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Klimaresilienz stärken – International handeln

Der Klimawandel ist im vollen Gange – die Bemühungen der Weltgemeinschaft, ihn zu stoppen, waren bisher unzureichend. Es ist daher längst an der Zeit, einen Schritt weiter zu denken: Das Klima verändert sich, und wir müssen lernen, damit zu leben.

Klimaresilienz: Ein Mann hält Baumsetzlinge in den Händen
Aufforstung der Wälder und Anpflanzung widerstandsfähiger Nutzpflanzen führen zu mehr Klimaresilienz: Bauer Wesley La Guerra mit Setzlingen, Haiti. © Daniel Rosenthal

Wenn es um Klimaveränderungen geht und was es heißt, mit diesen leben zu lernen, verwenden wir die Definition Klimaresilienz. Gemeint ist die Widerstandsfähigkeit von Gesellschaft und Wirtschaft gegenüber den Folgen des Klimawandels. Besonders wichtig dabei ist der Schutz der Lebensgrundlagen: Wie können wir unter den Bedingungen des Klimawandels weiterhin acht Milliarden Menschen ernähren? Wie schützen wir Leben und Besitz vor Naturkatastrophen? 

Der Klimawandel trifft uns alle

Daten des Weltklimarats zeigen, dass die globale Durchschnittstemperatur in den 2010er Jahren um 1.1°C über dem Durchschnitt der Periode zwischen 1850 und 1900 lag. Anfang der 2030er Jahre wird der Temperaturanstieg voraussichtlich schon bei 1,5°C liegen. Wenn es nicht gelingt, Klimaschutzmaßnahmen schneller umzusetzen, werden die Temperaturen weiter steigen. 

Die Erderwärmung hat unmittelbar Folgen für das Wetter, vor allem für die Verteilung der Niederschläge. In einigen Regionen steigt die Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen und Dürren, in anderen ist zunehmend mit Starkregenereignissen und Überflutungen zu rechnen. Tropische Stürme fallen stärker aus, Wald- und Buschbrände werden häufiger. 

Der Mensch ist von all dem nicht nur physisch bedroht, etwa durch Hitzewellen und Flutkatastrophen; mindestens genauso gravierend sind die Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit. Dürren und Überflutungen führen zu Missernten, die Erwärmung der Ozeane verringert die Fischereierträge, Stürme, Hitze und Wassermassen zerstören die Infrastruktur für Lebensunterhalt und Grundversorgung. Die Folgen des Klimawandels treffen jeden von uns – jedoch nicht alle im gleichen Maße: Viele Länder des Globalen Südens stehen vor besonders großen Herausforderungen. Angehörige vulnerabler Bevölkerungsgruppen – Arme, Kranke, Benachteiligte – sind oft stärker gefährdet als andere Menschen.  

 

Klimaresilienz in Städten und Regionen Deutschlands

Deutschland muss sich auf trockenere Sommer und feuchtere Winter einstellen. Dürren werden die Wasservorräte und Pflanzen mit hohem Wasserbedarf bedrohen; Waldbrände werden häufiger; Starkniederschläge und Hochwasserereignisse sind zunehmend eine Gefahr für Siedlungen; Hitzewellen werden zur unmittelbaren Gesundheitsbedrohung vor allem für ältere Menschen in Städten. 

Bund, Länder und Kommunen reagieren mit Klimaanpassungsstrategien, die etwa helfen sollen, die Hitzeentwicklung in Städten zu begrenzen, den Abfluss von Regenwasser zu erleichtern oder dieses zur künftigen Nutzung zu speichern. Maßnahmen sind z.B. 

Ein Klimaanpassungsgesetz auf Bundesebene soll dazu beitragen, solche Bemühungen künftig besser zu lenken und zu koordinieren. 

Klimaresilienz international

Ländliche Räume im Globalen Süden müssen klimaresilienter werden, um die Ernährung der Bevölkerung sicherzustellen.

Der Klimawandel wird die Menschen in Deutschland und Europa vor manche Herausforderungen stellen – die Ernährungssicherheit ist aber auf absehbare Zeit nicht bedroht. Das ist in vielen Ländern des Globalen Südens anders. Hier geht es um den Schutz der Lebensgrundlagen von Millionen Menschen. Wie die Weltbank schon 2018 warnte, könnte der Klimawandel bis 2050 über 140 Millionen Menschen dazu zwingen, ihre Heimatregionen zu verlassen. Sie müssten in weniger betroffenen Gebieten aufgenommen und integriert werden. Wenn die Bedingungen in den heißen Regionen des Planeten sich verschlechtern, werden die Folgen auch in anderen Weltgegenden zu spüren sein. Klimaresilienz ist daher eine Aufgabe für die gesamte Menschheit. 

