Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Seiteninhalt springen Zum Footer springen

13.05.2016 | Blog

Chilis verändern Leben in Simbabwe

Jahrelang war Baumwolle die Haupt-Einnahmequelle der Menschen in der Region Gokwe Sout, doch der Weltmarktpreis ist im Keller. Immer weniger LKW holen sie aus der Region Gokwe South ab, um sie in die einzig übriggebliebene Fabrik der einstigen Baumwoll-Nation zu bringen.

Innocent Chifamba hockt mit einem Jungen auf dem Feld und zeigt glücklich die Chili-Pflanzen
Innocent Chifamba baut statt Baumwolle jetzt Chilis an. © Welthungerhilfe
Anne-Catrin Hummel Team Policy & External Relations

Etwas mehr als zwei Stunden dauert die Fahrt auf einer schlechten Sandpiste, bevor wir die kleinen Felder von Innocent Chifamba und seiner Familie in Chisina erreichen. Etwas mehr als zwei Stunden dicht an dicht in einem Geländewagen, der über die holprige Strecke ächzt. Schaut man genau hin, sieht man entlang der Route immer wieder weiße Wattebausche in trockenen Ästen. Baumwolle! Immer weniger LKW holen sie aus der Region Gokwe South ab, um sie in die einzig übriggebliebene Fabrik der einstigen Baumwoll-Nation zu bringen. Auf dem Weg bleiben sie in den Büschen und Bäumen am Wegesrand hängen.

Von den etwa 0,30 US-Dollar pro Kilogramm Baumwolle, dieser extremen arbeits- und düngeintensiven Pflanze, kann hier niemand mehr leben. Selbst dann nicht, wenn wie in dieser Saison sowohl Saatgut, Dünger als auch Pestizide als kostenlose Gabe der Regierung kommen.

So erklärt es Paradzai Thompson, Entwicklungsmanager im Bereich der lokalen Beschaffung der Export Trading Group in Simbabwe. Er sitzt an diesem Tag neben mir im Wagen und möchte sich, wie andere Unternehmer auch, ein Bild von Feldern und Produktivität der kleinbäuerlichen Betriebe machen. Etwas mehr als zwei Stunden dauert die Fahrt auf einer schlechten Sandpiste, bevor wir die kleinen Felder von Innocent Chifamba und seiner Familie in Chisina erreichen. 

Die Arbeit der Welthungerhilfe in Simbabwe

Kredite für die Zukunft

Endlich in Chisina angekommen, begrüßt uns Innocent Chifamba mit einem strahlenden Lachen. Der Stolz ist ihm ins Gesicht geschrieben. Ursprünglich wollte auch Chifamba, wie einst seine Eltern und Großeltern, den Lebensunterhalt seiner Familie als Baumwollfarmer bestreiten. In der Saison 2014/15 blieb jedoch der Regen aus. Das Land litt unter einer großen Dürre. Chifamba verlor nahezu seine gesamte Baumwollernte. Von Nachbarn erfuhr er von der Arbeit der Welthungerhilfe und ihres Partners, dem Agricultural Partnership Trust (APT).

Mit Hilfe der Welthungerhilfe hat er sich von der Baumwolle verabschiedet und setzt jetzt auf schärfere Pflanzen – auf Chilischoten. Doch in seiner ersten Chili-Saison vergangenes Jahr versiegte die alte Wasserquelle. Sie reichte einfach nicht tief genug. Das hatte zur Folge, dass die Familie nur vier Mal Chilis lesen konnte, statt der üblichen acht Mal. Dennoch erwirtschaftete sie genug, um sich zu ernähren und sogar etwas Geld sparen zu können. Chifamba nahm ein weiteres Ziel in Angriff: Mit den Ersparnissen aus der vergangenen Saison und dem Verkauf zweier seiner fünf Kühe investierte er in eine Brunnenbohrung.

