Wir trauern um Prof. Dr. Klaus Töpfer
Welthungerhilfe gedenkt ihres ehemaligen Vizepräsidenten Prof. Dr. Klaus Töpfer, der am 8. Juni verstorben ist
„Wir sprechen von einer globalisierten Welt – doch diese Welt ist mehr denn je eine geteilte Welt“. Mit diesen Worten beginnt Prof. Dr. Klaus Töpfer 2010 sein Vorwort zum Handbuch Welternährung der Welthungerhilfe. Die Vision einer Welt ohne Hunger und Armut hat ihn vom ersten Tag seiner Amtszeit als Vizepräsident der Welthungerhilfe angetrieben. An der Seite von Bärbel Dieckmann, der langjährigen Präsidentin unserer Organisation, hat er von 2008 bis 2012 auch als Vorsitzender des Programmausschusses gewirkt und in dieser Zeit insbesondere die Programmarbeit im globalen Süden vorangetrieben und neue Impulse gesetzt.
Durch seine langjährigen internationalen Erfahrungen, u.a. bei den Vereinten Nationen, hat er die ersten Weichen für die Internationalisierung unserer Organisation gestellt. Er hat neue Akzente insbesondere bei den Themen Klimaschutz und der großen Bedeutung des Zugangs zu sauberem Wasser gesetzt und sein Wissen und seine weltweiten Kontakte in diesen Bereichen eingebracht. Ihm lag die Verbindung von wissenschaftlichen Erkenntnissen mit den konkreten Projekterfahrungen der Kolleg*innen am Herzen und die konsequente Professionalisierung der Welthungerhilfe im Programmbereich hat er in seiner Amtszeit maßgeblich vorangetrieben. Die Frage der Wirkung stand im Mittelpunkt seiner Tätigkeit als Vizepräsident. Was kommt bei den Menschen vor Ort an, wie verbessern wir die Ernährungs- oder Einkommenslage der Familien ganz konkret? Diese Kernfragen sind für uns auch weiterhin die Richtschnur für unsere tägliche Arbeit.
Klaus Töpfer setzte auf die Macht der Fakten und der Wissenschaft. Gleichzeitig wollte er junge Menschen für die großen Herausforderungen von Hunger, Armut und Ungleichheit sensibilisieren sowie für die Arbeit der Welthungerhilfe begeistern. Im Sommer 2021 gehörte er zu den Initiatoren unserer „Jungen Denkfabrik“, die 20 junge Erwachsene aus unterschiedlichen Bereichen zusammengebracht hat, um neue Ideen und Impulse für die zukünftige Arbeit zu sammeln. In seinem Impulsvortrag betonte er, „dass es auch Freude machen muss, sich für ein gemeinsames Ziel einzusetzen“.
Gleichzeitig hat er in der Öffentlichkeit – ob als Gastredner bei Veranstaltungen oder als Interviewpartner in den Medien – immer klar Stellung bezogen und die Politik an ihre Verpflichtungen bei der Überwindung von Kampf gegen Hunger und Armut erinnert. Auch zum Millenniumsgipfel 2010 in New York hat er gemahnt, dass wir angesichts von Krisen wie etwa dem verheerenden Erdbeben in Haiti oder der Jahrhundertflut in Pakistan nicht zur Tagesordnung übergehen dürfen, sondern langfristige Veränderungen anstoßen müssen. Aber auch die Verantwortung jedes Einzelnen war für ihn wichtig. Sein Vorwort zum Handbuch Welternährung schließt mit den Worten: „Dass aus dem Buch Taten erwachsen mögen, ist mein aufrichtiger Wunsch an uns alle!“ Für dieses Ziel stehen wir seit mehr als 60 Jahren und sind dankbar, dass Prof. Dr. Klaus Töpfer uns dabei unterstützt hat.