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07.10.2014 | Blog

Ochsengespann und neue Gemüsesorten

Einfach mal was Neues ausprobieren – zum Beispiel Weißkohl anbauen oder ein Feld mit Hilfe von Ochsen umpflügen. Das probieren Kleinbauern aus dem Dorf Ogur in Uganda im Rahmen eines landwirtschaftlichen Projektes der Welthungerhilfe. Ihr Wagemut hat sich gelohnt. 

Ochsengespann in Uganda
Mal was neues: Bauern pflügen ihr Feld mit Hilfe von Ochsen um, anstatt diese Arbeit per Hand zu erledigen. © Welthungerhilfe

Das Fahrrad streikt. Alex Opoio legt den großen Weißkohl, den er gerade in den Leinensack stopfen wollte, auf die Erde und betrachtet den Schaden. Mal wieder ein Platten, gerade jetzt wo er auf den Markt fahren muss. Mit dem Fahrrad sind das knapp 50 Minuten – jetzt muss er schieben. Das wird locker vier Stunden dauern.

Weißkohl, ein unbekanntes Gemüse

Alex Opoio lebt mit seiner Familie in einer kleinen Rundhütte am Rand von Ogur im Norden Ugandas. Seit fünf Jahren ist er Teilnehmer eines Projektes der Welthungerhilfe: Auf seinem Gelände, das einige Hektar groß ist, pflanzt er Weißkohl an. Ein Gemüse, von dem er bis vor fünf Jahren noch nie etwas gehört oder gesehen hat. Damals stellten Welthungerhilfe-Mitarbeitende den Weißkohl in einer landwirtschaftlichen Schulung vor. Er sei widerstandsfähig, schmackhaft und gut zu kultivieren, sagten sie. Alex Opoio beschloss etwas zu wagen und es einmal mit dem Anbau von Kohl zu probieren. Es hat funktioniert: Opoio erntet jetzt so viel, dass er wöchentlich zum Kohl-Verkaufen auf den Markt fährt.

In diesem Jahr gab es ungewöhnlich starke Regenfälle. Die Ernte ist gut, das Ende des Kohl-Feldes ist kaum mit bloßem Auge zu erkennen. Wie aufgereihte Fußbälle drängen sich die Weißkohlköpfe aneinander – die größten wiegen bestimmt sechs oder sieben Kilo. „Der bringt mir wahrscheinlich 3.500 Schilling auf dem Markt", erklärt der Farmer stolz. 3.500 Schilling entsprechen umgerechnet einem ganzen Euro. „Wenn das so weitergeht, werde ich noch Millionär – in Schillingen“, grinst er. Außer Weißkohl baut er jetzt auch Zwiebeln und Tomaten an. Diesen Gemüsearten wurde früher unterstellt, dass sie in der Gegend nicht wachsen.

Mut haben und etwas Neues ausprobieren

„Wir haben unsere Projektteilnehmenden davon überzeugt, dass es Sinn macht, einfach mal etwas Neues auszuprobieren“, sagt Projektleiter Anthony Otude. Der 42-Jährige organisiert mit seinem Team seit vier Jahren das Projekt der Welthungerhilfe in Ogur. „Wir haben mit einfachen Mitteln angefangen. Verteilung von Saatgut, Verbreitung neuer Anbaumethoden, Unterstützung beim Kauf von Ochsen. Die Menschen hier haben bis vor kurzem die Felder noch mit der Hand gepflügt", erzählt Anthony.

Samuel Obwota, der ein paar Kilometer entfernt von Alex Opoios Kohlfeld lebt, arbeitet inzwischen mit Ochsen. Die Welthungerhilfe hat die Tiere immer an Gruppen von Landwirt*innen verteilt, damit sie die Feldarbeit gemeinschaftlich organisieren können. Samuel Obwota legt den Tieren das hölzerne Pfluggeschirr um, spannt den Pflug und Mensch und Tier legen los. Innerhalb weniger Minuten sind sechs Reihen des Feldes durchgepflügt. Früher, per Hand, hat das mindestens einen halben Tag gedauert.

Wie wird es in Zukunft weitergehen?

Die Dorfbewohner*innen profitieren von dem Projekt. Dass es bald zu Ende geht, macht manchen Angst, andere sind optimistisch: „Wir müssen von jetzt an selbst sehen, wie wir vorankommen – und das werden wir auch schaffen“, sagt einer.

Alex Opoio hat sein Fahrrad einen Tag später repariert. Die nächste Tour zum Markt steht an. „Wenn die Leute sehen, dass mein Gemüse gut und gesund aussieht, kommen manche es vielleicht auch direkt bei mir abholen. Dann kann ich mir das Hin- und Herfahren sparen.“ Doch noch ist es nicht so weit. Alex schwingt sich auf das Rad, den Leinensack mit den Kohlköpfen auf dem Gepäckträger. In knapp einer Stunde wird er auf dem Markt sein – wenn der Reifen hält.

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