Haiti kommt nicht zur Ruhe
Am Morgen des 14. August 2021 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,2 auf der Richterskala den Süden Haitis. Zehntausende Häuser wurden zerstört, mehr als 2.000 Menschen starben. Nur wenige Tage später traf der Tropensturm „Grace“ auf das betroffene Gebiet.
Nur wenige Tage nach dem verherenden Erdbeben fegte Tropensturm „Grace“ über das betroffene Gebiet hinweg. Viele Tausend Menschen sind seither auf Hilfe angewiesen. Die Welthungerhilfe und ihre Partner unterstützen Familien mit dem Nötigsten.
Zehntausende verloren ihr Zuhause
Die Bilder weckten schreckliche Erinnerungen an das schwere Erdbeben von 2010, und diesmal waren die Erdstöße sogar noch stärker. Wieder verloren zehntausende Menschen ihr Dach über dem Kopf, die Krankenhäuser waren überlastet mit Verletzten und es fehlte an medizinischer Ausrüstung, vielerorts hatten die Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Das Erdbeben traf vor allem die südliche Halbinsel, ein Gebiet, das zu den ärmsten des Landes mit einer schlechten Infrastruktur gehört. Die einzige Straße aus der Hauptstadt Port-au-Prince führt durch Gegenden, die seit Juni unter der Kontrolle von bewaffneten Gruppen stehen. Denn die Katastrophe trifft den Karibikstaat zu einer Zeit, die ohnehin von politischer Instabilität, wirtschaftlicher Misere und großer Not geprägt ist. Im Juli wurde der damalige Präsident Jovenel Moïse ermordet. Gleichzeitig leidet Haiti schwer unter den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie.
Gleich nach dem Beben verteilte das Team der Welthungerhilfe Hygieneartikel sowie Planen und Decken. Gemeinsam mit der französischen Organisation ACTED, einem unserer Partner im europäischen Netzwerk Alliance2015, versorgt die Welthungerhilfe zudem drei schwer betroffene Gemeinden der Départements Grand-Anse und Sud mit Trinkwasser. 15.000 Menschen erhalten mit Tanklastwagen Wasser für einen Monat. Darüber hinaus erhalten 300 Familien direkte finanzielle Unterstützung über unseren lokalen Partner FODES-5 im Département Nippes. So können sie ihren Bedarf an Lebensmitteln oder Dingen, die sie durch die Katastrophe verloren haben, individuell selbst decken.
Selbst Grundnahrungsmittel sind unerschwinglich
Haiti zählte schon vor dem Beben zu den ärmsten Ländern der Welt, etwa die Hälfte der Bevölkerung muss mit weniger als einem US-Dollar am Tag auskommen. Für viele Familien sind aufgrund der enorm steigenden Preise sogar Grundnahrungsmittel fast unerschwinglich geworden: Ein Brot kostet derzeit umgerechnet 1,60 Dollar, ein Liter Speiseöl einen Dollar. Infolgedessen sind mehr als zwei Drittel der Kinder unter fünf Jahren unterernährt.
Nur wenige Tage nach dem Erdbeben wurden die Menschen im Süden des Landes von Tropensturm „Grace“ heimgesucht. Dieser brachte Starkregen und löste neben Schlammlawinen auch Erdrutsche aus, die das Leid der Bevölkerung weiter verschlimmerten. Denn die provisorischen Unterkünfte konnten den Fluten nicht standhalten, viele Menschen mussten ohne jeden Schutz im Freien ausharren. Es wird noch lange dauern, bis sich die Menschen von den Folgen der Katastrophe erholt haben und ihren Alltag wieder aus eigener Kraft bestreiten können. Wir bleiben vor Ort und werden weiterhin diejenigen unterstützen, die dringend Hilfe benötigen.
Der Artikel wurde von Tanja Heimann verfasst und erschien im Welthungerhilfe Magazin 04/2021.