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14.09.2010 | Blog

Millenniumsziele: Bilanz fällt gemischt aus

Zehn Jahre Millenniumsentwicklungsziele, kurz MDGs – hat sich die Welt in diesem Jahrzehnt verändert? Eine eindeutige Antwort gibt es nicht.

Schüler sitzen auf dem Bode und machen sich Notizen.
Schüler sitzen beim Lernen auf dem Bode. © Welthungerhilfe

Doch zunächst: Was sind die MDGs? Auf diese Ziele einigten sich zur Jahrtausendwende die 189 Staaten der Vereinten Nationen und sie verpflichteten sich in einer Erklärung, die weltweite Armut anhand von acht überprüfbaren Zielen zu bekämpfen.

Zehn Jahre später können wir zwar einzelne regionale Fortschritte bei der Armutsbekämpfung feststellen. Doch noch liegt das erste Ziel, den Anteil der Hungernden zu halbieren, in weiter Ferne. Der positive Trend in den ersten Jahren hat sich weltweit ins Gegenteil gekehrt: Seit 2005 steigt der Anteil der Hungernden sogar schneller als die Weltbevölkerung an. Dabei hatten sich die Vereinten Nationen für das Erreichen dieses Ziels ein ganzes Vierteljahrhundert Zeit gegeben (1990-2015) – und jetzt scheinen sie an der eigenen Messlatte zu scheitern. Auf dem Weltarmutsgipfel, dem „UN High-Level Plenary Meeting on the MDGs“, wird vom 20. bis 22. September 2010 in New York beraten, wie ein globales Versagen noch abgewendet werden kann.

Die bisherigen Fehlentwicklungen – vor allem die steigende Zahl hungernder Menschen ‑ sollten uns aber nicht am Sinn der MDGs zweifeln lassen. Ganz im Gegenteil: Zum ersten Mal hat die Staatengemeinschaft ein gemeinsames, weltweit gültiges Messinstrument zur „Diagnose“ der Armutsbekämpfung geschaffen. Und dieses Instrument funktioniert, denn die MDGs haben Entwicklungspolitik transparent gemacht. Fort- und Rückschritte werden für jedes Land anhand von Indikatoren erfasst und international erkennbar. So kann Armutsbekämpfung ‑ trotz Finanz- und Wirtschaftskrise ‑ auf der politischen Agenda einen wichtigen Stellenwert behalten.

Was hat sich national und lokal geändert?

Hier zeigen die MDGs bislang zu wenig Wirkung: Viel zu selten wurden aus den MDGs regionale oder lokale Lösungen im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe abgeleitet und tatsächlich umgesetzt. Doch dies ist Sache der einzelnen Regierungen, die eine Entwicklung vorantreiben müssen, die an die nationalen Gegebenheiten angepasst ist. Dabei dürfen sie jedoch nicht den Fehler machen, nur die Städte in den Blick zu nehmen. Gerade in den ländlichen Regionen muss die Entwicklung vorangetrieben werden, denn dort laufen Fördermaßnahmen und finanzielle Unterstützung häufig vorbei.

Ein neuer Aktionsplan der Vereinten Nationen muss pragmatische Lösungen vor Ort unterstützen – beispielsweise so, wie es die Welthungerhilfe in ihren Millenniumsdörfern praktiziert. Seit Ende 2005 unterstützt sie an 15 Standorten in Afrika, Asien und Lateinamerika das Engagement und die Eigeninitiative der Bevölkerung und lokaler Partnerorganisationen. Die Menschen haben sich dort darauf eingeschworen, jeweils einen Beitrag zur Erreichung von einem oder mehreren Millenniumszielen zu leisten, der jährlich im Rahmen eines MDG-Monitorings überprüft wird.

Wie können wir die MDGs noch erreichen?

Die reine Zielerreichung der MDG-Indikatoren darf in den kommenden fünf Jahren bis 2015 nicht wichtiger werden als die nachhaltige Förderung der Ärmsten der Armen. Oberstes Ziel ist und bleibt deshalb: die Verwirklichung grundlegender Menschenrechte wie das Recht auf Nahrung. Business as usual – das ist jetzt nicht mehr möglich. Dies gilt vor allem für das fast unüberschaubare Instrumentarium zur Armutsbekämpfung, das bei Gipfeltreffen gerne weiter aufgebläht wird: Neue Initiativen, Ernährungssicherungsfonds und High Level Task Forces –nur selten erzielen sie wahrnehmbare Ergebnisse. Bei dem bevorstehenden Weltarmutsgipfel in New York geht es gerade nicht um die Schaffung neuer internationaler Gremien und Initiativen oder um eine weitere zahnlose Resolution, sondern um die Umsetzung der MDGs auf lokaler Ebene. Es geht auch darum, am Zieltermin 2015 festzuhalten, verbindliche Aktionspläne zu formulieren und bereits gemachte Zusagen einzuhalten. Die Staatengemeinschaft muss sich weiter verbindlich einig werden, jenseits von 2015 alle Menschen von Hunger und Armut zu befreien.

Ihr

Rafael Schneider

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