Krieg, Hunger, Vertreibung: Im Jemen spielt sich eine beispiellose humanitäre Katastrophe ab. Die Welthungerhilfe und ihre Partner unterstützen die Menschen vor Ort.
Für eine gerechtere Welt
Marlehn Thieme ist seit November 2018 Präsidentin der Welthungerhilfe. Im Interview spricht sie über Themen, die die Rechtswissenschaftlerin in ihrem neuen Amt beschäftigen.
Das Interview führte Joachim Heinz für die Katholische Nachrichtenagentur (KNA).
Wie könnte eine Form des Wirtschaftens aussehen, damit es gerechter zugeht in der Welt?
Es bräuchte deutlich mehr verbindliche Standards für faires und umweltbewusstes Wirtschaften, als das bislang der Fall ist. Angefangen bei einzelnen Unternehmen über ganze Sektoren wie Industrie, Landwirtschaft und Finanzmärkte bis hin zur Gesetzgebung auf nationaler Ebene und zu international gültigen Vereinbarungen. Die Globalisierung in einen Wettbewerb zum Guten für alle Menschen zu wenden, lautet die Herausforderung. Dafür müssen wir auch die Regierungen in die Pflicht nehmen.
Neue Konflikte durch Klimawandel
Im November 2018 hat der Weltklimagipfel gezeigt, wie schwer es ist, auf internationaler Ebene einen Konsens zu finden. Inwieweit spielen die Folgen des Klimawandels schon jetzt eine Rolle für die Arbeit der Welthungerhilfe?
Viele Länder leiden unter Ernteeinbußen infolge von Dürren oder Überschwemmungen. Gerade in armen Staaten sind kaum Kapazitäten vorhanden, um die entstandenen Verluste wieder wettzumachen und die Ernährung der Bewohner*innen sicherzustellen. Die Flächen, auf denen Menschen siedeln können, werden kleiner und die Erträge nehmen ab. Dadurch entstehen neue Konflikte. Gleichzeitig leiden internationale Organisationen wie das Welternährungsprogramm unter chronischer Unterfinanzierung.
Was sich im Jemen abspielt, ist eine politische Tragödie.
Marlehn Thieme, Präsidentin der WelthungerhilfeDas zeigt sich in Krisenherden wie Syrien und dem Jemen.
Was sich im Jemen abspielt, ist eine politische Tragödie. Tag für Tag gehen dort 16 Millionen Kinder, Frauen und Männer hungrig ins Bett. Wir dürfen diese Menschen nicht allein lassen. Ich bin sehr dankbar, dass es Helfer*innen gibt, die – unter teils unsäglichen und gefährlichen Bedingungen – versuchen, die Not zu lindern – und Spender*innen, die dabei helfen.
Braucht es angesichts solcher und ähnlicher Herausforderungen eine noch intensivere Vernetzung der deutschen Hilfsorganisationen?
Mit dem Dachverband VENRO haben wir auf politischer Ebene ein gemeinsames Sprachrohr. Auf jeden Fall ist es sinnvoll, sich abzustimmen, damit nicht alle an den gleichen Orten arbeiten und andere leer ausgehen. Aber das funktioniert recht gut. Ich halte es vor allem für sinnvoll, wenn jede Organisation ihre Stärken in ihren jeweiligen Einsatzgebieten einbringt. Leider gibt es so viele Krisen und Missstände auf der Welt.
Das Interview mit Frau Marlehn Thieme und viele weitere Themen auch im aktuellen Spendermagazin der Welthungerhilfe.