Kenia: Mit Felsen Regen fangen
In mehreren Regionen Kenias sorgt ein einfaches, aber zuverlässiges System für die Wasserversorgung in den Dörfern: Felsregenfänge, die die Welthungerhilfe in Zusammenarbeit mit den Dorfgemeinschaften errichtet hat – teils bereits vor vielen Jahren. Unsere Kolleg*innen berichten, dass diese Anlagen noch immer funktionieren, instand gehalten von den Familien vor Ort.

Ausreichend Wasser für Menschen und Tiere ist gerade in Kenia angesichts zunehmender Dürren und unregelmäßiger Niederschläge schon lange ein existenzielles Problem. So suchten und fanden die Bewohner*innen mit der Welthungerhilfe eine Lösung: An Projektstandorten mit geeigneten Voraussetzungen erbauten sie Depots, die sich aus an Felsen gesammeltem Regenwasser speisen.
Und das funktioniert so: Ein hoher, kahler Felsen wird von einer Mauer eingefasst. Bei Regen läuft das Wasser den Stein hinab und sammelt sich in der Einfassung. Durch einen Kiesfilter und Rohre gelangt das Wasser in Speichertanks und wird von dort zu einem Wasserkiosk weitergeleitet. Ein Teil des Wassers fließt in offene Becken, die als Tiertränken dienen.

Ein Beispiel für einen solchen Felsregenfang gibt es im Wassereinzugsgebiet Wanumba in Kitui. Welthungerhilfe-Mitarbeiterin Susan Mwangi berichtet:
„Als wir kürzlich das 2007 errichtete Felseinzugsgebiet besuchten, waren wir beeindruckt. Es versorgt noch immer über 6.000 Menschen mit sauberem Wasser, und das ganz in Dorfnähe.“
Mehr Zeit für die Kinder
Um an Trinkwasser zu gelangen, mussten die Frauen früher täglich mit großen Kanistern weite Strecken zu Fuß zurücklegen. Die Wasserdepots und -kioske sind nun deutlich schneller erreichbar, und die gewonnene Zeit kann sinnvoll für andere wichtige Aufgaben genutzt werden. Und das seit fast 20 Jahren.

Auch das Mbunyaka-Felseinzugsgebiet, errichtet 2021 in Kitui, hat spürbare Veränderungen gebracht. Früher war es für die Dorfbewohner*innen riskant, zum Wasserholen mit ihren Eseln über die schmalen Pfade auf die steilen Felsen zu klettern. Nicht selten stürzten Menschen und Tiere dabei und verloren ihr Leben. Elizabeth Mulinga, Mitarbeiterin in einem Wasserkiosk, berichtet:
„Damals war es eine Herausforderung, den Haushalt zu erledigen, auf die Kinder aufzupassen und stundenlang unter Gefahr auf den Felsen zu klettern, um Wasser zu holen. Aber jetzt habe ich Zeit für meine Kinder, kann auf den Markt gehen und sogar stundenweise Jobs am Kiosk annehmen. Unsere Tiere haben genug zu trinken, und wir können ohne Probleme Wasser für den Haushalt direkt hier am Kiosk holen.“

Wasser für ein halbes Jahr
Drei rundgemauerte Speichertanks bieten im Tal eine sichere und zuverlässige Wasserversorgung. Klempner Kilonzi Masila war am Bau beteiligt:
„Die Tanks haben jeweils ein Fassungsvermögen von 150 Kubikmetern, also insgesamt 450 Kubikmeter. Das Wasser ist äußerst hilfreich, insbesondere in den trockenen Monaten. Wir haben bereits jetzt das Wenige aufgebraucht, das wir in der Regenzeit auf Haushaltsebene sammeln konnten, und sind auf die Speicher angewiesen.“
Sind die Tanks gefüllt, reichen sie für ein halbes Jahr. Die neuen Wasserstellen liegen nahe an den Wohnsiedlungen – allein in Kitui gibt es 30. Das gespeicherte Regenwasser deckt nicht nur den Trinkwasserbedarf für Menschen und Tiere, sondern dient in Trockenzeiten auch zur Bewässerung der Gemüsebeete.

Felsregenfänge: Eine nachhaltige Technologie
Susan Mwangi berichtet: „Von Beginn an waren die Gemeinden eng in das Projekt einbezogen. Sie selbst haben die Felsregenfänge und Wasserstellen errichtet, nun übernehmen sie die Verantwortung und sorgen dafür, dass diese erhalten bleiben. Sie befreien die Felsen von Verunreinigungen und halten die Tiere fern. Gemeinsam sprechen sie über den Verkaufspreis des Wassers, um die Instandhaltung des Systems zu gewährleisten.“
Welthungerhilfe-Mitarbeiter Benedict Mailu fasst die Vorteile zusammen: „Die Felsregenfänge sind eine sehr nachhaltige Technologie mit geringen Wartungskosten und einer langen Lebensdauer. Sie versorgen die Menschen über viele Jahre hinweg mit sauberem Wasser.“
Dieser Text ist zuerst im Welthungerhilfe-Magazin erschienen (Ausgabe 01/2025).