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23.08.2024 | Blog

„Humanitäre Helfer*innen sind die Brücke zwischen Krisen und Lösungen“

Anlässlich des Welttages der humanitären Hilfe 2024 spricht Evin Muhammet, Field Team Leader der Welthungerhilfe in Syrien, über ihre persönliche Motivation, sich für die Schwächsten einzusetzen

Frau in Syrien hält ein Schild mit einem Hashtag auf Arabisch
Evin Muhammet, 26, ist Field Team Leader der Welthungerhilfe in Syrien. © Welthungerhilfe
Evin Muhammet Field Team Leader

Was hat Sie dazu bewogen, im humanitären Bereich zu arbeiten?

Seit 2020 bin ich aktiv in der humanitären Arbeit bei verschiedenen Organisationen in unterschiedlichen Positionen tätig. Was mich auf diesen Weg geführt hat, war mein tief verwurzelter Wunsch, für mehr Gerechtigkeit und Gleichheit zu kämpfen. Dieser Bereich gibt mir ein tiefes Gefühl der Erfüllung und somit ein höheres Ziel, das über das bloßen Ziel, seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, hinausgeht.

Darüber hinaus schätze ich die kulturelle und soziale Vielfalt in meinem Arbeitsfeld und die Möglichkeit, mich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Die humanitäre Arbeit erfordert ein starkes Engagement und den aufrichtigen Wunsch, einen spürbaren Einfluss auf das Leben anderer Menschen zu nehmen.

Was zeichnet Sie als Humanitäre Helferin aus?

Ich glaube, dass ich gut geeignet bin, in der Humanitären Hilfe zu arbeiten. Ich verfüge über ausgeprägte Kommunikations-, Empathie- und Problemlösungsfähigkeiten sowie über praktische Erfahrungen in diesem Bereich. Ich konnte bereits meine Anpassungsfähigkeit und Belastbarkeit unter Beweis stellen und verfüge über ein tiefes Verständnis sowohl für lokale als auch für globale Zusammenhänge.

Welthungerhilfe-Mitarbeiterin im Gespräch mit einer Frau in einem Flüchtlingslager in Syrien
„Ich weiß, dass meine Arbeit einen echten, wertvollen Einfluss auf die Gemeinschaften hat, und das gibt mir ein Gefühl von Zufriedenheit und eines inneren Friedens“, sagt Evin Muhammet, hier in einem Flüchtlingslager im Nordwesten Syriens. © Welthungerhilfe

Darüber hinaus ist es meine große Leidenschaft, mich für andere Menschen einzusetzen. Ich wünsche mir, eine greifbare positive Wirkung zu erzielen.

Welchen Herausforderungen sind Sie im Bereich der humanitären Hilfe schon begegnet?

Auf meinem Weg in den humanitären Bereich wurde ich schon mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Zum Beispiel erfordern die kulturellen und sozialen Unterschiede zwischen den Gemeinschaften, mit denen wir zusammenarbeiten, eine hohe Sensibilität für lokale Probleme und Zusammenhänge. Und ich würde sagen, dass sie mir auch besondere kommunikative Fähigkeiten abverlangen.

Trotzdem überwog meine Motivation, einen spürbaren Beitrag zur Verbesserung der Lebenbedingungen anderer Menschen leisten zu können. Zu sehen, welche positiven Auswirkungen meine Arbeit hat, hat meine Leidenschaft, Herausforderungen mit Entschlossenheit anzugehen, verstärkt.

Welche Erfahrungen in der humanitären Arbeit haben Sie nachhaltig beeindruckt?

Bei einem meiner Besuche in einer Unterkunft für Kriegsvertriebene fiel mir eine Gruppe älterer Männer und Frauen auf, die ruhig in einer abgelegenen Ecke saßen, weit weg von den anderen. Ihre Augen waren voller Angst und Zerrissenheit, als ob sie das ganze Gewicht der Welt auf ihren Schultern tragen würden.

