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10.03.2015 | Blog

Pfandbecher für sauberes Wasser

Weltwärts-Freiwillige Alina nimmt uns mit auf ihre Reise mit Viva con Agua durch Uganda.

Seit Odogoyere einen eigenen Brunnen hat, haben sich Gesundheit und Hygiene stark verbessert.
Seit Odogoyere einen eigenen Brunnen hat, haben sich Gesundheit und Hygiene stark verbessert.
Alina Zalewski Freiwillige "Weltwärts"

Vom 18. Februar bis 1. März  2015 war Viva con Agua de St. Pauli auf Projektreise in Uganda. Gemeinsam mit Künstlern, Musikern und Leuten aus dem Viva con Agua-Kosmos besuchten sie „ihre“ Wasser-Projekte der Welthungerhilfe und – wie könnte es anders sein – machten jede Menge Musik. Das Motto: WE LOVE YOUganda! Alina, weltwärts-Freiwillige bei der Welthungerhilfe, war dabei. Das ist der erste Teil ihres Berichts!

Juni 2014. Rhythmisch dringen elektronische Klänge von der Bühne in meine Ohren. Ich schlendere verzaubert von der sonnigen Atmosphäre mit meinen Freunden über das Festivalgelände, als mich ein Mittzwanziger von der Seite anlächelt und fragt, ob ich nicht meinen leeren Astra-Pfandbecher für Viva con Agua spenden möchte?! Ich denke: „Sauberes Trinkwasser – find‘ ich gut. Neue Brunnen – ebenfalls. Also warum nicht?!“ Ich werfe meinen Becher in die schon halbgefüllte Tonne, der Typ bedankt sich, und unbeschwert wendet sich meine Aufmerksamkeit wieder musikalischeren Themen zu.

Wer hätte damals gedacht, dass ich ein gutes halbes Jahr später mit eigenen Augen erfahren soll, was aus meinen und tausend anderen Pfandbechern geworden ist? Wer hätte damals gedacht, dass ich für ein Jahr nach Nord-Uganda ziehe und hier zudem noch die Möglichkeit bekomme, einen von Viva con Agua (VcA) gebauten Brunnen zu besuchen?

Februar 2015. Es sind nun schon sieben Monate her, dass ich das vertraute Norddeutschland gegen das mir unbekannte Lira in Nord-Uganda getauscht habe. Als weltwärts-Freiwillige der Welthungerhilfe lebe und arbeite ich hier bei TPO Uganda, einer nationalen NGO in Lira. Welch ein Zufall, dass die Viva con Agua-Projektreise 2015 ausgerechnet nach Nord-Uganda führt und so ist meine Freude riesig, als ich erfahre, dass auch ich dabei sein darf, wenn eine Teilgruppe von VcA-lern, Festivalvertreter*innen und Welthungerhilfe-Mitarbeitende die Projekte im Umland von Lira besucht.

Nachhaltige Hilfe kommt erst jetzt!

Alle 13 Personen im Bus, brummt und ruckelt dieser schließlich am Mittwochmorgen los. Wir sind unterwegs auf einem Schotterweg in Richtung Odogoyere Village, etwa 45 Minuten außerhalb Liras. Hier wurde vor drei Jahren ein Brunnenprojekt in Zusammenarbeit mit der Welthungerhilfe ins Leben gerufen, das es nun gilt zu besichtigen, um dabei zu erfahren, welche Erfolge sich eingestellt haben und welche Schwierigkeiten noch bestehen. Auch wenn sich im letzten Jahrzehnt die Wasser- und Sanitärversorgung der Bevölkerung in Uganda enorm verbessert hat, führen ein hohes Bevölkerungswachstum und eine steigende Urbanisierung vermehrt zu unzureichender Trinkwasserversorgung. Auch in Nord-Uganda ist die Wasser- und Sanitärversorgung leider immer noch ein sehr großes Thema, da durch die Rebellenzeit der Lord-Resistance-Army bis 2006 Infrastruktur zerstört wurde, Regierungsunterstützung ausblieb und nachhaltige Hilfe erst in den letzten Jahren anfangen konnte. Untersuchungen der Welthungerhilfe im zu besuchenden Distrikt Oyam ergaben, dass 40% der ursprünglichen Wasserinfrastruktur defekt oder vollständig zerstört sind. Dazu kommen Verunreinigungen unterschiedlichster Art. Die Wasserverfügbarkeit liegt weit unterhalb des absoluten Mindeststandards von 15 Litern pro Person und Tag. Dazu kommen häufig lange Wartezeiten an den Wasserstellen und große zu überbrückende Entfernungen auf Hin- und Rückweg.

