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Wasser ist ein Menschenrecht

Sauberes Wasser und eine angemessene Sanitärversorgung sind Menschenrechte und lebensnotwendig. Das ist auch im 6. der 17 Sustainable Development Goals bis 2030 der Vereinten Nationen (SDGs) verankert. Doch das Fortschrittstempo für die Umsetzung der Maßnahmen müsste sich vervierfachen, um das 6. SDG zu erreichen.

Wasser ist ein Menschenrecht - jetzt die Menschen weltweit unterstützen und spenden!
Dank einer Wasserpumpe haben die Menschen in einem Dorf in Kambodscha Zugang zu Wasser. Weltweit haben aber immer noch 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu einer sicheren Wasserversorgung. © Jens Grossmann

Menschenrecht auf Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene

Was sind Menschenrechte?

Menschenrechte sind universell – also für alle Menschen gültig. Menschenrechte sind Verpflichtungen des Staates gegenüber einzelnen Personen. Unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, Sprache oder Anschauung stehen Menschenrechte allen Menschen von Geburt an zu. Mit dem Beitritt zu internationalen Menschenrechtsverträgen verpflichten sich Regierungen, Menschenrechte zu schützen. Diese werden durch sogenannte Vertragsorgane (einzelne Ausschüsse der Menschenrechtskonventionen) kontrolliert.

Sauberes Wasser, eine funktionierende Toilette und die Möglichkeit, sich jederzeit waschen und duschen zu können – das ist weltweit für Millionen Menschen Normalität. Wir denken, wenn wir Durst haben, nicht darüber nach, dass es nur zehn Sekunden dauert, ein Glas Wasser aus dem Wasserhahn abzufüllen. Wir tun es einfach.
 
Wir haben zu Hause mehrere Wasserhähne und 24 Stunden warmes Wasser zur Verfügung. Und selbst wenn wir mal einen Wasserschaden haben: dann rufen wir einen Notdienst, der innerhalb kürzester Zeit vorbeikommt und unsere Probleme löst. Wir denken über die Verfügbarkeit von Wasser, Hygiene und Sanitäreinrichtungen nicht nach, weil sie Normalität ist. Deshalb neigen wir dazu, die Bedeutung von Wasser als Grundrecht oder gar Trinkwasser als Menschenrecht zu unterschätzen oder als selbstverständlich anzusehen.

Seit 2010 ist der universelle Zugang zu Trinkwasser, Sanitärversorgung und Hygiene ein Menschenrecht. Jedoch bleibt dieses Recht vielen Menschen insbesondere in einkommensschwächeren Ländern des Globalen Südens immer noch unerfüllt. Weltweit haben 703 Millionen Menschen keinen Zugang zu einer grundlegenden Wasserversorgung, sie brauchen mehr als 30 Minuten, um Wasser zu holen oder nutzen Wasser aus Flüssen und anderen verunreinigten Wasserquellen.

Überfluss und Armut – die aktuelle Welt-Wasser-Situation 

Die Normalität sieht für die Menschen so aus: Um Wasser zu holen, müssen lange Strecken zurückgelegt werden. Funktionierende Handwaschanlagen mit Wasser und Seife sind notwendig, um eine sichere Handhygiene zu praktizieren, aber über 2,2 Milliarden Menschen weltweit fehlt der Zugang zu einer sicheren Wasserversorgung. Das heißt: Sie haben keinen Zugang zu Wasser auf dem Wohngrundstück, der frei von Kontaminierung und bei Bedarf jederzeit verfügbar ist.

Circa 3,5 Milliarden Menschen haben keine sichere Sanitärversorgung – also keinen Zugang zu Toiletten, der nicht mit anderen Haushalten geteilt und von denen das Abwasser sicher behandelt und entsorgt wird. Dabei ist Hygiene, vor allem der Hände, unerlässlich für die Vermeidung von Infektionskrankheiten und der Pandemieprävention. Wenn Kontakt mit menschlichen Ausscheidungen nicht vermieden werden kann, dann verbreiten sich Krankheiten wesentlich schneller als in einem hygienischen Umfeld.