Ein offener Brief an die Mitgliedsstaaten der UN-Generalversammlung

Ich wandte mich an einen älteren Mann unter ihnen und wir begannen zu reden. In tiefer Trauer erzählte er mir, dass er seine gesamte Familie bei den Bombenangriffen auf seine Stadt verloren hatte. Er war allein, alt und ohne jegliche Unterstützung oder Fürsorge.

Ich bot ihm etwas zu essen an und versuchte, ihm beizustehen, aber was mich wirklich erschütterte, war der gebrochene Ausdruck in seinem Gesicht und der leere Blick in seinen Augen. Diese Augen hatten eine unbeschreibliche Tragödie miterlebt, Jahre des Schmerzes und des Verlustes.

In diesem Moment wurde mir bewusst, welch unermessliches Leid ältere Menschen in Kriegs- und Konfliktzeiten ertragen müssen, wie sie alles verlieren – nicht nur ihren Besitz, sondern auch ihre Würde und ihr Gefühl der Sicherheit.

Diese zutiefst emotionale Begegnung hat mich dazu veranlasst, mich noch stärker für die Unterstützung und Betreuung dieser oft vergessenen, verletzlichen Gruppe einzusetzen. Dieser Moment wird mir im Gedächtnis bleiben und mich auch in Zukunft bei meinen humanitären Bemühungen motivieren, egal wie groß die Herausforderungen sind.

Was sind die erfreulichen und inspirierenden Momente Ihrer humanitären Arbeit?

Einer der erfreulichsten und inspirierenden Momente meiner humanitären Arbeit war die Förderung der Einheit und Zusammenarbeit zwischen den vertriebenen Gemeinschaften und den Einheimischen in dem Gebiet. Ich spürte ein tiefes Gefühl menschlicher Solidarität und Brüderlichkeit und erlebte, wie die Menschheit selbst in den dunkelsten Zeiten aufblühen kann. Diese Momente der Einigkeit gehören zu den schönsten Erlebnissen meiner Laufbahn.

Und wenn ich von den Menschen Worte der Dankbarkeit und Anerkennung erhalte, erfüllt mich das mit einem tiefen Gefühl von Erfolg und Glück. Diese einfachen Worte vermitteln Hoffnung und Dankbarkeit und bestärken mich in meiner Entschlossenheit, diesen Weg fortzusetzen, weil ich glaube, dass das, was ich tue, einen echten Einfluss auf das Leben der Menschen hat.

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Was motiviert Sie, Ihre Arbeit in der Humanitären Hilfe trotz der Risiken fortzusetzen?

Trotz der Risiken, die mit dieser Arbeit verbunden sind, mache ich weiter, weil ich daran glaube, dass es wichtig ist, das Leben anderer zu verbessern und das Beste für meine Familie zu erreichen. Ich weiß, dass meine Arbeit einen echten, wertvollen Einfluss auf die Gemeinschaften hat, und das gibt mir ein Gefühl von Zufriedenheit und eines inneren Friedens.

Humanitäre Helfer*innen sind die Brücke zwischen Krisen und Lösungen, und sie verdienen unsere Unterstützung und unseren Schutz.

Evin Muhammet, WHH Field Team Leader

Was ist Ihre Botschaft zum Welttag der humanitären Hilfe?

Am Welttag der Humanitären Hilfe möchte ich eine wichtige Botschaft an die Welt senden, insbesondere an die Freiwilligen und Mitarbeitenden im humanitären Bereich: Wir müssen unser Mitgefühl und unsere Solidarität mit den Schwächsten in unserer Gesellschaft stärken. Humanitäre Helfer*innen sind die Brücke zwischen Krisen und Lösungen, und sie verdienen unsere Unterstützung und unseren Schutz.

Ich möchte auch eine besondere Botschaft an die humanitären Helfer*innen selbst richten: Ihr seid die wahren Held*innen. Trotz der Gefahren, denen ihr ausgesetzt seid, setzt ihr euch weiterhin ein und bewirkt positive Veränderungen. Ich danke euch von ganzem Herzen für euren enormen Einsatz und wünsche euch Sicherheit. Lasst uns gemeinsam weiter an einer gerechteren Welt für alle arbeiten.

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