Diese Länder brauchen besondere Hilfe

Für viele Länder des Südens ist Klimaresilienz von existenzieller Bedeutung. Es wird vermutlich nicht möglich sein, in allen gefährdeten Regionen eine landwirtschaftliche Produktion auf dem heutigen Niveau zu erhalten. Aber je besser es uns gelingt, unsere Lebens- und Wirtschaftsweise an den Klimawandel anzupassen, desto mehr Gebiete können wir bewirtschaftbar und bewohnbar halten. Klimaresilienz kann dafür sorgen, dass ein gutes Leben möglich bleibt; so verhindert sie auch erzwungene Migration

Die gravierendsten Folgen des Klimawandels treffen oft Länder, die ohnehin schon große Probleme haben: Der Welthungerindex zeigt, in welchen Ländern und Weltregionen, die Gefährdung durch Hunger derzeit besonders groß ist. © Welthungerhilfe
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Klimaresilienz: Die Länder, die stark durch den Klimawandel gefährdet sind und zugleich eine geringe Fähigkeit zur Vorsorge aufweisen, befinden sich vor allem in Afrika. © Welthungerhilfe
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Klimaresilienz: Am stärksten bedroht sind Länder mit ernster Ernährungslage, hoher Klimagefährdung und geringer Vorsorgefähigkeit. © Welthungerhilfe
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Die Anpassung an den Klimawandel durch Spenden unterstützen

Maßnahmen zur Stärkung der Klimaresilienz

Die Welthungerhilfe definiert Resilienz allgemein als die Fähigkeit von Personen, Gemeinden oder Institutionen, sich von extremen Belastungen rasch zu erholen und Strategien zu entwickeln, mit wiederkehrenden Herausforderungen umzugehen. Was können wir mit Blick auf den Klimawandel tun, um diesem Ziel näher zu kommen?

Landwirtschaft stärken

Wir brauchen neue Wirtschaftsformen und besser ausgewählte Nutzpflanzen. Anbaukonzepte wie Agroforstwirtschaft können den Boden vor Austrocknung schützen, Diversifizierung macht Landwirt*innen unabhängig vom Ernteerfolg einzelner Feldfrüchte, klimaangepasste Sorten bringen stabilere Erträge, Bewässerungssysteme machen unabhängiger von Niederschlägen.

Wasser bewirtschaften und gegen Hochwasser vorsorgen

Extreme Trockenheit einerseits, extreme Niederschläge andererseits: Wir müssen Wasser besser speichern und verteilen; überschüssiges Wasser muss sicher abgeleitet werden. Küstenschutz sollte auf einen steigenden Meeresspiegel und die Auswirkungen schwerer Stürme ausgerichtet werden.

Infrastruktur absichern

Physische Infrastruktur, wie z.B. Verkehrswege oder Versorgungsleitungen, muss so aufgerüstet werden, dass sie katastrophalen Wetterereignissen standhält. Die digitale Infrastruktur muss weiter ausgebaut werden.

Sozialsysteme anpassen

Gesellschaften in von der Klimakatastrophe besonders betroffenen Regionen brauchen soziale Sicherungssysteme, die klimageschuldete Einkommensausfälle zeitlich begrenzt abfedern können.

Regierungsführung und Verwaltung verbessern

Um mit den Folgen des Klimawandels fertigzuwerden, brauchen Länder einen leistungsfähigen Verwaltungsapparat und ein politisches System, das die Interessen besonders betroffener Menschen effektiv in Entscheidungsprozesse einbezieht.

Lokalisieren und Warnsysteme einrichten

Die Probleme des Klimawandels sind oft sehr ortsspezifisch ausgeprägt. Funktionierende Lösungen können nur vor Ort in enger Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung entwickelt und umgesetzt werden. Wir müssen sicherstellen, dass Informationen zu klimatischen Zusammenhängen und Problemlösungsansätzen, aber auch Katastrophenwarnungen die Menschen vor Ort erreichen. Dazu ist oft auch eine Verbesserung der Schulbildung nötig.

Zugang zu Wasser und Land ermöglichen

Um selbstverantwortlich Maßnahmen zur Klimaresilienz umsetzen zu können, brauchen Menschen gesicherte Land- und Wasserrechte.

