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08.09.2017 | Blog

Technik trifft Tradition

Mit einem spannenden Auftrag sandte der Landmaschinenhersteller AMAZONE vier seiner Auszubildenden im Juli 2017 in den Nordosten Indiens – um das vom Unternehmen unterstützte Welthungerhilfe-Projekt vor Ort zu erleben und sich dort aktiv zu beteiligen.

Antje Blohm Team Unternehmenskooperationen

Bis zu den Knöcheln im Matsch kämpfen sich Stefan Kemme und Kevin Pelke hinter dem Pflug durch das Reisfeld. Sobald der Boden vorbereitet ist, werden die Jungpflanzen per Hand in den Boden gesetzt, stundenlang in gebückter Haltung. „Wir haben uns intensiv auf die Reise vorbereitet, Filme gesehen und Unterlagen gelesen. Doch unter welchen Bedingungen die Bauern hier wirklich arbeiten – das konnten wir uns in Deutschland einfach nicht vorstellen“, erzählt mir Stefan Kemme. Ich reise gemeinsam mit dem 23-Jährigen, drei weiteren Auszubildenden der Amazonen-Werke und Personalchef René Hüggelmeier in den indischen Distrikt Deoghar.

Hier unterstützt das Unternehmen aus Hasbergen seit drei Jahren ein Welthungerhilfe-Projekt zur nachhaltigen Landwirtschaft, mit 90.000 Euro Spenden bislang. Die Kooperation geht jedoch weit über das Finanzielle hinaus. Als Baustein im Rahmen ihrer Ausbildung entwickeln die jungen Frauen und Männer anhand von realen Fallstudien Ideen, wie die Bauernfamilien trotz ausgelaugter Böden und Dürren effektiver Landwirtschaft betreiben können.

Mit Tier und Werkzeug kämpfen sich die deutschen Azubis durch den Matsch.
"Unter welchen Bedingungen die Bauern hier wirklich arbeiten – das konnten wir uns in Deutschland einfach nicht vorstellen." © Welthungerhilfe

Per Los wurde entschieden, wer nach Indien fahren darf. Die vier „Azubis“ lassen sich nun erklären, wie Wurmkompostierung funktioniert, wie kostbar Rinderharn ist und warum das Herstellen von organischem Dünger den Kleinbauern immense Kosten spart. Im Gemeindezentrum hocken sie mit Bauern zusammen und diskutieren, was benötigt wird.

"Unter welchen Bedingungen die Bauern hier wirklich arbeiten – das konnten wir uns in Deutschland einfach nicht vorstellen."
"Unter welchen Bedingungen die Bauern hier wirklich arbeiten – das konnten wir uns in Deutschland einfach nicht vorstellen." © Welthungerhilfe

Mit dabei: Neue Ideen für Geräte, die indischen Kleinbauern die Arbeit erleichtern

„Manche Bauernhöfe sind hier so groß wie ein Schrebergarten bei uns. Hier aber muss ein Feld das Überleben sichern“, sagt mir Jan-Hendrik Voss. Alle nehmen bedrückende Momente von der Reise mit, wie die große Armut, doch die freudigen Eindrücke überwiegen, wie das stolze Lächeln der Bauern über ihre Erfolge im Projekt.

Ideen für neue Geräte sind natürlich auch im Koffer: Zum Beispiel eine manuelle Pflanzmaschine und ein Kompostverteiler sollen entwickelt werden. Alles mechanisch, denn komplexe elektronische Technik, mit der die Jugendlichen sonst im Unternehmen arbeiten, wäre zu teuer und zu schwer zu warten.  „Die ersten zwei bis drei Meter erledigt man das händische Pflanzen von Reissetzlinge im Nu. Nach zehn Metern wird es aber echt sehr anstrengend. Dann dachten wir uns: Das muss doch auch einfacher gehen,“ meint Stefan Kemme. „Viele Ideen entstanden aus der eigenen Hilfslosigkeit heraus. In Deutschland wären wir nie auf solche Ergebnisse gekommen.“

„Unsere Entwürfe diskutieren wir dann noch einmal per Skype mit den Bauern und bauen die Geräte anschließend in unserer Ausbildungswerkstatt. Danach werden sie in Indien getestet und kommen hoffentlich auch in anderen Projektregionen der Welthungerhilfe zum Einsatz“, ergänzt Lukas Escher beim letzten gemeinsamen Abendessen in Kolkata.

Innovativ sein und vieles bewegen

„Warum seid ihr nicht schon drei Jahre früher gekommen?“, zieht Babita Sinha, Projektleiterin des Welthungerhilfe-Partners PRAVAH, begeistert Bilanz von unserem Besuch. Und René Hüggelmeier ist einmal mehr überzeugt, dass das Konzept der Amazonen-Werke aufgeht: „Die Jugendlichen wachsen mit diesen anspruchsvollen Aufgaben und Erfahrungen und tragen über unsere Spenden hinaus dazu bei, dass Familien in Indien bessere Ernten erwirtschaften können“.

Auch ich bin im Namen der Welthungerhilfe und insbesondere im Namen der indischen Kleinbauern sehr dankbar für die Partnerschaft mit den Amazonen-Werken. Es ist ein tolles, innovatives und auch mutiges Engagement, diese Kooperation, mit der wir gemeinsam so viel bewegen können, in die Hände der Azubis zu legen. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit den neuen Auszubildenden und ihre frischen Ideen, die sie in unsere Partnerschaft für Indien einbringen werden.

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