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09.01.2014 | Projektupdate

Schulen, die zum Leben passen

Wirkung und Bewertung mobiler Schulen in Mali

Kinder sitzen in Reihen im Klassenraum
Weil in den Schulkantinen warmes Essen verteilt wird, schicken die Eltern ihre Kinder vermehrt in die Schule. © Jens Grossmann
Kerstin Bandsom Team Communications (bis Februar 2024)

Im Herbst 2013 bereiste der malische Anthropologe Lamine Doumbia eine Woche lang drei Dörfer im Binnendelta des Niger. Dort hat er die Wirkung von mobilen Schulen erforscht. Er hat mit Schülern, Eltern, Lehrern und ganzen Dorfgemeinschaften, die traditionell als Halbnomaden leben, gesprochen. Sein Fazit lautet: Die Schulen passen genau zur Lebensweise der Menschen und die Schüler gehen gerne zur Schule.

Neben den unmittelbaren, positiven Eindrücken aus den Interviews gibt es weitere eindeutige Ergebnisse dieser Feldforschung: Immer mehr Kinder der Region werden eingeschult, in den drei besuchten Dörfern gehen sogar alle Kinder im schulfähigen Alter zur Schule. Dies ist besonders außergewöhnlich, weil viele der Eltern selbst keine Schule besuchten und oft Analphabeten sind. Aber auch die Erwachsenen werden unterrichtet und betreut, nehmen deshalb die Schule an und unterstützen ihre Kinder.

Die mobile Schule öffnet allen die Augen 

Die erste Station führte Lamine Doumbia in die Gemeinschaft Nelbel. Dort traf er auf etwa 90 Fulbe; dies sind Viehhirten, die den Jahreszeiten folgend mit ihren Herden zu verschiedenen Weidegründen ziehen. In Nelbel eröffnete die mobile Schule 2011 ihre erste Klasse. Seitdem besuchen etwa 60 Kinder im Alter von fünf bis acht Jahren den Unterricht.

Djando Mahamane Dicko ist acht Jahre alt, die Schülerin weiß genau, warum sie zur Schule geht: „Ich möchte lesen und schreiben lernen, um Tiermedizin zu studieren. Meine Familie hält Vieh. Ich will ihnen und den Tieren als Ärztin helfen.“ Ihre Großmutter Kanga Dicko ist stolz auf ihre Enkelin: „Die Schule hat uns vieles gebracht. Sie bringt uns Licht und öffnet uns die Augen. Vor zwei Jahren lebten wir in der Ignoranz, viele einfache Dinge wussten wir nicht, zum Beispiel über den hygienischen Umgang mit dem Flusswasser."

Kanga Dicko ist nicht 'nur' Großmutter, sie hat seit der Schulgründung wichtige Aufgaben übernommen: Sie ist Beauftragte für die Mobilisation zur Einschulung der Mädchen und auch Mitglied des Schulmanagementkomitees, das für einen geregelten Unterricht sorgt. Kanga Dickos jüngstes Enkelkind, Elhadj Dicko, ist mit fünf Jahren der Jüngste in der Klasse. Die Großmutter ist stolz: „Mein Enkelsohn hat mir zum ersten Mal erklärt, was Kreide ist und wozu sie dient. So lehrt uns die Schule durch unsere Kinder und Enkelkinder jeden Tag vieles mehr. Die Schule festigt und erweitert unsere Gemeinschaft.

Was sagt Amadou Traoré, Lehrer der mobilen Schule von Nelbel, über seine Motivation hier zu unterrichten? „Ich liebe meine Arbeit. Ich sehe, wie die Eltern dieser Kinder alles tun, um sie zu unterstützen. Selbst wenn die Schule aus ist, geht es zu Hause weiter mit Fragen und Austausch mit den Eltern. Ich weiß nicht, wer mehr motiviert ist, Eltern oder Schüler.“

Bildung auf Wanderschaft ... damit du die Welt verstehen kannst

Die zweite Gemeinschaft, die Lamine Doumbia besuchte, heißt Djollel. Dort leben nur Fischer, die zweimal im Jahr mit dem Wasserstand des Niger umziehen. Kinder zwischen sechs und elf Jahren gehen hier in die mobile Schule.

Übersicht über das westafrikanische Land und die Arbeit der Welthungerhilfe vor Ort.

Der Chef der Gemeinschaft, Baba Komou, war der einzige in Djollel, der lesen und schreiben gelernt hatte, bevor es die mobile Schule gab. Baba Komou weiß deshalb: „Es ist ein großes Glück, eine mobile Schule hier bei uns zu haben, denn sie ist unserer Lebensweise angepasst. Ich habe die Chance gehabt, ein paar Jahre zur Schule zu gehen. Ich weiß, wie wichtig Bildung ist, besonders in diesem Fall, wo die Schule extra mit unseren Lebensbedingungen mitgeht."

Erstklässlerin Hawa Manient erklärt, warum sie gern zur Schule geht: „Ich möchte Lehrerin werden, dafür muss ich zuerst lesen und schreiben lernen. Und meine Eltern sagen: Du musst in die Schule gehen, damit du die Welt verstehen kannst.“

In Pora Somono entspricht die Schule der Alltagsrealität

Auch dieses Camp wird von Fischern bevölkert, die einmal im Jahr umziehen. Lamine Doumbia sprach mit den Bewohnern und fasst zusammen, wie die Gemeinschaft von Pora Somono über die mobile Schule urteilt: „Wir hatten schon mal eine Schule beantragt und haben sie bekommen. Aber weil sie ein klassischer Betonbau war, also eine feste, sesshafte Schule, und wir im Rhythmus des Wassers leben, konnten unsere Kinder sie nicht immer besuchen. Diese mobile Schule entspricht unserer Alltagsrealität. Wir bauen die Schule mit Holz und Stroh. Die Welthungerhilfe hilft mit ab- und wiederaufbaubaren Schulbänken und Schulmaterialien, und der Lehrer wandert mit." 

Lamine Doumbia ist sich nach den vielen Begegnungen und Interviews in den drei unterschiedlichen Gemeinschaften sicher: Das erfolgreiche Beispiel der mobilen Schulen wird auch in weiteren Ländern Westafrikas Schule machen.

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