Frauen stärken

In mancherlei Hinsicht sind Frauen in ihrem Alltag stärker vom Klimawandel betroffen als Männer. In vielen Gesellschaften sind vor allem sie für die Beschaffung von Nahrungsmitteln und Wasser sowie für das Thema Gesundheit zuständig. Je mehr Zeit und Energie sie dafür aufwenden müssen, desto schlechter sind ihre Bildungschancen: Mädchen, die stundenlang auf dem Weg zu weit entfernten Wasserstellen unterwegs sind, gehen nicht zur Schule. Damit laufen gerade Frauen Gefahr, von den Informationsquellen abgeschlossen zu werden, die für die Verbesserung ihres Lebens und des Lebens ihrer Familie wichtig sind. Frauen besitzen auch oft weniger Land und haben geringere Einkommen, was ihren Handlungsspielraum weiter einschränkt. Die Entlastung und Qualifizierung von Frauen kann die Wirksamkeit anderer Maßnahmen zur Klimaresilienz deutlich verbessern. 

Der internationale Kontext: Weltfinanzsystem reformieren

Klimaresilienz ist teuer. Deshalb brauchen vor allem die am schwersten getroffenen Länder gesicherten Zugang zu Hilfen und Krediten, ohne dass sie gezwungen sind, sich zu überschulden. 

Fehlende Mittel gefährden Klimaresilienz

Investitionen in die Widerstandsfähigkeit der Länder des Globalen Südens gegen die Folgen des Klimawandels kommen allen Staaten zugute. Ohnehin sind die Länder, die die Erderwärmung am stärksten trifft und die mit den größten Klimaschäden zu kämpfen haben, oft diejenigen, die am wenigsten zu ihr beigetragen haben: Es waren vor allem die Länder mit hohen und mittleren Einkommen des Globalen Nordens, die den CO²-Gehalt der Atmosphäre auf das derzeitige Niveau brachten. 

Grafik: Kosten, die für die Klimaanpassung aufgebracht werden müssten
Klimaresilienz: Wir müssten viel mehr Geld für die Anpassung an Klimaveränderungen ausgeben, als wir es tatsächlich tun. © Welthungerhilfe

Die Vereinten Nationen schätzen, dass die Anpassung an den Klimawandel uns weltweit im Zeitraum bis 2030 bis zu 300 Milliarden USD pro Jahr kosten wird; bis 2050 könnten es sogar 500 Milliarden pro Jahr sein. Von solchen Summen sind die realen Ausgaben derzeit weit entfernt. Nach Zahlen der Climate Policy Initiative geben wir weltweit weniger als 50 Milliarden USD für Anpassungszwecke aus. Wir bauen also gerade einen gewaltigen Investitionsstau auf. 

Eine Baustelle, mehrere Männer arbeiten.
Jetzt vorbereiten

Ihre Spende hilft uns, Landwirtschaft in klimagefährdeten Regionen des Globalen Südens zu stärken.

Die Länder des Globalen Südens brauchen schnell günstigere Kredite. Gleichzeitig müssen wir alle unseren Beitrag leisten, um so viele Regionen wie möglich trotz der Folgen des Klimawandels bewohnbar und landwirtschaftlich nutzbar zu halten.  

Der beste Beitrag zur Stärkung der Klimaresilienz ist natürlich die Begrenzung des Klimawandels. Schon geringe Fortschritte bei der globalen Temperaturbegrenzung können regional und lokal große Erleichterungen bedeuten. Darüber hinaus fordert der auf der Weltklimakonferenz von Glasgow 2021 beschlossene Klimapakt die einkommenstärkeren Länder dazu auf, ihre Investitionen in die Anpassungsmaßnahmen für einkommensschwächere Länder zu verdoppeln.  

Die Welthungerhilfe betreibt mit ihren Partnern zahlreiche Projekte, bei denen Klimaresilienz ein wichtiges Ziel ist. Leisten Sie mit einer Spende einen Beitrag zur globalen Klimaresilienz. 

 

Projekte der Welthungerhilfe – unterstützen Sie unsere Arbeit

Bei all unseren Projekten legen wir großen Wert darauf, eng mit Partnern vor Ort zusammenzuarbeiten. Da die Auswirkungen des Klimawandels örtlich so verschieden sind, braucht jede Region ihre eigenen Strategien. Die Menschen in betroffenen Gebieten kennen ihre Probleme selbst am besten, und sie wissen auch oft sehr gut, wo man ansetzen könnte, um die Situation zu verbessern. Wenn externe Konzepte ohne Abstimmung mit den Betroffenen vor Ort umgesetzt werden, besteht sogar die Gefahr von Fehlanpassungen - Veränderungen, die mehr schaden als nützen. Die Welthungerhilfe kooperiert daher oft mit Forschungseinrichtungen in den Projektländern selbst. Wir knüpfen häufig an staatliche Programme zur Klimaresilienz in den betroffenen Regionen an und leisten unseren Beitrag, um deren Wirksamkeit zu erhöhen.

