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25.11.2020 | Blog

Gemeinsam über die Familie entscheiden

Familienplanung ist Frauensache? In der Demokratischen Republik Kongo entscheiden darüber traditionell die Männer. Charlotte Ntagulwanguma sensibilisiert Ehemänner, Väter, Brüder und Onkel, welche Auswirkungen viele Schwangerschaften in kurzen Abständen haben - und trägt dazu bei, die Rolle der Frauen in der Gesellschaft zu stärken.

Eine schwangere Frau, ein kleiner Junge und ein Mann, vor ihnen ein Schaf.
Immacule Ntegrejimana und ihr Sohn Ushindi freuen sich über das Schaf, welches sie im Rahmen des Welthungerhife-Projektes bekommen haben. Rechts: Welthungerhilfe-Mitarbeiter Alain Mulubi. © Welthungerhilfe
Maya Jean-Jacques Landesbüro Zentralafrikanische Republik, zuvor Landesbüro D.R. Kongo

Eigentlich organisiert Charlotte Ntagulwanguma, Ernährungsexpertin der Welthungerhilfe in der Demokratischen Republik Kongo, speziell Kurse für Frauen und Mädchen, um mit ihnen über Themen wie Familienplanung, gesunde Entwicklung und Ernährung zu sprechen.

Während einer dieser Kurse hatte sie jedoch einen Einfall: „Letztes Jahr hatte ich eine Sitzung mit jungen Frauen in der Region Massisi – sie waren sehr daran interessiert, mehr über Familienplanung zu erfahren. Aber sie berichteten auch, dass Entscheidungen die Familie betreffend oft nicht in ihrer Hand lägen“, so Charlotte. Traditionell ist in der D.R. Kongo der Mann das Familienoberhaupt der Familie. Kurzerhand entschied sie, speziell Kurse für die männlichen Verwandten der Projektteilnehmerinnen zu organisieren, um diese für das Thema Familienplanung zu sensibilisieren und die Rolle der Frauen in der Gesellschaft zu stärken. Mit großem Erfolg.

Gesundheitliche Folgen für Mütter und Kinder reduzieren

Wie in vielen anderen afrikanischen Ländern führen auch im Kongo Schwangerschaften in jungem Alter und in kurzen Abständen hintereinander zu schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen für Mütter und Kinder. Dies wiederum hat enorme Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage und die Ernährungssituation der gesamten Familie: „Vielen der Teilnehmer war nicht bewusst, welche weitreichende Wirkung von Familienplanung ausgeht. Dass, je weniger eine Frau durch viele Geburten belastet wird, sie sich umso stärker für den Lebensunterhalt der Familie einbringen kann. Und umso größere Chancen bestehen, dass ihre Kinder gesund aufwachsen und ihre Potenziale entfalten können.“ Im Gegensatz dazu wird es um so schwieriger, alle Kinder zu ernähren und ihnen Bildung zu ermöglichen, je mehr Kinder in einen Haushalt geboren werden.

Factsheet: Frauen und Entwicklung

Chancengleichheit und Gleichberechtigung sind weltweit anerkannte Menschenrechte und notwendig für die Bekämpfung von Hunger und Armut.

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In Massisi im Nord-Osten Kongos ist die Ernährungsunsicherheit und Unterernährung, insbesondere bei Kindern unter fünf Jahren, alarmierend. Die Versorgungslage ist extrem angespannt, unter anderem, weil viele Menschen, die vor Gewalt und dem Krieg geflohen sind, derzeit in der Provinz Schutz suchen. Etwa 80 Prozent der Bevölkerung in Massisi hat nicht genug zu essen und keinen Zugang zu sauberem Wasser.

Starke Frauen für eine starke Gesellschaft

Gemeinsam mit ihren kongolesischen Partnerorganisationen und der lokalen Bevölkerung möchte die Welthungerhilfe die Widerstandsfähigkeit und die Selbstbestimmung lokaler Gemeinschaften stärken und somit die Abhängigkeit von humanitärer Nothilfe verringern. Dazu gehört auch: Die Rolle der Frauen in der Gesellschaft zu stärken. 

Frauen in unseren Gemeinschaften werden oft an den Rand gedrängt, so dass es ihnen sehr hilft, wenn ihre Ehemänner, Brüder oder Väter offen von den Problemen erfahren, mit denen sie konfrontiert sind.

Charlotte Ntagulwanguma Ernährungsexpertin der Welthungerhilfe

Frauen erhalten Landwirtschafts- und Viehzucht-Trainings

Die Stärkung von Frauen gelingt in den Gemeinden unter anderem darüber, dass sie an speziellen Trainings teilnehmen, die vermitteln, wie Frauen mit kommerziellen Gärten ihr Einkommen steigern können. Sollten ihre Ernten durch Naturkatstrophen wie Dürren oder starke Regenfälle ausfallen, ist es außerdem wichtig, auf mehrere Einkommensquellen zu setzen. Deshalb erhielten die Frauen auch jeweils ein Schaf, mit dem sie ihre Viehzucht aufbauen können.

Eine Frau freut sich über ein Schaf.
Mit dem Geld, welches Koreta durch die Viehzucht verdienen wird, wird sie das Schulgeld ihrer Kinder bezahlen und Dünger für ihren Garten kaufen. © Welthungerhilfe

Um die Stellung der Frauen im Kongo langfristig zu verbessern, ist jedoch vor allem ein Bewusstseinswandel erforderlich: „Frauen in unseren Gemeinschaften werden oft an den Rand gedrängt, so dass es ihnen sehr hilft, wenn ihre Ehemänner, Brüder oder Väter offen von den Problemen erfahren, mit denen sie konfrontiert sind“, erklärt Charlotte. Und dieses Bewusstsein trägt sich weiter – wie ein Projektteilnehmer erzählt: „Ich werde vor allem junge Menschen für das Thema sensibilisieren. Dazu gehört: Frühe Ehen und frühe Schwangerschaften zu vermeiden und Geburten zu planen, um zu verhindern, dass Frauen und Kinder vermeidbaren Komplikationen ausgesetzt werden."

Dieser Artikel stammt ursprünglich aus unserem Magazin für Spender*innen.

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