Das Kapital reichte allerdings tatsächlich nur, um einen Brunnen bohren zu lassen. Für eine Pumpe und einen Wassertank benötigte Chifamba einen Kredit. Die Welthungerhilfe unterstütze ihn, einen Kredit bei der lokalen Bank zu beantragen. Als sich der Prozess in die Länge zog und das gesamte Projekt bedrohte, half die Welthungerhilfe mit einem Zwischenkredit, den Chifamba am Ende der Saison zurückzahlt.

Farmer Innocent Chifamba, Rodney Mushongachiware von APT und Anne-Catrin Hummel von der Welthungerhilfe schließen gemeinsam den neuen Wassertank an. © Brazier/Welthungerhilfe © Welrhungerhilfe
1 / 5
Alle packen mit an und so bekommen schon am selben Abend die zierlichen Chili-Pflanzen dringend benötigtes Brunnenwasser. © Brazier/Welthungerhilfe © Welthungerhilfe
2 / 5
Chifambas Sohn Simbarashe schaut nach den Kühen. Zwei hat die Familie verkauft, um sich das Bohrloch leisten zu können. © Brazier/Welthungerhilfe © Brazier/Welthungerhilfe
3 / 5
Auf dem Weg zur Fabrik: Lkw mit Baumwolle. © Hummel/welthungerhilfe © Brazier/Welthungerhilfe
4 / 5
Chifambas Frau Tarisai mit den ersten roten Chilis. Je häufiger sie pflückt, desto mehr Chilis wachsen an den Pflanzen nach! © Brazier/Welthungerhilfe © Welthungerhilfe
5 / 5

Heute sind wir hier, um gemeinsam ein Tröpfchen-Bewässerungs-System anzuschließen, damit Chifamba in dieser Saison nicht von den durch El Niño verursachten Wetterextremen abhängig ist. Dafür ist Brian Marimirofa mit hinaus gefahren. Brian arbeitet im lokalen Farm Shop, hat Know-how und Technik für unser heutiges Vorhaben im Gepäck.

Marktbasierte Ansätze

Scharfe Chilis für Sudafrikas Fast Food-Ketten

Mit dem SIMBA-Projekt unterstützen die Organisationen seit Jahren rund 11.000 Bauern dabei, eine Vielzahl an Nahrungsmitteln anzubauen und somit die Abhängigkeit von den traditionellen Sorten wie Baumwolle zu verringern, die Produkte gemeinsam zu vermarkten und bessere Gewinne zu erwirtschaften. 2015 ist Innocent in die Vertrags-Landwirtschaft eingestiegen und baut ABE-Chilis an, die über den Unternehmenspartner „Better Agriculture“ nach Südafrika exportiert werden und dort in den scharfen Peri-Peri Saucen der Fastfood Kette „Nandos“ landen.

„Better Agriculture“ zahlt 2,70 US-Dollar pro Kilogramm getrockneter ABE-Chilis. Das ist gut, denn der reguläre Einkaufspreis roter Chilis liegt bei 2,10 US-Dollar pro Kilogramm. Doch „Better Agriculture“ erlaubt den Welthungerhilfe-Farmern in dieser Region, ihre Chilis selbst zu trocknen. Eine Wertsteigerung, die immerhin 60 Cent pro Kilogramm ausmacht. Dieses Geld bleibt bei den Farmern in der Region – das ist Teil unserer Strategie.

Am Ende des langen Nachmittages schießt mit Hilfe der neuen Pumpe das Wasser aus dem Bohrloch  in den großen Wassertank und läuft dann weiter in die vielen Schläuche auf dem Chili-Feld. Dank dieses Bewässerungs-Systems werden Chifamba und seine Familie in dieser Saison, El Niño zum Trotze, reichlich Chilis ernten. Die Kosten für die Pumpe und den Generator werden sie zurückzahlen und trotzdem noch für weitere Investitionen sparen können.

Die Nachfrage nach ABE-Chilis aus Gokwe steigt derweil stetig weiter – a story of change!

Das könnte Sie auch interessieren