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04.07.2013 | Projektupdate

Interview: Wie ist die Lage in Mali?

Willy Kohlmus über Sicherheit, Verteilung von Hilfsgütern und langfristige Entwicklung.

Hilfsgutempfänger in Mali
Reis und andere Hilfsgüter werden an vorher identifizierte Familien und Bedürftige verteilt. © Martinez © Thomas Martinez
Ralph Dickerhof Journalist

Wie ist die Sicherheitslage, wo kommen die Flüchtlinge unter und droht Mali vielleicht erneut eine Hungersnot? Willy Kohlmus, Regionalkoordinator der Welthungerhilfe, berichtet aus der Hauptstadt Bamako:

Welche Auswirkungen hat der Konflikt auf den Arbeitsalltag der Welthungerhilfe in Mali?

Obwohl sich das Land im Krieg befindet, läuft unsere Zusammenarbeit mit den malischen Institutionen reibungslos. Es ist wirklich erstaunlich, wie gut unsere Strukturen vor Ort trotz der Krise funktionieren. Den Umständen entsprechend können wir unserer Arbeit, sowohl hier in Bamako als auch in unseren Projekten, gut nachgehen.
 

Welche Rolle spielen dabei ihre malischen Kolleginnen und Kollegen?

Eine enorm große Rolle! Ohne unsere malischen Kollegen und unsere regionalen Partnerorganisationen können wir hier nicht erfolgreich arbeiten. Da wir zum Schutz unserer Mitarbeiter einige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen mussten, können wir im Moment keine  deutschen oder westlichen Kollegen in die Projektgebiete schicken. Das heißt konkret, unsere malischen Kollegen verteilen die Hilfsgüter vor Ort und halten Kontakt zur Bevölkerung.

Dirk Niebel begutachtet Reissäcke
Deutscher Minister Dirk Niebel beim Besuch in Nord Mali. © Thomas Martinez

Die aktuelle Lage in Mali scheint für Außenstehende unübersichtlich. Was halten denn die Malier selbst von den Konflikten?

Ich denke, die Mehrheit der Malier, im Süden wie im Norden, ist vor allem darüber verärgert, dass es so lange gedauert hat, den Konflikt politisch ernsthaft anzugehen. Ansonsten stärkt die Krise den Zusammenhalt in den Familien: Den Menschen ist bewusst, dass Krieg herrscht, da werden andere Probleme zurzeit eher beiseitegelassen. Auch eine große Solidarität beobachten wir. Seit Beginn des Konflikts sind viele Malier aus dem Norden zu Verwandten in den Süden geflohen. Die Gastfamilien, denen selbst kaum etwas zum Leben bleibt, nehmen die Flüchtlinge mit offenen Armen auf. Beiden Seiten zu helfen, ist uns als Welthungerhilfe sehr wichtig. An neuankommende Flüchtlinge und auch an Gastfamilien verteilen wir Decken und Kochgeschirr. In den kommenden Tagen werden wohl die Flüchtlingsströme durch die anhaltenden Kämpfe im Norden noch einmal deutlich zunehmen.
 

Wenn viele Flüchtlinge privat unterkommen – wie bekommen Sie überhaupt Kontakt zu diesen Familien?

Die Kommunen unterstützen uns dabei: Neuankommende Flüchtlinge melden sich bei den zuständigen Gemeindegremien. Diese haben einen guten Überblick, denn sie wissen, welche Gastfamilien noch jemanden aufnehmen können. Insgesamt ist das ein ziemlich gut ausgebautes Netzwerk, durch das wir recht genau erfahren, welche Hilfe gebraucht wird.

Frau schüttet Zutaten aus einem Korb in einen Kochtopf
Frau kocht in ihrer Hütte im Flüchtlingsdorf Essen. © Jens Grossmann

Stichwort Nahrungsmittel und Dürren – wie ist die Ernährungssicherheit in Mali derzeit?

Nach der großen Dürre von 2011 waren die Niederschläge und die Ernte im vergangenen Jahr zum Glück ganz gut. Wir müssen nun sehen, wie die diesjährigen Ernten ausfallen werden. Derzeit wäre genügend Nahrung vorhanden. Doch die Kosten sind für viele Familien ein Problem. Sie können es sich nicht leisten, auf einmal eine doppelte Anzahl Menschen zu ernähren.
 

Worauf stellt sich die Welthungerhilfe in Mali für die Zeit nach den aktuellen Kämpfen ein?

Wir handeln mehrgleisig: In sicheren Gebieten fahren wir unsere mittel- und langfristigen Entwicklungsprojekte fort. Darüber hinaus leisten wir Nothilfe, bedürftige Familien statten wir mit notwendigen Dingen des täglichen Lebens aus, also etwa mit Hygiene- oder Koch-Sets. In anderen Regionen werden wir die Menschen beim Wiederaufbau unterstützen. Das könnte dann Baumaterial und Werkzeug sein, je nach Bedarf. Auf Gemeindeebene sind natürlich Krankenhäuser und die Wasserversorgung besonders wichtig, ebenso wie der Wiederaufbau von Schulgebäuden. Dabei hoffen wir natürlich auch auf Spenden aus Deutschland. Mali kann zurzeit jeden Euro brauchen!

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