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18.08.2020 | Blog

Humanitäre Hilfe während der Corona-Krise

Humanitäre Helfer*innen setzen sich täglich für die Menschen in größter Not ein. Auch während der Corona-Krise sind viele an den Projektstandorten geblieben. Durch ihren Einsatz werden die Menschen, die die Pandemie am härtesten trifft, nicht im Stich gelassen.

Eine Frau mit drei Kindern bei der Essensausgabe.
Essensausgabe in einem Slum in Neu-Delhi, durch Helfer*innen der Organisation Jan Pahal, die zum Netzwerk der Welthungerhilfe gehört. © Florian Lang/Welthungerhilfe
Kerstin Bandsom Team Communications (bis Februar 2024)

In Katastrophen- und Krisengebieten leisten humanitäre Helfer*innen lebensrettende Hilfe und Schutz für Menschen in größter Not. Ihre Arbeit wird dieses Jahr auf eine harte Probe gestellt: Ausgangsbeschränkungen, Grenzschließungen und andere Maßnahmen, um das Coronavirus einzudämmen, erschweren in vielen Ländern den humanitären Zugang. Die Krux dabei: Grenzschließungen, Quarantänen, Markt-, Lieferketten- und Handelsunterbrechungen verschärfen die Ernährungssituation von Milliarden Menschen und machen humanitäre Hilfe wichtiger denn je.

Humanitäre Helfer*innen bleiben während der Krise vor Ort

Trotz der erschwerten Bedingungen sind viele Helfer*innen der Welthungerhilfe in den letzten Monaten an unseren Projektstandorten geblieben und haben weiterhin Hilfe geleistet. Wie haben unsere Mitarbeiter*innen die letzten Monate erlebt und wie hat sich die Arbeit der Welthungerhilfe durch die Corona-Pandemie verändert?

Gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen machen Arbeit der Welthungerhilfe noch dringlicher

Nivedita Varshneya, Landesdirektorin der Welthungerhilfe in Indien, erzählt: „Die Lage in Indien ist derzeit sehr schwierig. Es sind die wirtschaftlichen Auswirkungen des Lockdowns, unter denen die Menschen am meisten leiden. Millionen von Menschen haben ihren Lebensunterhalt verloren, vor allem diejenigen, die als Tagelöhner*innen überleben. Die Abriegelung und die Angst vor Covid-19 zwang sie, zurück in ihre Dörfer zu migrieren, wo sie kaum eine Existenzgrundlage oder Ernährungssicherheit haben.“ Sie ist sich sicher: Die gesellschaftliche und wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise haben die Arbeit der Welthungerhilfe noch relevanter und dringlicher gemacht.

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Nivedita Varshneya, Welthungerhilfe India

Die Lage in Indien ist derzeit sehr schwierig. Es sind die wirtschaftlichen Auswirkungen des Lockdowns, unter denen die Menschen am meisten leiden.

Nivedita Varshneya Landesdirektorin der Welthungerhilfe in Indien

Gleichzeitig stellte die Ausgangssperre das Team und deren Arbeit vor einer großen Herausforderung, denn in den letzten Monaten ereigneten sich in den Projektgebieten gleich mehrere Katastrophen – darunter die Invasion der Heuschrecken, der Zyklon Amphan und nun auch Überschwemmungen. „Die Corona-Krise erschwert in all diesen Situationen die Hilfs- und Rehabilitationsmaßnahmen enorm. Soziale Distanzierungs- und Hygienenormen müssen strikt eingehalten werden. Die Arbeit vor Ort kommt jedoch trotz der veränderten Bedingungen gut voran und die Menschen passen sich gut an die neue Norm an“, so Nivedita Varshneya.

Nahrungsmittelverteilung ist eine der größten Herausforderungen

Auch im Niger treffen derzeit mehrere Krisen aufeinander. „Niger erlebt eine dreifache Krise: Die Klimakrise und ihren Folgen für die Ernährungssicherheit der Menschen wird verschärft durch die Sicherheitskrise an den Grenzen. COVID-19 hat nun zusätzlich zu einer Gesundheitskrise geführt“, erläutert Francis Djomeda, Landesdirektor der Welthungerhilfe in Niger, „viele Menschen im Niger leben überwiegend von Landwirtschaft und Viehzucht und sind vom Handel mit ihren Nachbarn, insbesondere Nigeria, abhängig. Grenzschließungen und andere Einschränkungen haben das Funktionieren des Binnenmarktes beeinträchtigt.“

Francis Djomeda, Landesdirektor Niger.

Alle internationalen Mitarbeiter*innen haben beschlossen, das Land nicht zu verlassen, sondern hier zu bleiben und im Nothilfe-Programm mitzuarbeiten. Das hat zu einer hohen Motivation des Teams geführt.