Dabei haben wir immer besonders die Menschen im Blick, die für die Auswirkungen des Klimawandels besonders anfällig sind, wie z.B. Kleinbäuer*innen und Landarbeiter*innen, junge Menschen und Frauen in prekären Lebenssituationen, Angehörige indigener Völker. 

 

Häufig gestellte Fragen zum Thema Klimaresilienz

Was ist der Unterschied zwischen Klimaresilienz und Klimaschutz?

Klimaschutz ist der Oberbegriff für alle Maßnahmen, die die Erderwärmung begrenzen sollen. Die Definition Klimaresilienz dagegen steht für die Fähigkeit der Gesellschaft oder eines Ökosystems, die Folgen der Erderwärmung auszuhalten („Resilienz“ bedeutet „Widerstandsfähigkeit“). Man könnte sagen: Je erfolgloser wir beim Klimaschutz sind, desto wichtiger wird das Ziel der Klimaresilienz. 

Maßnahmen zum Klimaschutz sind z.B. alle Maßnahmen zur Reduzierung von CO2-Emissionen. Maßnahmen zur Steigerung der Klimaresilienz sind z.B. die Bemühungen zur Züchtung von Getreidesorten, die besser mit Trockenheit zurechtkommen. 

Kann Klimaresilienz Klimaschutz überflüssig machen?

Nein. Wenn die von der Wissenschaft vorhergesagten weiteren Temperatursteigerungen eintreten, wird es nicht möglich sein, alle bisher besiedelten Gebiete der Erde weiterhin dauerhaft bewohnbar und bewirtschaftbar zu halten – dafür reicht die Wirksamkeit aller Maßnahmen zur Steigerung der Klimaresilienz nicht aus. 

Umgekehrt gilt aber: Wenn wir beim Klimaschutz vorankommen, können wir Klimaresilienz leichter erreichen. Jedes Zehntelgrad, um das die globale Temperatur nicht steigt, hilft uns, Lebensräume für Menschen zu retten.  

Was ist der Unterschied zwischen Klimaresilienz und Anpassung an den Klimawandel?

Beide Begriffe sind eng verwandt. In wissenschaftlichen und politischen Zusammenhängen wird auch oft der Begriff Adaptation als Fachausdruck für Anpassung an die globale Erwärmung, oder noch genauer für Maßnahmen zur Anpassung an die globale Erwärmung verwendet. Anpassung oder Adaptation bezeichnet also die Maßnahmen, Klimaresilienz bezeichnet das Ziel. 

Gibt es verbindliche internationale Vereinbarungen zur Klimaresilienz?

In der internationalen Klimapolitik ist meist nicht von „Steigerung der Klimaresilienz“, sondern von „Adaptation“ die Rede. Adaptation oder Anpassung an die globale Erwärmung ist schon seit der Klimarahmenkonvention von 1992 ein Thema der internationalen Politik, das aber lange Zeit eine sehr untergeordnete Bedeutung hatte. Seit 2007 unterstützt der sogenannte UN-Anpassungsfonds ärmere Länder bei Programmen zur Anpassung an die Erderwärmung; seine finanziellen Mittel sind aber begrenzt. 2015 beschloss die Pariser Klimakonferenz, ein globales Anpassungsziel und neue Finanzierungsmechanismen zu erarbeiten; bis heute sind die Unterziele und die Indikatoren aber noch nicht festgelegt. 

Welche Gesetze und offiziellen Strategien zur Klimaresilienz gibt es in Deutschland und in der EU?

Die Bundesregierung erarbeitete 2008 eine Deutsche Anpassungsstrategie für den Klimawandel (DAS). Die Bundesländer haben jeweils eigene Strategiepapiere verabschiedet. 

Das Land Nordrhein-Westfalen schuf 2021 das deutschlandweit erste Klimaanpassungsgesetz. Ein Klimaanpassungsgesetz des Bundes soll noch in diesem Jahr folgen. 

Auf europäischer Ebene verabschiedete die Europäische Kommission im Jahr 2021 schon die zweite EU-Strategie für die Anpassung an den Klimawandel.  

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