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27.02.2025 | Blog

Irak: Saubere Energie macht Hoffnung in Sindschar

„Ich wünsche mir mehr Projekte für saubere Energie.“ In Ware Khidre im Distrikt Sindschar liefern Solaranlagen saubere Energie, sodass die Menschen Wasser für ihre Bauernhöfe aus dem Boden fördern und sich besser an das schwierige Klima anpassen können.

Halima und ihre Tochter Helin ernten Chilischoten auf ihrer Farm in Ware Khidre, Unterbezirk Sinuni, Sindschar, Irak. © Rozita Rebwar Abdalwahid / Welthungerhilfe
Rozita Rebwar Abdalwahid Communication Officer Iraq

Hoch in den Bergen von Sindschar liegt der Ort Ware Khidre. Seine terrassierten Felder sehen von oben aus wie lose aufeinander gestapelte Spielkarten. Hier bauen die Bewohner*innen Gemüse und Obst an, halten Bienen und züchten Vieh. Die unbefestigten Straßen des Bergdorfs schlängeln sich im Zickzack um üppige Feigenbäume, deren Früchte süßen Nektar enthalten. Auch Halimas Feigenfarm liegt hier; vor drei Jahren hat sie das Anwesen gebaut.

Halima war schon immer Bäuerin. Doch seit sie ihre eigene Farm besitzt, freut sie sich jedes Mal besonders, wenn aus den Samen neue Pflanzen sprießen und Früchte reifen. „Trauben machen mich glücklich“, sagt Halima, während sie mit ihrer Tochter Helin einige weiße Beeren ihrer Lieblingsfrucht pflückt und in einen Korb legt.

Landwirtschaft ist Herzenssache für die Dorfgemeinschaft von Ware Khidre. Die Menschen ziehen viele Sorten verschiedener Feldfrüchte, die sie später auf den Märkten von Sinuna und Sindschar in der irakischen Provinz Ninewa verkaufen. „Davon leben wir, wir verkaufen Feigen“, sagt Halima.

Luftbild einer bergigen Landschaft mit Häusern und Feldern
Bauernhöfe von Ware Khidre, Unterbezirk Sinuni, Sindschar, Irak © Rozita Rebwar Abdalwahid / Welthungerhilfe

Wasserknappheit und Binnenmigration 

Eigentlich gibt es um Ware Khidre fruchtbaren Boden, doch seit 2019 ist das Wasser knapp. Damit hatte auch Halima zu kämpfen, nachdem ihr klar geworden war, dass ihre Farm ohne nachhaltige Wasserversorgung nicht grün bleiben würde.

Bei der Bewässerung gab es Schwierigkeiten. Es fehlte moderne Technik wie Tröpfchenbewässerung. Stattdessen nutzten die Menschen Methoden wie Kanäle und Deiche. Auch die Stromversorgung war unzuverlässig. All das verschärfte die Situation.

Um der Dürre entgegenzuwirken, kaufte die Dorfgemeinschaft Generatoren, um Wasser aus dem Boden zu pumpen. Diese Lösung erwies sich als nicht nachhaltig: Sie war nicht nur teuer, sondern sie verursachte auch Lärm und Luftverschmutzung – und das gerade in der Hitze des Sommers, wo Temperaturen zwischen Mai und September auf über 50 Grad Celsius steigen können.

Viele Menschen gaben die Hoffnung auf und verließen ihre Höfe. Sie zogen in die Stadt, nach Sinun oder Sindschar. Selbst die, die blieben, dachten ans Aufgeben. „Aber unsere Farm war einfach zu kostbar für uns, um sie zu verlassen“, fügt Halima hinzu.

In vielen unserer Projekte geht es unter anderem darum, mit den Folgen des Klimawandels fertigzuwerden.

Die steigenden Temperaturen verschärfen weitere Probleme im Irak, darunter das rasante Bevölkerungswachstum und sinkende Flusspegel. Extreme Temperaturen und schlechte Stromversorgung sind eine tödliche Kombination, wie sie vielerorts im Irak zu beobachten ist.

Der Irak zählt weltweit zu den Ländern, die am stärksten vom Klimawandel bedroht sind. Menschen haben mit sengenden Hitzewellen, reduzierten Niederschlägen, Wasserknappheit und Desertifikation zu kämpfen. Laut einem Bericht der International Organization for Migration (IOM) zu Bevölkerungsverschiebungen infolge des Klimawandels im Südirak verließen bis Mitte Juni 2023 mehr als 83.000 Menschen in zehn irakischen Regierungsbezirken wegen der Dürre ihre Heimat.