Francis Djomeda Landesdirektor der Welthungerhilfe im Niger

Die Welthungerhilfe ist eine der wenigen Organisationen, die während der Corona-Krise in Niger aktiv bleiben konnten. „Alle internationalen Mitarbeiter*innen haben beschlossen, das Land nicht zu verlassen, sondern hier zu bleiben und am Nothilfe-Programm mitzuarbeiten. Das hat zu einer hohen Motivation des Teams geführt“, erzählt Francis. Zu den größten Herausforderungen der Arbeit der Welthungerhilfe im Niger zählt die Durchführung von Nahrungsmittel- und Bargeldverteilungen, bei denen normalerweise mehrere hundert Personen gleichzeitig an einem Ort sind. „Wir teilten die Menschen in kleine Gruppen von maximal 30 Personen auf, doch das führte automatisch zu einer Überschreitung des ursprünglichen Zeitplans. Durch die Grenzschließungen wurde vieles außerdem teurer oder schwer erhältlich, vor allem in abgelegenen Gebieten.“

Teamgeist und innovative Ansätze

Für Kelvin Shingles, Landesdirektor im Welthungerhilfe-Büro in Kenia, ist es besonders bemerkenswert, dass auch alle nationalen Mitarbeiter*innen seines Teams geblieben sind, um ihrem Land zu helfen: „Ich glaube, dass unser Teamgeist durch diese Krise weiter gestärkt wurde“, erzählt er. Auch wenn es manchmal frustrierend ist, dass die Ausgangsbeschränkungen das Team daran hindern, mehr zu tun: „Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie hört man in informellen Siedlungen die Sorge: ‚Wenn wir nicht an Coronavirus sterben, verhungern wir.‘ Für 70 Prozent aller in den informellen Siedlungen lebenden Menschen stellt allein der Zugang zu Nahrungsmitteln eine Herausforderung dar“, so Kelvin.

 

Portraitfoto von Kelvin Shingles

Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie hört man die Sorge: ‚Wenn wir nicht am Coronavirus sterben, verhungern wir.‘ Für 70 Prozent aller in den informellen Siedlungen lebenden Menschen stellt allein der Zugang zu Nahrungsmitteln eine Herausforderung dar.

Kelvin Shingles Landesdirektor der Welthungerhilfe in Kenia

„Es ist uns aber gelungen, die Einsätze in ländlichen Gebieten aufrechtzuerhalten. Ein Kernteam befindet sich an diesen entlegenen Orten und ein Managementteam in der Hauptstadt Nairobi koordiniert die Einsätze virtuell. Wir mussten die Arbeitsabläufe überarbeiten und unsere Ansätze innovativ gestalten: Mitarbeiter*innen haben Radiosendungen und Fernsehbeiträge zu Themen wie gesunder Ernährung während der COVID19-Krise gestaltet. Mit einem Comic zum Thema werden speziell Kinder und Jugendliche angesprochen und aufgeklärt.“

Virtuelle Meetings stärken Zusammenhalt

In Peru, einer der derzeit größten Corona-Hotspots in Südamerika hat die Krise verheerende Auswirkungen für die 70 Prozent der Bevölkerung, die in informellen Jobs arbeiten. Landesdirektorin Susanna Daag berichtet: „Die Gesundheitskrise in Peru wurde schnell zu einer sozioökonomischen und folglich auch einer Ernährungskrise. 2,6 Millionen Arbeitsplätze gingen verloren. Neueste Umfragen zeigen, dass 77 Prozent der Bevölkerung in Peru derzeit von Ernährungsunsicherheit betroffen sind.“

Portrait Susanna Daag

Der Mangel an persönlichen Kontakten war auch für uns nicht einfach, auf der anderen Seite aber brachten uns die vermehrten virtuellen Meetings auch näher an unsere Kolleg*innen in Deutschland und in anderen Ländern, wo die Welthungerhilfe aktiv ist.

Susanna Daag Landesdirektorin der Welthungerhilfe in Peru

Deshalb war es um so wichtiger, dass sich das Team schnell umorganisierte, damit dringend benötigte Hilfe trotz Lockdown bei der Bevölkerung ankam. „Für viele unserer lokalen Partnerorganisationen, die nicht nur in schwierigen Kontexten arbeiten, sondern auch in ländlichen Gebieten ohne Internetzugang, war dies eine große Herausforderung. Der Mangel an persönlichen Kontakten war auch für uns nicht einfach, auf der anderen Seite aber brachten uns die vermehrten virtuellen Meetings auch näher an unsere Kolleg*innen in Deutschland und in anderen Ländern, wo die Welthungerhilfe aktiv ist“, erzählt sie.

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