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08.12.2021 | Blog

"Menschen haben das Potenzial zur Heilung"

Unsere Kollegin Gülbahar aus der Türkei ist Psychologin und untersützt geflüchtete Menschen aus Syrien. Sie berichtet über ihre Arbeit, welche Ziele sie hat und was ihr Hoffnung macht.

Eine Frau und ein Kind sitzen nebeneinander.
Unsere Kollegin Gülbahar aus der Türkei arbeitet mit traumatisierten Kindern aus Syrien. © Welthungerhilfe

Ich schreibe aus dem Büro der Welthungerhilfe in Mardin in der Türkei, wo ich seit zwei Jahren als Psychologin arbeite. Hier unterstützen wir Menschen, die vor dem Konflikt in Syrien fliehen mussten. Wir helfen ihnen, Bildungs- und Gesundheitsdienste zu nutzen, zum Beispiel, sich registrieren zu lassen, einen Ausweis zu erhalten oder sich in der Schule oder Universität einzuschreiben. Für Kinder bieten wir Raum zum Spielen und die Möglichkeit, ihr Recht auf Bildung wahrzunehmen. Wir fördern Kompetenzen wie Umgang mit Stress, Depressionen oder Aggressionen und helfen, das eigene Selbstbewusstsein nach all dem Erlebten wiederaufzubauen.

Psychologische Unterstützung für entwurzelte Menschen

Bei meiner Arbeit habe ich Hunderte von Menschen erlebt, die entwurzelt wurden und psychosoziale Hilfe brauchen, vertriebene Kinder, die fern von ihrer Heimat aufwachsen, und Eltern, die ihre Identität verloren. Und zugleich erlebe ich Junge und Ältere, die sich trotz all der Zerstörung und der erlittenen Verluste ihre Hoffnung und Dankbarkeit bewahrt haben.

Portrait-Foto von Gülbahar.

Zu erleben, wie Menschen neu anfangen, wie sie nach erzwungenem Stillstand weitermachen, wie sie beharrlich um ihre Zukunft ringen – all das drängt mich, an ihrer Seite zu bleiben.

Gülbahar Psychologin für Flüchtlinge aus Syrien

Flucht ist wie ein schmaler Korridor, wo Gutes und Böses eng nebeneinander existieren. Einerseits gibt es Traumata, Verluste, Geschichten über alle Arten von Gewalt und Verletzung von Rechten. Kinder, deren Kindheit hinter verschlossenen Türen stattfindet, getrieben, einsam, verletzt und zornig.

"Ich bin Kindern begegnet, die ihre Mutter als Superheldin malten"

Andererseits gibt es Menschen, die all der Zerstörung, der sie im Leben ausgesetzt waren, standhalten können, die sich an ihren Familien festhalten, an das Gute glauben und anderen helfen. Ich bin Kindern begegnet, die ihre Mutter als Super­heldin malten, die davon träumten, mit Vögeln zu singen, und Schule als ihren sichersten Ort bezeichneten.

Eine Frau mit Mundschutz und ein Junge mit Mundschutz stehen sich gegenüber.
Viele aus Syrien geflüchtete Kinder sind von der Flucht traumatisiert und brauchen psychosoziale Unterstützung. © Welthungerhilfe

Zu erleben, wie Menschen neu anfangen, wie sie nach er­zwungenem Stillstand weitermachen, wie sie beharrlich um ihre Zukunft ringen – all das drängt mich, an ihrer Seite zu bleiben. Mein höchstes Ziel ist es, sie davon zu überzeugen, dass sie immer aus eigener Kraft etwas für sich selbst tun können. Und dass ich verlässlich für sie da bin. Denn ich glaube fest daran, dass Menschen das Potenzial zu Besse­rung und Heilung haben. Ich bin hier, um es mit ihnen zu stärken und wachsen zu lassen.

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