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07.02.2025 | Blog

Vorausschauend gegen Katastrophen in Pakistan

Pakistan ist durch Naturkatastrophen wie Erdbeben, Hitzewellen, Überschwemmungen, Wirbelstürme und Dürreperioden stark gefährdet. Um diese wachsenden Risiken zu bewältigen, ist ein nachhaltigerer Ansatz erforderlich: die Vorhersage von Gefahren, bevor sie eintreten.

Bargeldverteilung in Sindh, Pakistan. Projektteilnehmerinnen tauschen sich mit Mitarbeitenden eines Welthungerhilfe Partners aus.
Bargeldverteilung in Sindh, Pakistan. Projektteilnehmerinnen tauschen sich mit Mitarbeitenden eines Welthungerhilfe Partners aus. © Welthungerhilfe
Syed Rida Fatima Zaidi Welthungerhilfe Pakistan (bis Februar 2025)

Pakistan ist eines der 20 Länder mit dem höchsten Katastrophenrisiko weltweit (INFORM Risk Index 2025). Das südasiatische Land ist stark von Naturkatastrophen wie Erdbeben, Hitzewellen, Überschwemmungen, Wirbelstürmen und Dürren bedroht. Besonders arme Gemeinschaften sind davon stark betroffen, da sie sich nur schwer von solchen Katastrophen erholen können. Traditionelle Bewältigungsmechanismen reichen oft nicht mehr aus, da Wetterereignisse immer häufiger und schwerer auftreten. Mit der Zunahme von Naturkatastrophen wird es immer wichtiger, Katastrophenmanagement gemeinsam mit der betroffenen Bevölkerung zu anzugehen.

Anticipatory Humanitarian Action (AHA) – vorausschauende humanitäre Hilfe – ist ein innovativer Ansatz in der humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Es geht darum, Menschen zu unterstützen, noch bevor eine unmittelbar bevorstehende Katastrophe Schäden verursacht.

Der Katastrophe einen Schritt voraus  

Ein nachhaltiger Ansatz dafür ist: Gefahren vorherzusehen, bevor sie eintreten. Die sogenannte "Anticipatory Action" – vorausschauendes Handeln – konzentriert sich auf von der Community geleitete Katastrophenvorsorge, die Schäden verringert und Leben rettet. Das ist nicht nur die effizienteste Form der humanitären Hilfe, sondern trägt auch dazu bei, den langfristigen Wiederaufbaubedarf und die Kosten zu reduzieren. Für jeden US-Dollar, der in Vorsorgemaßnahmen investiert wird, spart die Bevölkerung bis zu 7,1 US-Dollar an vermiedenen Verlusten. Darauf schließen Analysen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). 

Vorausschauende Maßnahmen minimieren die Auswirkungen von Krisen wie Überschwemmungen und Dürren, zum Beispiel durch die frühzeitige Verteilung von lebensnotwendigen Gütern – wie Wasser, Hygienesets und Bargeld – aber auch andere Schutzmaßnahmen, die auf die zu erwartende Gefahr zugeschnitten sind.

Video: Anticipatory Humanitarian Action erklärt

Leben retten, Existenzen sichern, Kosten senken  

Gemeinsam mit den Alliance2015-Partnern Acted und Concern haben wir außerdem die sogenannte “Localized Multi-Hazard Anticipatory Action Facility Pakistan” ins Leben gerufen. Diese Initiative hilft den Gemeinschaften, sich besser auf Naturkatastrophen vorzubereiten. In den überschwemmungsgefährdeten Distrikten Pakistans wie Lower Kohistan, Rajanpur, Naseerabad, Dadu und Sukkur erreichten unsere Anticipatory Action-Projekte im Jahr 2024 Tausende von Menschen. Dank frühzeitiger Maßnahmen konnten die Folgen von Überflutungen gemildert werden. Dazu gehörten Hygieneschulungen, psychologische Betreuung, Impfung von Tieren, Bereitstellung von Bargeld, lebensrettende Ausrüstungen und die Stärkung der kommunalen Infrastruktur.

Um Ernährungsunsicherheit in dürre- und überschwemmungsgefährdeten Gebieten entgegenzuwirken, hat die Welthungerhilfe ein Programm zum Anbau von Gemüsegärten eingeführt. Die Dorfgemeinschaften erhalten Werkzeug und Schulungen, um Obst, Gemüse und Kräuter selbst anzubauen. Die Menschen sind dadurch nicht mehr abhängig von externen Nahrungsquellen, die in Notlagen oft nicht verfügbar sind. Das Programm zielt auf besonders gefährdete Regionen ab und eröffnet dort wichtige Einkommensquellen, wenn die reguläre Landwirtschaft nicht mehr möglich ist. Die Gemüsegärten verbessern nicht nur die Nahrungsmittelsicherheit, sondern schützen auch die Umwelt, indem sie Bodenerosion verringern, die Wasserspeicherung verbessern und überschwemmungs- und erdrutschgefährdete Gebiete stabilisieren. 

