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26.07.2019 | Blog

Bildung ist der Schlüssel zur Hungerbekämpfung

Das erste Mal ist Marlehn Thieme in ihrer Funktion als Präsidentin der Welthungerhilfe in ein Projektland gereist. Von Müllmanagement über erneuerbare Energien bis hin zur Ausbildung von Jugendlichen – in Sierra Leone erlebte sie, wie Menschen lernen, sich selbst zu helfen.

Welthungerhilfe-Präsidentin Marlehn Thieme beim Öffnen von Kakaofrüchten mit einer Frauengruppe in Sierra Leone
Welthungerhilfe-Präsidentin Marlehn Thieme beim Öffnen von Kakaofrüchten mit einer Frauengruppe in Sierra Leone. © Kai Löffelbein/Welthungerhilfe
Marlehn Thieme Präsidentin der Welthungerhilfe

Plastikflaschen, Verpackungen, Flipflops, Plastiktüten. Ich kann meinen Blick kaum von dem an uns vorbeischwimmenden Müll abwenden, als wir mit dem Wassertaxi in Freetown einfahren. Dass die Hauptstadt von Sierra Leone die Müllentsorgung nicht in den Griff bekommt, habe ich vor meiner Reise schon gehört. Es mit eigenen Augen zu sehen, ist dennoch schockierend.

Es ist das erste Mal, dass ich in meiner Aufgabe als Präsidentin der Welthungerhilfe in eines unserer Projektländer reise. Ich möchte meine Kolleg*innen vor Ort kennenlernen und von ihnen über unsere Projekte lernen. Sierra Leone ist noch immer geprägt von den Nachwehen des zehnjährigen Bürgerkrieges und dem Ausbruch des Ebola-Virus von 2014. Wiederaufbau und Aufarbeitung kommen nur schleppend voran. Noch heute zählt das Land zu den zehn ärmsten der Welt. Viele Menschen leben von dem, was sie selbst auf ihren Feldern anbauen – oft reicht auch das nicht aus. Um so mehr bin ich gespannt zu erfahren, wie wir die Bevölkerung mit unseren Projekten langfristig unterstützen.

Entsorgungsmanagement in Städten fördern

Gemeinsame Essenszubereitung: Im LANN-Projekt organisiert die Welthungerhilfe Kochkurse und Ernährungsberatungen. © Kai Löffelbein/Welthungerhilfe
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Frauen und Männer kochen gemeinsam gesunde und nahrhafte Gerichte. © Kai Löffelbein/Welthungerhilfe
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In Kenema City verbessert die Welthungerhilfe gemeinsam mit der Stadtverwaltung das Abfallmanagement. © Kai Löffelbein/Welthungerhilfe
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Neu gebaute Toiletten und Waschbecken tragen dazu bei, Krankheiten wie Ebola in Sierra Leone vorzubeugen. © Kai Löffelbein/Welthungerhilfe
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Marlehn Thieme besucht das Ausbildungscenter Crossing in Sierra Leone. © Kai Löffelbein/Welthungerhilfe
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In Kenema City fällt mir die Veränderung  schon bei der Einfahrt in die Stadt auf: Es liegt überhaupt kein Müll oder Unrat auf der Straße. Kinder tragen zum Teil auf dem Kopf Plastikschüsseln mit Müll zu Containersammelstationen, die gepflegt und sauber aussehen. Neben einem Markt wird beim Müllcontainer sogar ein Helfer eingesetzt, der für Ordnung sorgt und die Abfuhr des Containers regelt.

In drei Städten hat die Welthungerhilfe gemeinsam mit den Stadtverwaltungen dem Müll den Kampf angesagt: Dank speziell ausgebildeter Müllsammler*innen, Sammelstellen, Recyclingprogrammen und einer modernen Deponieanlage ausserhalb der Stadt gehören die Städte heute zu den saubersten des Landes. Es freut mich sehr zu sehen, wie ein Projekt der Welthungerhilfe die Bevölkerung zum Umdenken und Mitmachen anregt.

Erneuerbare Energien ausbauen

Dass Sierra Leone trotz Armut ein Land im Aufbruch ist, zeigen die Werbebanner namhafter Mobilfunkanbieter in jedem noch so kleinen Dorf. Mobiltelefone werden uns von vielen wie ein Statussymbol präsentiert. Die Energieversorgung hinkt dagegen ziemlich hinterher: Die ländliche Bevölkerung ist in der Regel auf Brennholz, Holzkohle oder Dieselgeneratoren angewiesen, um ihren Energiebedarf zu decken. Das schadet zum einen der Umwelt, zum anderen können sich die wenigsten Diesel und Kerosin leisten. Die Welthungerhilfe unterstützt deshalb den Ausbau erneuerbarer Energien.

Wir besuchen eine entfernt gelegene Frauenklinik, in der – anstelle der zuvor verwendeten Taschenlampen – nun mit einem Solarpanel auf dem Dach die Beleuchtung für Geburten ermöglicht wird sowie ein kleines Labor mit Mikroskop und Kühlschrank für Material und Medikamente. Schwester Antonia und eine Freiwillige aus den USA, Dr. Ayesha Venkateswaran, können sich vor Dankbarkeit über diesen Fortschritt gar nicht genug über den Besuch freuen. „You made our day!“, sagen sie.

Männer in Schutzkleidung und eine Frau, die auf ein Solarpanel zeigt.
Marlehn Thieme besucht von der Welthungerhilfe installierte Solarpanel in Sierra Leone. © Kai Löffelbein/Welthungerhilfe

Skill Up! – Junge Menschen formen die Zukunft Sierra Leones

Wieder zurück in der Stadt Kenema erwarten uns 90 bunt und festlich gekleidete Nachwuchskräfte aus allen Teilen Sierra Leones – Absolvent*innen des Welthungerhilfe-Ausbildungsprogramms Skill Up!. Ihnen steht Großes bevor: Die Zertifikatsübergabe zur Bestätigung ihrer beruflichen Kenntnisse und Fähigkeiten. Ihre Eintrittskarte in die berufliche Welt, in eine Anstellung, die ihnen Karrierechancen und Lebensperspektiven ermöglichen wird.

Skill Up! bietet Jugendlichen Ausbildungsmöglichkeiten, damit sie sich langfristig ein eigenes Einkommen erwirtschaften können.

Bei der Übergabe der Zeugnisse motivieren und beglückwünschen sich die Absolvent*innen gegenseitig. Manche haben Tränen in den Augen. Sie sind die ersten in ihrer Familie mit einem Abschlusszeugnis. Auch der Commissioner der National Youth Commission der Regierung von Sierra Leone, Ngolo Katta, gratuliert den Absolvent*innen persönlich. Er fordert sie auf, ihrer Verantwortung für die Zukunft Sierra Leones gerecht zu werden: als Lehrer*innen, Unterweiser*innen, Vorbild und Motivator*innen für andere.

Der Stolz und die Freude dieser jungen Menschen haben mich sehr gerührt. Nicht nur sie, auch die anderen Begegnungen in Sierra Leone haben mir gezeigt, dass stetiges Lernen und Bildung der Schlüssel zur Hungerbekämpfung sind. Auch ich habe in Sierra Leone viel Neues gelernt und bin beeindruckt, dass die Welthungerhilfe durch ihre Arbeit das Leben so vieler Menschen nachhaltig zum Positiven verändern kann.

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