500 Meter vor Ankunft wird unser Bus plötzlich gestoppt. Freudestrahlend, singend und tanzend mit Mango-Zweigen in der Hand begrüßen uns etwa zehn Frauen aus dem Dorf. „Wir werden also schon erwartet“, denke ich lächelnd und hüpfe im Rhythmus des Gesangs mit. Ein unbeschreiblich schönes Willkommen! Auch wenn ich während meiner Zeit hier schon einige Dörfer und Gruppen besucht habe – man wird nie müde von der ehrlichen Offenheit, den herzlichen Umarmungen und der authentischen Freude, die die Dorfbewohner*innen einem entgegen bringen! Auch in den Gesichtern der anderen sehe ich pures Staunen – alle sind baff von der überschwänglichen Begrüßung. „Musik ist die Sprache, die Menschen aus aller Welt verstehen“, richtet sich Ansgar Holtman, Viva con Agua-Mitarbeiter, später dankend und anerkennend an alle. Lachend und tanzend, alle jetzt mit Mango-Zweigen behängt, bewegt sich die ganze Gemeinschaft freudig Richtung Versammlungsplatz.

 „Unsere Gesundheitspflege hat sich immens verbessert“

Nach einigen Vorstellungen, Begrüßungsworten des Clan-Leaders und kleinen Musik-, Tanz- und Theatereinlagen geht es dann zum Brunnen. Seit drei Jahren haben um die 250 Haushalte, insgesamt etwa 1.500 Kinder und Erwachsene, in Odogoyere Village Zugang zu sauberem Trinkwasser. Vorher wurde Wasser aus einer etwa zwei Kilometer entfernten verschmutzten Quelle geholt. Mit dem Bau des Brunnens wird den Menschen vor Ort erst richtig bewusst, wie lebenswichtig klares und sauberes Trinkwasser ist. Und positive Folgen sind nicht nur am geringeren Durst festzustellen.

„Unsere Gesundheitspflege hat sich immens verbessert“, berichtet das Dorfoberhaupt in klarem Englisch. „Nun können wir regelmäßig duschen und unsere Hände vor dem Essen waschen.“ Eine eine ältere Frau steht auf und erklärt strahlend: „Seit drei Jahren gibt es in unserem Dorf keinen Typhus-Fall“ – eine Infektionskrankheit, die durch verunreinigtes Trinkwasser übertragen wird. „Typhus kann nur teuer behandelt werden. Die Ersparnisse einer ganzen Familie gehen dabei drauf. Und für uns ist es fast unmöglich die richtige Behandlung dafür zu bekommen.“ Außerdem trägt der Brunnen zu kleinen Income-Generating-Activities bei. So erzählt eine weitere Frau kopfschüttelnd, dass sie gekochte Cassava verkaufe – eine verbreitete Nutzpflanze mit Stärke liefernden Wurzelknollen, dabei sehr trockenresistent. Früher habe sie die Cassava nur mit Wasser aus der lokalen Quelle kochen können. Ihre Cassava, eigentlich weiß, wurde immer durch das dreckige Wasser verfärbt. „Ich weiß nicht, wie ich überhaupt in der Lage war, das verschmutzte Wasser zu trinken.“ Nun verkauft sie die Cassava bei wachsender Nachfrage in strahlendem Weiß und kann damit die Schulbildung ihrer Kinder finanzieren.

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