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Factsheet: Wasser

Im Juli 2010 haben die Vereinten Nationen das Recht auf sauberes Wasser in die Erklärung der Menschenrechte aufgenommen. Doch wie sieht es aus mit der…

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Durchfallerkrankungen schwächen den menschlichen Körper und hindern ihn daran, Nährstoffe zu absorbieren und zu verwerten – ein Kreislauf von Armut, da die Menschen durch die Mangelernährung anfälliger für Krankheiten sind. Sie können nicht mehr arbeiten und geraten so in finanzielle Notlagen. Geld, das nun für Medikamente ausgegeben wird, fehlt für gesundes Essen.

Frauen und Mädchen besonders gefährdet 

Mädchen müssen ihren Müttern oft beim beschwerlichen Wasserholen helfen, können nicht zur Schule gehen und lernen weder Schreiben noch Lesen. Wer die Möglichkeit hat, eine Schule zu besuchen, findet oft katastrophale sanitäre Bedingungen vor.

Viele Mädchen bleiben deshalb während ihrer Menstruation zuhause oder brechen die Schule ab. Ohne Bildung oder Beruf sinken für Frauen die Chancen, ihre Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern.

Schmutziges Wasser zum Kochen. Wasser ist ein Menschenrecht. Setzen Sie sich mit Ihren Spenden dafür ein.
Frauen schöpfen schmutziges Wasser für den Hausgebrauch. Wasser ist ein Menschenrecht. Spenden Sie, damit dies zur Realität wird. © Welthungerhilfe

Was bedeutet das Menschenrecht auf Wasser für die Menschen eines Landes?

Das Recht auf Trinkwasser sichert allen Nutzer*innen dauerhaften, verlässlichen und bezahlbaren Zugang zu Wasser in ausreichender Menge und Qualität zu. 

Für die Umsetzung des Menschenrechts auf Wasser sind die Regierungen in den Ländern verantwortlich. Sie müssen dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen gegeben sind, damit die Versorgungsleistungen in ausreichender Qualität für die Menschen verlässlich und dauerhaft gewährleistet sind und das Recht auf Wasser umgesetzt wird.

Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit wie die Welthungerhilfe sind durch das Menschenrecht ausdrücklich verpflichtet, in ihren Projekten und Programmen einen sogenannten "menschenrechtsbasierten" Ansatz anzuwenden und Regierungen bei der Umsetzung zu unterstützen, um das Menschenrecht auf Wasser und Sanitärversorgung zu verwirklichen.

In den letzten zehn Jahren wurden insgesamt große Fortschritte im Hinblick auf Trinkwasserquellen und Abwasserentsorgung erzielt. Die Ungleichheit weltweit ist aber nach wie vor riesig: schätzungsweise jede*r Vierte dürfte bis 2050 in einem Land leben, das von chronischem oder wiederkehrendem Süßwassermangel betroffen ist.

Was bedeutet das Menschenrecht Wasser für die praktische Arbeit der Welthungerhilfe?

In der praktischen Projektarbeit der Welthungerhilfe wird versucht, die Wasserversorgung von Haushalten und Gemeinden über sechs Parameter zu verbessern, die im Menschenrecht auf Wasser verankert sind.

Wasser ist ein Menschenrecht. Grafik mit 6 Kriterien, was Wassernutzer*innen von ihrer Wasserversorgung erwarten.
Kriterien unserer Projektarbeit, um die Wasserversorgung von Haushalten und Gemeinden in unseren Projektländern zu verbessern. © Welthungerhilfe

Menschenrecht Wasser: Die sechs Kriterien im Überblick:

  1. Zugang zu Wasser: Wasser ist überlebensnotwendig, weshalb eine Wasserversorgungsanlage innerhalb von 30 Minuten erreichbar sein sollte. Darüber hinaus ist der gleichberechtigte Zugang für Kinder, alte Menschen und Menschen mit Behinderungen wichtig.
  2. Die Menge des genutzten Wassers ist wichtig für Hygiene und Wohlbefinden. Wir orientieren uns an nationalen Normen und der Empfehlung der WHO von 25 Liter pro Person und Tag für Körperpflege, Kleidung waschen, Zubereitung von Essen, Trinken und Reinigung der Wohnung und Sanitärversorgung.
  3. Die Qualität von Wasser ist für die Gesundheit essentiell. Normalerweise ist die Wasserqualität in nationalen Trinkwasserverordnungen geregelt. Zumindest fäkale Verunreinigungen dürfen nicht im Trinkwasser vorhanden sein. Trinkwasser gilt z.B. in Deutschland als „das am besten kontrollierte Lebensmittel“.
  4. Wasser muss für Haushalte bezahlbar sein: Wassertarife müssen sich im Rahmen dessen bewegen, was sich Familien leisten können. Als Richtwert gilt, dass nicht mehr als 5% des Einkommens einer Familie überschritten werden sollten.
  5. Das wichtigste Kriterium ist, wie verlässlich eine Wasserversorgungsanlage funktioniert: Erst eine vorbeugende Pflege, regelmäßige Wartung, Instandhaltung sowie verlässliche Reparaturdienstleistungen stellen eine dauerhafte Nutzung der Wasserversorgung sicher.
  6. Annehmlichkeit und Komfort sind ebenfalls sehr wichtige Kriterien und erhöhen die Attraktivität und Akzeptanz der Wasserversorgung. Sie wirken sich positiv auf die Nachfrage und den Verbrauch von Wasser aus, was bei einem Wasserverbrauch unter 20 Litern pro Person pro Tag erwünscht ist.

Menschenrechte Wasser & Sanitärversorgung: Projekte der Welthungerhilfe

Der Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu einer angemessenen Sanitärversorgung dürfen kein Privileg sein. Um das 6. SDG für alle Menschen zu erreichen, bedarf es weiterhin eines enormen Kraftaufwandes auf einer Vielzahl von Ebenen. Denn derzeit sind wir weit davon entfernt, dass das Ziel bis 2030 umgesetzt wird ­– das Fortschrittstempo für die Umsetzung der Maßnahmen müsste sich vervierfachen, um das Ziel zu erreichen.

2023 – ein Wendepunkt in der globalen Wasseragenda? Das Positionspapier zum 6. SDG.

Die Welthungerhilfe unterstützt weltweit Menschen dabei, Zugang zu sauberem Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene (WASH) zu bekommen und mit Hilfe von WASH-Maßnahmen ihre Lebensbedingungen zu verbessern. 2021 hat die Welthungerhilfe 126 Projekte durchgeführt, die Aktivitäten im WASH-Sektor enthalten.

In einem Zeitraum von drei Jahren werden mit unseren WASH-Maßnahmen rund drei Millionen Menschen erreichen – vor allem in ländlichen Gebieten in Afrika südlich der Sahara und Südasien. Die Projekte ermöglichen die Chance auf ein würdiges Leben, durch Gesundheit, Ernährungssicherheit und ein besseres Einkommen.

Ausgewählte WASH-Projekte

Menschenrecht Wasser: Systemischer Ansatz für die Umsetzung essenziell

Für die Umsetzung der Menschenrechte Wasser und Sanitärversorgung sind die nationalen Regierungen verantwortlich. Mit ihrer Arbeit unterstützt die Welthungerhilfe die lokalen Regierungen, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, die für nachhaltige Dienstleistungen bei der Wasser- und Sanitärversorgung erforderlich sind. Hierbei wenden wir einen systemischen Ansatz an, der die Zusammenarbeit zwischen allen relevanten Akteuren im WASH-Sektor fördert.

Nur wenn es gelingt, dass Gesundheits- und Wasserministerien, die Zivilgesellschaft, aber auch der Privatsektor zusammenarbeiten, werden wir den Nachhaltigkeitszielen bei der Wasser- und Sanitärversorgung ein Stück näherkommen. Dafür muss zum einen gemeinsam über Betrieb, Wartung und Instandhaltung von Versorgungsanlagen diskutiert, zum anderen gemeinsame Policies erstellt werden. Die Herangehensweisen und Aktivitäten in den Regionen, in welchen wir tätig sind, sind sehr unterschiedlich.

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