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03.03.2022 | Blog

Bericht des Weltklimarates: Klimaresiliente Entwicklung fördern

Der Bericht des IPCC zeigt auf: Die Zeit wird knapp. Schon heute lassen sich gefährliche Veränderungen der Natur beobachten und Milliarden Menschen leiden immer stärker unter den Auswirkungen des Klimawandels.

Eine Frau aus Madagaskar steht unter einem großen Baum. Sie ist von hinten zu sehen.
In Madagaskar sind kleinbäuerliche Familien besonders häufig von Dürren und Trockenperioden betroffen.
Michael Kühn Team Politik und Außenbeziehungen

Auch wenn aus gutem Grund im Moment alle Augen auf die Besorgnis erregenden Geschehnisse in der Ukraine gerichtet sind, sollte nicht vergessen werden, dass wir parallel dazu immer noch mit den Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels zu tun haben. Als ob dieser nicht für die Menschheit Bedrohung genug ist, zeigt er doch die existentiellen Nöte vor allem armer Gesellschaften schonungslos auf. Offensichtlich wird der Krieg die internationalen Klimaschutzbemühungen zurückwerfen. Umso wichtiger, dass die Staaten, die dazu willens und in der Lage sind, agieren und sowohl das Klima schützen als auch Anpassungsmaßnahmen vorantreiben. Noch ist es dafür nicht zu spät, aber die Zeit wird knapp. Vor allem darauf weist der neue, am 28. Februar veröffentlichte Bericht der Arbeitsgruppe des Weltklimarates1 „Folgen, Anpassung, Verwundbarkeit“2,hin.

Weniger Wasser und mehr Hunger

Bereits heute ließen sich gefährliche Veränderungen der Natur beobachten und Milliarden Menschen litten immer stärker darunter. "Die Auswirkungen, die wir heute sehen, treten viel schneller auf und sind zerstörerischer und weitreichender als vor 20 Jahren erwartet", berichtet die IPCC-Arbeitsgruppe. Der Hunger nehme zu und das Wasser werde knapp. Das erhöhe Armut und Ungleichheit und werde mehr Menschen, die in ihrer Heimat kein Auskommen mehr haben, zur Migration zwingen. Selbst wenn es gelingt, die Erwärmung auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, muss die Menschheit demnach schon in den nächsten 20 Jahren erhebliche Auswirkungen verkraften. Die Regierungen täten noch lange nicht genug, um die schlimmsten Gefahren für Leib und Leben abzuwenden.

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Die Klimakrise ist da und hat fatale Auswirkungen auf die Ernährungslage vieler Menschen. Über den Zusammenhang von Klimakrise und Hunger.

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Auch der reiche Norden bleibt nicht verschont, wie die verheerenden Waldbrände im Mittelmeerraum und im Westen der USA, das klimabedingtes Waldsterben in Deutschland, Überschwemmungen an der Ahr im Juli 2021 und Hitzewellen in Sibirien zeigen. Die Attributionsforschung zeigt inzwischen, dass einzelne Wetterereignisse durchaus den Folgen des Klimawandels zugeordnet werden können.

Ungläubig steht Malita Jeke vor den Trümmern ihres Hauses, das von Tropensturm Ana zerstört wurde.
Auch Extremwetterereignisse wie der Tropensturm Ana in Madagaskar treten durch den Klimawandel immer häufiger auf. © Welthungerhilfe

Die Folgen und Risiken werden immer komplexer

Das ist in der Substanz nichts neues, ähnliches war bereits in früheren Berichten nachzulesen, wenn auch nicht in derselben Deutlichkeit. Allerdings werden die Folgen und Risiken immer komplexer und schwieriger zu bewältigen. Vielfältige Klimagefahren werden gleichzeitig auftreten und klimatische und nicht-klimatische Faktoren treten in Wechselwirkung, so dass neue Risiken und Gefahren entstehen. Die Forscher berichten zum Beispiel, dass sich die Zeitpunkte für wichtige biologische Ereignisse wie Fortpflanzung oder Blüte verändern. Das führt dann dazu, dass in tropischen Regionen Afrikas der Fischfang bis Ende des Jahrzehnts um bis zu 40% zurückgeht. Für ein Drittel der Menschen ist Fisch aber die Hauptproteinquelle. Dazu kommen andere Faktoren wie ausgedehnte Hitzeperioden und erntevernichtende Starkregen. Sollte die Erderwärmung jemals 2,1 Grad Celsius erreichen, wirke sich das verheerend auf die Ernährungssicherheit für die Menschen in der Region aus.

