Das Zusammenwirken von Landwirtschaft, Gesellschaft und Wirtschaft für eine nachhaltige Ernährungssicherung stärken.
Wer ernährt die Welt? Bauernfamilien!
Die Vereinten Nationen haben von 2019 bis 2028 die Dekade der Bäuerlichen Familienbetriebe ausgerufen. Warum sind bäuerliche Familienbetriebe so wichtig? Und warum benötigen sie Unterstützung?
Die Vereinten Nationen (UN) haben die Jahre 2019 bis 2028 zur UN-Dekade der Bäuerlichen Familienbetriebe (engl.: UN Decade of Family Farming) erklärt. Bäuerliche Familienbetriebe produzieren 80 Prozent der Nahrung weltweit. Über 500 Millionen bäuerliche Familienbetriebe bauen die Nahrungsmittel für die Bevölkerung weltweit an, die meisten davon gibt es in Entwicklungsländern. Sie sorgen für frische Milch, Getreide, Gemüse, Obst, tropische Früchte und vieles mehr. Männer und Frauen, die in Familienbetrieben tätig sind, spielen eine zentrale Rolle für die globale Ernährungssicherung, Nachhaltigkeit und die Wahrung von Biodiversität.
Sie ernähren die Welt - und sind selbst von Hunger bedroht
Paradoxerweise sind gerade kleinbäuerliche Haushalte selbst oft von Hunger und Armut bedroht. Häufig sind ihre landwirtschaftlichen Flächen und Erträge extrem klein, sodass die Versorgung der eigenen Familie nur schwer sichergestellt werden kann. Armut und Hunger gehören zum Alltag.
Trotz ihrer Bedeutung für den globalen Nahrungsmittelmarkt stehen bäuerliche Familienbetriebe weltweit vor großen Herausforderungen:
- Ihre kleinen Flächen reichen nicht aus um Ernährung und Einkommen sicherzustellen. Ein Problem hierbei ist auch die fortschreitende Aufteilung der Flächen durch Erbteilung.
- Sie können sich teure Produktionsmittel wie Saatgut und moderne Pflanzenschutz- und Düngemittel sowie Investitionen in Bewässerung und Maschinen oft nicht leisten
- Industrielle Landwirtschaft verdrängt kleinbäuerliche Landwirt*innen vom Markt
- Landraub: Rund 33 Millionen Menschen weltweit haben durch großflächige Landnahme seitens ausländischer Großinvestoren und einflussreicher nationaler Akteure ihre Lebensgrundlage verloren
- Klimawandel: Dürren, Überschwemmungen, Stürme – gerade kleinbäuerliche Betriebe sind besonders von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen
All diese Probleme verschärfen die Armut der bäuerlichen Familien. Die mittelbare Folge – die globalen Ernährungssicherer leiden häufig selbst Hunger.
"Family Farming" ist entscheidend für ländliche Entwicklung
Während der UN-Dekade zu bäuerlichen Familienbetrieben sollen sie deshalb im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen, um ihren Alltag, ihre Sorgen und Nöte besser zu verstehen. Die UN-Dekade will zudem Unterstützungsmöglichkeiten aufzeigen: Bäuerliche Familienbetriebe leisten einen wichtigen Beitrag zu ausgewogener Ernährung und zum Erhalt der weltweiten Biodiversität. Darüber hinaus bewahrt vielfältige bäuerliche Landwirtschaft traditionelle regionale Nahrungsmittel. Wenn Familienbetriebe in lokale Netzwerke eingebunden sind, werden zudem örtliche Märkte gefördert und Arbeitsplätze inner- und außerhalb der Landwirtschaft geschaffen.
Die UN-Dekade der Bäuerlichen Familienbetriebe soll die internationale Gemeinschaft dazu bewegen, gemeinsam an der Gestaltung und Umsetzung umfassender wirtschaftlicher, ökologischer und sozialpolitischer Maßnahmen zu arbeiten, um die Stellung bäuerlicher Familienbetriebe zu verbessern. Allzu oft wird über die Landwirt*innen geredet, aber nicht mit ihnen. In vielen Ländern werden die ländlichen Räume sträflich vernachlässigt, oder Investitionen in die Landwirtschaft über ihre Köpfe hinweg getätigt. Ziele der Dekade sind, die Sichtbarkeit von Kleinbäuer*innen zu stärken und ländlicher Armut entgegenzuwirken.
Bäuerliche Familienbetriebe stärken – ein wichtiger Schritt für die SDGs
Die Dekade wurde in Rom, dem Sitz der FAO (Food and Agriculture Organization of the UN), eröffnet, die Umsetzung allerdings muss global stattfinden. Dazu ist Übertragung des thematischen Schwerpunktes der Dekade in nationale Aktionspläne erforderlich. Welche Hindernisse gibt es, welche Unterstützung brauchen Landwirt*innen? Wie wird verhindert, dass ihnen Land und Wasser entzogen wird oder sie in unfaire Vertragsverhältnisse gezwungen werden? Welche technische und finanzielle Unterstützung brauchen sie, welche Innovationen sind hilfreich?
Ob Schafhalter*innen in der Mongolei, Reiszüchter*innen in Vietnam oder Milchbäuer*innen in Deutschland – es gibt keine Blaupause für alle. Gemeinsam finden wir Lösungen für gesunde, erschwingliche und nachhaltig produzierte Nahrungsmittel. „Die Reise beginnt jetzt“, sagte FAO-Generalsekretär Graziano da Silva zur Eröffnung. Die UN Dekade sei eine außergewöhnliche Gelegenheit, um öffentliche Regelungen voranzubringen, welche die Weiterentwicklung bäuerlicher Familienbetriebe und Fortschritte auf dem Weg zu den UN Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals) ermöglichen. Hoffentlich mit den Landwirt*innen und ihren Vertreter*innen am Steuer.
So unterstützt die Welthungerhilfe bäuerliche Familienbetriebe
Bereits seit ihrer Gründung unterstützt die Welthungerhilfe bäuerliche Familienbetriebe weltweit. In spezialisierten Trainings lernen Kleinbäuer*innen zum Beispiel moderne Methoden für Anbau, Bewässerung und Düngen, wie sie dem Klimawandel trotzen oder von Regierungen Landrechte einfordern können. Zudem entwickelt die Welthungerhilfe digitale Innovationen für bäuerliche Familienbetriebe und setzt sich in Deutschland dafür ein, dass die Bundesregierung die Kleinbauernerklärung der UN konsequent umsetzt.