ein Lager, entstehen. David Miahori, Präsident des Verbandes, zeigt uns stolz und bewegt sein neues Büro und die Fundamente für die Mehrzweckhalle. Ich schaue mir die Verteilung von Gemüsesaatgut, Hacken, und Gießkannen an. Damit kann die Produktion von Gemüse angekurbelt und Geld verdient werden. Bienvenue, der Projektleiter der Welthungerhilfe, versichert mir, dass die ersten Verteilungen bereits zu einer spürbaren Verbesserung der Märkte mit Gemüse geführt haben.

Viele Gespräche sind nötig, bis die Vertrieben ein neues Leben beginnen können

Zumindest ein Teil der Vertriebenen wird sich in Ngoulekpa ansiedeln und ein neues Leben beginnen. Soweit zumindest der Plan. Damit dieser Plan gelingen kann, sind zahlreiche Gespräche notwendig. Unter anderem mit dem Landwirtschaftsminister, der Sangaris, dem Französischen Botschafter, den Vertriebenen, der lokalen Bevölkerung, den Rebellengruppen und vielen mehr. Kein einfaches Unterfangen.

Wir fahren weiter zum Institut Centrafricain pour la Recherche Agricole (ICRA). Dieses Institut ist den Kämpfen vollständig zum Opfer gefallen. Vollkommen zerstört kann es seinen wichtigen Aufgaben rund um die Ernährungssicherung nicht mehr nachkommen. Insbesondere die Saatguterzeugung und Keimungstests wurden in der Vergangenheit in diesem Institut durchgeführt. Damit der Wiederaufbau des Zentrums nicht zum „weißen Elefanten“ wird, sind Trainings für das Personal, die Zusammenarbeit mit dem französischen Agrarforschungsinstitut CIRAD und einkommensschaffende Maßnahmen geplant.

Eine große Aufgabe, für die uns Landwirtschaftsminister Dr. David Banzokou zwei Tage später beglückwünschen wird. Die vielen Gespräche zeigen mir, dass die Welthungerhilfe fast die einzige internationale Organisation ist, die längerfristige Projekte angeht. Diese sogenannten entwicklungsorientierten Projekte sind natürlich mit einem gewissen Risiko verbunden, schaffen aber auch Vertrauen – und die Basis für den Wiederaufbau des Landes.

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