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29.01.2019 | Blog

Agrarminister wollen Digitalisierung regulieren

Hilft die Digitalisierung der Landwirtschaft auch bei der Überwindung des globalen Hungers? Die Agrarminister aus 70 Ländern sehen große Chancen in dieser Entwicklung, äußerten aber auch Bedenken. Im Abschlusskommuniqué des Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) setzen sie ein starkes Zeichen für die Regulierung der Digitalisierung in der Landwirtschaft. Ein Kommentar von Lena Bassermann.

Schüler nutzten einen Computerraum in der Dominikanischen Republik
Eine Gruppe von Schülern nutzt den Computerraum einer Schule in Santo Domingo (Dominikanische Republik) © Grossmann/Welthungerhilfe
Lena Bassermann Team Policy & External Relations (bis 2019)

Am Rande der Grünen Woche haben 74 Landwirtschaftsminister*innen aus aller Welt über Digitalisierung in der Landwirtschaft beraten. Das GFFA war mit viel Euphorie für digitale Lösungen gestartet: Landwirt*innen würden weltweit mehr produzieren, Einkommen steigern und Hunger überwinden können. Es würden endlich kleinbäuerliche Haushalte profitieren, die weltweit den größten Teil der Nahrung produzieren, jedoch oft selbst hungern. Es stellte sich allerdings die Frage, wie sie an dieser Entwicklung teilhaben können und wie sie ihnen nutzt.

Digitale Kluft muss überwunden werden

Wie ungleiche Machtverhältnisse zu ungleichen Ernährungsverhältnissen führen.

Denn sie müssen viele Zugangshürden überwinden: Die Hälfte der Menschen weltweit ist offline, gerade afrikanische Staaten haben schlechtere Zugänge. Netze sind in ländlichen Räumen schlechter ausgebaut, die Stromversorgung oft unterbrochen und Technologien teuer. Diese Bedenken haben die Minister*innen überraschend deutlich aufgegriffen und beschlossen, das zu ändern. Sie benennen die digitale Kluft in ländlichen Räumen und für kleinbäuerliche Betriebe, Frauen und Jugendliche und wollen die daraus resultierenden Ungleichheiten verringern. Dass sie diese Ungleichheit explizit anerkennen und Maßnahmen zur Überwindung festschreiben, ist aus Sicht der Welthungerhilfe ein Erfolg.

Digitale Anwendungen sollen gemeinsam mit Landwirt*innen entwickelt werden, um zu garantieren, dass sie tatsächlich eine Erleichterung für ihre Arbeit darstellen. Die Minister*innen wollen die digitale Infrastruktur in ländlichen Räumen ausbauen und kleine Unternehmen unterstützen sowie die Sicherheit von Daten gewährleisten. Sie möchten Technologiefolgenabschätzungen durchführen und Digitalisierung unter dem Dach der Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen regulieren – eine echte Stärkung des Multilateralismus. Die Welthungerhilfe begrüßt, dass die Agrarminister*innen viele der Bedenken der Zivilgesellschaft anerkennen und weitreichende Lösungen erarbeiteten.

"Das Internet kann man nicht essen"

Es fehlt allerdings ein Bekenntnis zum Menschenrecht auf Nahrung, das fast alle Regierungen unterschrieben haben. Denn je ungleicher der Zugang zu Land, Wasser, Kapital, Gesundheitsleistungen und Ausbildung in einem Land verteilt ist, desto langsamer sind die Fortschritte in der Bekämpfung von Unterernährung. Digitale und technische Lösungen bieten keine Antworten auf diese strukturellen Probleme. Oder wie es einfach gesagt auf einem Plakat der Gegendemo hieß: „Das Internet kann man nicht essen“.

Die Erstveröffentlichung dieses Artikels erfolgte am 29. Januar 2019 im Weser Kurier.

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