Mit Gärten gegen Ernährungsunsicherheit 

Shabiran lebt im Dorf Nagar Daryo im Distrikt Dadu, im Herzen der Provinz Sindh. Diese Region leidet unter Sturzfluten und anhaltenden Dürren. Bevor sie am Gemüsegartenprogramm teilnahmen, hatten Shabiran und ihre Familie vor allem während Dürreperioden Schwierigkeiten, an frisches Obst und Gemüse zu kommen. „Ich kannte mich etwas in der Landwirtschaft aus, aber uns fehlten die Mittel, um unsere eigenen Lebensmittel anzubauen. Auf dem Markt einzukaufen war teuer, sodass nie sicher war, ob wir genug zu essen haben“, erklärt sie. Ihre Familie lebt in einem Lehm- und Strohhaus und hatte nicht nur mit Nahrungsmittelknappheit zu kämpfen, sondern auch mit begrenztem Schutz vor dem Wetter und den Umweltbelastungen der Region.

Shabiran (rechts) erhält ihr Küchengarten-Starterset während einer Verteilungsveranstaltung in Dadu, Sindh.
Shabiran (rechts) erhält ihr Küchengarten-Starterset während einer Verteilungsveranstaltung in Dadu, Sindh. © Welthungerhilfe

„Mit dem Starterkit und der Schulung kann ich jetzt mein eigenes Gemüse anbauen, unsere Ernährung verbessern und Geld sparen“, erzählt Shabiran. Shabiran ist nun unabhängiger und kann für eine sicherere Ernährung ihrer Familie sorgen. Das Programm setzt auf dürretolerante Pflanzen, wassersparende Techniken und klimaangepasste Methoden, damit die Gärten langfristig bestehen. 

Shabirans Geschichte zeigt, dass gemeinschaftliches, vorausschauendes Handeln Menschen helfen kann, sich schon vor einer Katastrophe besser zu schützen. Sie stärken sowohl Einzelpersonen als auch ganze Dorfgemeinschaften und fördern die langfristige Widerstandsfähigkeit. Am effektivsten sind diese Maßnahmen, wenn sie mit zuverlässigen Prognose- und Frühwarntools kombiniert werden. 

Wissen, was passieren wird – bevor es passiert 

In Regionen wie Jacobabad und Bahawalpur konnten im Jahr 2024 durch vorausschauende Maßnahmen die Anzahl der Hitzeschlag-Fälle um bis zu 85 Prozent gesenkt werden. Die Menschen erhielten Hitzeschlag-Präventionskits, Zugang zu Kühlzentren sowie Behandlung von Hitzeschlägen.

Die Welthungerhilfe arbeitet mit Interessensvertretern wie dem Pakistan Meteorological Department (PMD) zusammen, um Vorhersagemodelle für Gefahren wie Hitzewellen, Überschwemmungen und Dürren zu verbessern. Diese Modelle helfen, frühzeitig zu reagieren und Katastrophenfolgen zu verringern. 

Auf dieser Grundlage hat Pakistan im Dezember 2023 seine erste Nationale Dialogplattform zu Anticipatory Action ins Leben gerufen. Dort werden Strategien zwischen Regierung, UN-Agenturen, NROs und Communities abgestimmt und sichergestellt, dass Vorhersagetools in koordinierte Katastrophenvorsorgemaßnahmen integriert werden.

Gemeinsam mit Partnern organisierte die Welthungerhilfe im Dezember 2024 in Islamabad, Pakistan, die erste Nationale Dialogplattform zu Anticipatory Action.
Gemeinsam mit Partnern organisierte die Welthungerhilfe im Dezember 2024 in Islamabad, Pakistan, die erste Nationale Dialogplattform zu Anticipatory Action. © Welthungerhilfe

Durch diese proaktiven Maßnahmen hat die Welthungerhilfe über 100.000 gefährdete Gemeinschaften erreicht und so mehr als eine halbe Million Menschen unterstützt.  Diese Initiativen schützen Menschenleben, reduzieren wirtschaftliche Verluste und stärken die Widerstandsfähigkeit der betroffenen Regionen. 

Der Original-Artikel erschien auf der Alliance2015-Website.

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