Fast überall auf der Welt beobachten die Wissenschaftler Fortschritte bei der Anpassung an den Klimawandel. Allerdings gebe es Ungleichmäßigkeiten und Lücken sowie Fehlanpassungen3. Vielfach priorisierten Projekte kurzfristige Verringerungen des Klimarisikos, allerdings auf Kosten einer transformativen Anpassung, also einer Anpassung, die langfristige, systemische Veränderungen zum Ziel hat.

Besonders wichtig: Klimaresiliente Entwicklung

Klimawandel: Eine Bedrohung für Umwelt und Menschen

Weltweit leben etwa 3,4 Milliarden Menschen in ländlichen Gebieten, und viele von ihnen sind anfällig für die Auswirkungen des Klimawandel. Je langfristiger, integrierter und sektorübergreifender Anpassungsmaßnahmen angelegt seien, desto größer deren Wirksamkeit. Erwähnt werden die Integration von Klimaanpassung in Sozialschutzprogramme, einschließlich Geldtransfers und öffentliche Bauprogramme, da sie die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel erhöhten und grundlegende Dienstleistungen und Infrastrukturmaßnahmen unterstützten. Der Ausbau sozialer Sicherheitsnetze habe aber auch einen starken Zusatznutzen für Entwicklungsziele die auf Bildung, Armutsbekämpfung, Geschlechtergerechtigkeit und Ernährungssicherheit ausgerichtet sind.

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis, eher eine Bestätigung, ist die Hervorhebung der Notwendigkeit klimaresilienter Entwicklung. Sie werde dann gefördert, wenn Regierungen, Zivilgesellschaft und der Privatsektor integrative Entwicklungsentscheidungen träfen, die gleichermaßen Risikominimierung, Gleichstellung und Gerechtigkeit priorisieren.

Zwei Frauen arbeiten auf einem Feld in Burkina Faso.
Durch veränderte Anbaumethoden in Burkina Faso soll die lokale Landwirtschaft widerstandfähiger gegen Klimaextreme werden. © Happuc / Welthungerhilfe

Die Welthungerhilfe unterstützt Kommunen seit Längerem bei der Risikoeinschätzung und -bewertung, bezieht die lokale Bevölkerung ein und unterstützt sie, sich auf Extremereignisse vorzubereiten. Eine verlässliche internationale Anpassungsfinanzierung ist dafür unerlässlich, aber eben auch die richtige Auswahl der Methoden, um Fehlanpassung zu vermeiden. Hingewiesen wird in dem Bericht auf die Bedeutung lokalen Wissens. Entscheidend für die richtige Projektwahl sind damit kontextspezifische Herangehensweisen, die auf einer ausführlichen regionalen und lokalen Analyse basieren. Die Welthungerhilfe trägt dazu bei, Ernährung z.B. durch nachhaltige und resiliente Landwirtschaft als Pfeiler für nachhaltige und klimaangepasste Entwicklung zu sichern. Diese berücksichtigt die Erfordernisse der Anpassung an den Klimawandel und die Anforderungen and Nachhaltigkeit, ohne das Klima zu schädigen und das Recht auf Nahrung zu vernachlässigen.

Quellen

1. https://report.ipcc.ch/ar6wg2/pdf/IPCC_AR6_WGII_SummaryForPolicymakers.pdf

2. https://www.de-ipcc.de/media/content/Hauptaussagen_AR6-WGII.pdf

3. Der Begriff Fehlanpassung bezeichnet Handlungen, die zu einem erhöhten Risiko negativer klimawandelbedingter Änderungen führen können, unter anderem durcherhöhte Treibhausgasemissionen, erhöhte oder verlagerte Verwundbarkeit gegenüber dem Klimawandel, ungerechtere Resultate oder verminderten Wohlstand, jetzt oder in Zukunft. In den meisten Fällen ist Fehlanpassung eine unbeabsichtigte Folge.

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