Klimawandel und Umweltzerstörung sind im Irak weit verbreitet. Wassermangel und Landdegradation bedrohen in vielen Regionen die Existenzgrundlagen besonders gefährdeter Gemeinschaften. Im United Nations Global Environment Outlook 6 (GEO-6) liegt der Irak an fünfter Stelle auf der Liste der Länder, deren Bevölkerung durch zunehmenden Mangel an Wasser und Nahrungsmitteln sowie durch extreme Temperaturen vor großen Herausforderungen steht.

Landschaft mit Feldern und Solarpaneelen
Blick auf Solarpaneele, die die Welthungerhilfe in Ware Khidre installiert hat © Rozita Rebwar Abdalwahid / Welthungerhilfe

Erneuerbare Energien ermöglichen Bauernhöfen einen Neustart

Im Jahr 2023 begann die Welthungerhilfe mit der Umsetzung des Projekts „Unterstützung der Erholung des Landwirtschaftssektors“ in den Distriken Sindschar und Tal Afar in der irakischen Provinz Ninewa – in Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) und mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).

Das Projekt unterstützte Bäuer*innen sowie kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe durch Schulungen, Zugang zu Finanzhilfen und die Wartung von Anlagen. So sollten langfristige Arbeitsplätze für besonders vulnerable Gruppen wie Frauen und junge Menschen entstehen.

Der Mangel an sicheren Einkommensquellen ist eines der größten Hindernisse für langfristige Verbesserungen im Irak. Er erschwert oder verhindert oft die Rückkehr von Binnenflüchtlingen in ihre Heimat. Rund 68 % aller Jobs liegen im informellen Sektor, weil der öffentliche und private Sektor nicht genug Arbeitsplätze bieten. Zwei Gruppen sind besonders von Arbeitslosigkeit betroffen: Frauen mit einer Arbeitslosenquote von 65% und junge Menschen mit einer Quote von 36%.

Granatapfelbaum vor dem Hintergrund von Solarpaneelen
Dank Sonnenenergie wird Halimas Farm wieder grün: Granatäpfel reifen in der Nähe von Solarpaneelen. © Hana Kamal Ibrahim / Welthungerhilfe

Die Energie der Sonne

Die Welthungerhilfe konnte bislang über 85 Solaranlagen im Irak installieren. Sie versorgen Kühlräume, Wasserpumpen, Brutapparate, Kindergärten, Bewässerungsanlagen, Tiertränken und Bohrlöcher.

Das Projekt war von großer Bedeutung: Es förderte inklusives, geschlechtergerechtes und diversifiziertes Wirtschaftswachstum, erhöhte dadurch die Einkommenssicherheit und schuf mehr würdige Arbeitsmöglichkeiten für Frauen, junge Menschen und andere vulnerable Gruppen.

Auch Halima nahm am Projekt teil. Zusammen mit 20 anderen Familien investierte sie Hilfsgelder in Solaranlagen, mit deren sauberer Energie Wasser für die Farmen gefördert werden kann.

„Letztes Jahr drohten unsere Bäume abzusterben und wir hatten eine sehr schlechte Ernte“, sagt Halima und fügt hinzu: „Die Solaranlage hat uns Hoffnung gegeben. Jetzt haben unsere Bäume Zugang zu Wasser – durch saubere Energie ohne Luftverschmutzung und Lärm.“

Nun bringt Halima ihrer zehnjährigen Tochter die Landwirtschaft näher. Helin kümmert sich mit Begeisterung um die Feigenbäume – und möchte das künftig auch eigenständig als Hobby weiterführen.

„Ich wünsche mir mehr Projekte für saubere Energie; wir möchten sehen, wie ganz Sindschar von Sonnenenergie versorgt wird“, sagt Halima.

Eine Frau und ein Mädchen pflücken Chili-Schoten.
Halima und Helin pflücken auf einem Feld in der Nähe ihres Hauses Chili-Schoten. © Rozita Rebwar Abdalwahid / Welthungerhilfe

Die Welthungerhilfe im Irak

Seit 2017 arbeitet die Welthungerhilfe im Irak eng mit den verschiedenen Gemeinschaften in Sindschar zusammen. Bisher haben wir 18 Projekte umgesetzt, um die Lebensbedingungen der Menschen nachhaltig zu verbessern. Dazu gehören folgende Maßnahmen:

Mit diesen Maßnahmen haben wir 31.947 Menschen direkt erreicht und 407.182 Menschen indirekt unterstützt.

In Sindschar führt das Landesbüro Irak der Welthunghilfe derzeit zwei Projekte durch:

Diese Projekte führen wir gemeinsam mit der GIZ durch und werden vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert.

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