Zwei Tage für Programmier-Profis
50 Entwickler*innen, zwei Tage, ein Ziel: Nicht weniger als 50 junge Software-Entwickler*innen und Marketeers sind unserer Einladung zum ersten NGO-Hackathon* in der deutschen Geschichte gefolgt.
Bei unserem Hackathon@WHH, einem zweitägigen Programmier-Sprint um den besten Prototypen für das Spendensammeln der Zukunft konnten die Teilnehmer*innen ihre Ideen im Konferenzsaal über den Dächern Bonns vor den versammelten IT-Talenten und Organisatoren pitchen. Im Vorfeld gab es die Möglichkeit, sich über ein Online-Formular anzumelden und sich für eine dieser Challenges zu bewerben:
- Spenden 5.0: Wie passt Spenden ins digitale Zeitalter, welche digitalen Spendenmöglichkeiten sollte es geben?
- Eine Zukunft ohne Spenden. Wie können wir den Hunger beenden, wenn niemand mehr spendet?
- Get Digital: Wie können wir Menschen hier und in unseren Projektländern besser vernetzen? Wie können wir ihre Geschichten erzählen?
WAS IST EIN HACKATHON?
Ein Hackathon ist ein kollaboratives Event, bei der die Teilnehmer*innen in Gruppen nach Lösungen für ein bestimmtes Problem suchen und dazu Software- und/oder Hardwareprodukte herstellen. Nach der Einführung in die Themenstellung des Hackathons werden Projektvorschläge gesammelt und nach Interesse bzw. Fähigkeiten der teilnehmenden Personen Teams gebildet. Die Ergebnisse der Arbeitsphasen – die Stunden oder Tage dauern können – werden abschließend meist von einer Jury bewertet und prämiert.
Mit der Überzeugung, dass der digitale Fortschritt auch beim Kampf gegen Hunger eine entscheidende Rolle spielen wird, entwarfen unsere HackerInnen grandiose Ansätze, die dann in Teams entlang dieser Ideen in zwei Tagen, mit wenig Schlaf und unter dauerhaftem Mate-Einsatz, zu phänomenalen Prototypen ausgebaut wurden:
- Team #storymatters baute ein KI (künstliche Intelligenz) -Tool zur effizienten und automatisierten Aufbereitung von Stories aus Welthungerhilfe-Projekten. Daten wie Bilder, Texte sowie Videos werden dabei hochgeladen und automatisch mittels KI kategorisiert, um eine einfachere Auswertung des Datenbestands zu ermöglichen.
- Team #greentelekom entwickelte eine Browser-Extension für Unternehmen. Affiliate-Einnahmen durch Mitarbeitende fließen dabei über eine kleine Voreinstellung auf dem Unternehmensbrowser direkt an die Welthungerhilfe.
- Team #oneclicksavior entwickelte eine App zur automatischen und vom Produkt- und Bezahlsystem unabhängigen Checkout-Spende („Aufrunden“).
- Team #sharity entwarf ein Tool, mit dem für die Welthungerhilfe engagierte Unternehmen pro Social-Media Shares/Click ihrer Posts eine Direktspende leisten.
- Team shareanything entwarf ein Barcode-System für Produktspenden
- Team #whh-projects – Zum Goldenen Hirschen Valley ging mit einer App für direkte Projektspenden ins Rennen
- Team Troca entwickelte eine globale Avatar-Chat-App zur vorurteilsfreien Kommunikation
Zur Seite standen den Teams ehrenamtlich und höchst engagiert digitale Experten und erfahrene Projekt-Management-Mentoren des CCC (Chaos-Computer-Club) Köln und unserer Unterstützer PHAT-Consulting aus Hamburg sowie der Viadee IT-Beratung aus Münster: „Als Mentor konnte ich das Event in aller Breite verfolgen und ich habe mit vielen inspirierenden Menschen diskutiert. Besonders aufgefallen ist mir, dass fast alle Teams zwischendurch eine Art Schock-Moment hatten: Sie haben festgestellt, wie sehr sich die Situationen in den Projektländern und auch generell in der WHH von den eigenen Annahmen unterscheiden. Der Umgang damit war dann aber überall der gleiche: Challenge accepted!" befand Dr. Frank Köhne, der eigens aus Münster angereist war und mit den anderen Digi-Experten in den Räumen der Welthungerhilfe campte. Verpflegung und Dusche natürlich inbegriffen...
Nach fast 48 Stunden und dem ein oder anderen müden Augenring ging es dann am Ende des zweiten Tages auf die Zielgerade. Die Königsdisziplin und Mutter aller Präsentationen, der Pitch vor unserer Experten-Jury um Marketingvorstand Susanne Fotiadis (Welthungerhilfe), Carina Haupt (Gruppenleitung Software Engineering, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, DLR, Irene Schönmann (Geschäftsführerin Fahrenheit GmbH und Vorstand Marketing Club Köln-Bonn) und Dr. Friedrich Budde (Leiter Forschung & Entwicklung Viadee IT-Unternehmensberatung) stand unweigerlich bevor. (Foto: Jury) Hastig wurden also die letzten Zeilen Code in die Tasten gehauen und beeindruckende Key-Visuals und Masken zu Ende gebastelt. Und dann hieß es für die Hacker zwei Tage Arbeit in zwei Minuten zu verpacken! Mit welcher Leidenschaft und Begeisterung das dann in der Folge geschah, hätten wir uns in unseren kühnsten Träumen nicht vorzustellen gewagt. Der Spirit und die unheimliche Dynamik der beiden Tage entluden sich in mitreisenden Vorstellungen und Live-Vorführungen, die dann am Ende von unserer Jury nach Originalität, Umsetzung, Innovation und Machbarkeit bewertet wurden. Keine leichte Aufgabe!
In einem heiß diskutierten Auswahlprozess hat sich am Ende Team #storymatters mit viel Charme und einer Lösung zur Prozessautomatisierung und –digitalisierung, mit der das Erzählen von Geschichten vereinfacht werden kann, ohne deren Authentizität zu verringern, knapp durchgesetzt. Denn Stories sind die Basis im Fundraising: Für eine gute Kommunikation ist es für NGOs unerlässlich, die authentischen Geschichten von Menschen aus Projektländern zu erzählen. Das Team entwickelte also eine zentrale Lösung, bei der verschiedene Daten wie Bilder, Texte sowie Videos hochgeladen und automatisch mittels KI kategorisiert werden, um eine einfachere Auswertung des Datenbestands zu ermöglichen.
Auf Platz zwei und drei folgten #greentelekom und #oneclicksavior.
Das Gewinnerteam reist nun zu einem internationalen Welthungerhilfe-Hackathon oder Digital-Workshop in eines unserer Projektländer. Die Plätze zwei und drei freuen sich über Welthungerhilfe Deuter Travelbags und Rasperry Pis zum weiter Hacken und Wiederkommen.
Denn genau das haben wir mit euch vor! See you in 2021.
Und jetzt startet unsere Challenge: Wir setzen uns an die Verwirklichung der Ideen.