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06.10.2014 | Projektupdate

Neues Wissen weitergeben

Ihre Kinder waren selbst von Mangelernährung betroffen – nun ist Vicentina ausgebildete Gesundheitsberaterin

Viviana trägt ihr Kind auf dem Rücken
Viviana wusste nicht um ihre Rechte und ging aus Angst vor hohen Kosten mit ihrer Tochter nie zum Arzt. © Karin Desmarowitz

In Peru treffen wir als Welthungerhilfe auf Situationen, die aus deutscher Sicht unglaublich erscheinen, aber für unsere weltweite Arbeit typisch sind. So wie bei Viviana Quispe: Ihre einjährige Tochter Sonia war stark untergewichtig - schon seit ihrer Geburt. Viviana wusste, dass ihr Kind dringend medizinisch behandelt werden musste. „Aber wir gingen nie mit ihr zu einem Arzt, weil wir Angst vor den hohen Kosten hatten“, erzählt sie.

So wie ihr geht es vielen Müttern hier in den abgelegenen Bergdörfern Perus, erklärt Gesundheitsberaterin Vicentina Huallpa, die gerade für einen Gesundheitscheck zu Besuch bei Familie Quispe ist. Das Tragische an ihrer Situation ist, dass Viviana einen Anspruch auf die Gesundheitsversorgung der gesetzlichen Krankenkasse hat. Der wichtige Besuch beim Arzt mit ihrer Tochter wäre dann kostenlos. Nur wusste sie das nicht, wie so viele andere Familien in Ccatcca, einem Dorf auf 4.000 Meter Höhe in den peruanischen Anden.

Die Menschen kennen ihre Rechte auf Gesundheit nicht

„Das ist ein Skandal, wenn die Menschen ihre Rechte nicht kennen!“, empört sich Gesundheitsberaterin Vicentina. Sie stammt selbst aus der Region. „Die Bürokratie hier ist träge, die Wege lang und das Vertrauen in den Staat gering. Ich kenne die Not aus eigener Erfahrung.“ Vicentina hat selbst fünf Kinder. Und um ihre beiden Jüngsten musste sie sich ernsthaft Sorgen machen. Ihr Sohn Bruno war mit zwei Jahren viel zu klein und zu dünn für sein Alter. Obwohl Perus Wirtschaft seit Jahren wächst, sind in den ländlichen Gegenden sieben von zehn Kindern unter- und mangelernährt. Die Menschen in den Anden sind arm und haben nur sehr schwer Zugang zu staatlichen Dienstleistungen und Gesundheitszentren. Viele Mütter wissen zudem auch nicht, wie wichtig eine gesunde Ernährung während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder ist.

Seit einigen Jahren können Kleinkinder in Peru kostenlos geimpft werden. © Karin Desmarowitz
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Ein Teil ihrer Arbeit ist, die Gesundheit und Entwicklung der Kinder zu beobachten und zu erfassen. © Karin Desmarowitz
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Viviana lernt in einer Kochschulung, mit einfachen Mitteln vitaminreicher und gehaltvoller zu kochen. © Karin Desmarowitz
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Die Gemeinde legt eigene Gemüsebeete an und setzt so das neue Wissen gleich um. © Karin Desmarowitz
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Gesundheitsberater kommen nun direkt in die Dörfer und geben Tipps gegen Unterernährung

Vicentina lacht, sie ist froh, dass sie dank der Gesundheitsberatung durch Puririsun, eine der Partnerorganisation der Welthungerhilfe in Peru, so viel über Vitamine und andere lebenswichtige Nährstoffe erfahren hat. Regelmäßig bekam sie damals Besuch von Gesundheitsberater Alberto Luna; er informierte sie über ihre Rechte und Möglichkeiten. Außerdem kontrollierte Alberto jeden Monat Größe und Gewicht von Bruno und achtete darauf, dass er alle Impfungen erhielt. Nach nur wenigen Monaten ging es ihrem Sohn viel besser – und Vicentina, ja sie war so begeistert von ihren neuen Erfahrungen, dass sie diese unbedingt an andere weitergeben wollte. Deshalb hat sie sich vor einem Jahrselbst als Beraterin ausbilden lassen und betreut seitdem mehrere Familien in ihrem Dorf. Eine von ihren Schützlingen ist Viviana Quispe mit Tochter Sonia.

Vicentina hat der Familie Quispe geholfen, einen Arzt zu finden, ihr aber auch eine ganze Reihe von direkt umsetzbaren Ernährungstipps gegeben. Viel Überzeugungsarbeit musste sie dabei leisten; aber nun geht Viviana mit ihrer Tochter regelmäßig zum Impfen ins Gesundheitszentrum und besucht Kochkurse, die im Rahmen des Projektes durchgeführt werden. Vicentina weiß, wie schwer es ist, sich zu verändern. Deshalb lobt und bestärkt sie Viviana. Mit Erfolg! Die kleine Sonia hat deutlich in ihrer Entwicklung aufgeholt!

Beratung verändert das Leben der Frauen und setzt Kräfte frei

Die Schulungen und Weiterbildungen von Puririsun und Welthungerhilfe eröffnen Frauen in der abgelegenen Andenregion neue Möglichkeiten. Sie lernen, nicht nur die Gesundheit ihrer Kinder zu schützen, sondern sie tun auch etwas für sich selbst. „Durch meine neue Aufgabe habe ich auch Selbstbewusstsein entwickelt. Das ist bei uns Dorffrauen eher selten“, erklärt Vicentina stolz. Gemeinsam mit anderen Müttern hat sie die übrigen Gemeindemitglieder überzeugt, eigene Gemüsegärten anzulegen. So können die Frauen nun ihr neues Wissen gleich umgesetzt umsetzen und ohne große Kosten ihre Familien gesund ernähren.

Insgesamt sieben Familien unterstützt Vicentina bereits, aber in der Region sind über 62 Prozent der Kinder mangelernährt. Die Welthungerhilfe bildet deshalb in den Gemeinden weitere Gesundheitsberater aus, die Familien besuchen, Kinder impfen und praxisnahe Antworten zu Gesundheit, Ernährung und Hygiene geben. Antworten, die das Leben der Menschen verändern. Unterstützen Sie uns dabei, weitere Erfolgsgeschichten wie die von Vicentina zu schreiben – in Peru und vielen anderen Projektländern.

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