Die Ansätze der Welthungerhilfe: Mehr Mitspracherecht für Kleinbauern und nachhaltige Landwirtschaft.
33.000 demonstrieren für gesundes Essen
Wenn im Januar bei eisigen Temperaturen mehr als 30.000 Bürger/innen in Berlin unter dem Motto "Wir haben es satt!" für gesundes Essen, bäuerlich-ökologische Landwirtschaft und fairen Handel auf die Straße gehen und wenn aus jedem zweiten Land der Erde ein Landwirtschaftsminister in die Hauptstadt reist, dann ist die Welthungerhilfe dabei.
Jedes Jahr Mitte Januar dreht sich in der Hauptstadt Berlin alles um das Thema Landwirtschaft. Dann öffnet die Internationale Grüne Woche ihre Tore zu einer der größten internationalen Ausstellungen für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau. Parallel findet das „Global Forum for Food and Agriculture“ (kurz GFFA) statt. Eine internationale Konferenz zu den zentralen Zukunftsfragen der globalen Land- und Ernährungswirtschaft. Das Forum bietet Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft Gelegenheit, sich über aktuelle agrarpolitische Themen auszutauschen und politisch zu verständigen. Hauptveranstaltungen des GFFA sind die Berliner Agrarministerkonferenz des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Mit zuletzt fast 90 Minister*innen ist es weltweit die größte Agrarministerkonferenz. Ein Abschlusskommuniqué als gemeinsame Position der Minister*innen soll Eingang in die weitere internationale agrarpolitische Diskussion finden.
Und dann ist da noch „Wir haben es satt!“. Das Bündnis geht bereits seit 2011 parallel zur Agrarminister-Konferenz und zum Auftakt der „Grünen Woche“ in Berlin auf die Straße und demonstriert: Für gesundes Essen, bäuerlich-ökologische Landwirtschaft und fairen Handel. Die Welthungerhilfe ist dabei – gemeinsam mit Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft: Landwirt*innen, Lebensmittelhandwerker*innen, Bäcker*innen, Köch*innen wie auch Metzger*innen, Natur-, Tier- und Umweltschützer*innen, engagierte Jugendliche und interessierte Bürger*innen.
Werte und Forderungen der Bewegung von „Wir haben es satt!“, die die Welthungerhilfe unterstützt:
- Bauernhöfe statt Agrarindustrie. Vielfalt der Bauernhöfe erhalten: Weltweit kleine und mittlere Betriebe fördern.
- Demokratie statt Konzernmacht. Profitinteressen der Konzerne dürfen die Verwirklichung des Menschenrechts auf Nahrung niemals einschränken.
- Für mehr globale Gerechtigkeit: Agrarexporte reduzieren, bäuerliche Erzeugung und regionale Märkte weltweit stärken und Entwicklungszusammenarbeit agrarökologisch ausrichten.
Das Problem
Hunger ist oft eine Folge des Machtungleichgewichts im Ernährungssystem. Ausgerechnet dort, wo Nahrung produziert wird, nämlich auf dem Land, leben weltweit drei von vier Hungernden. Sie bestellen kleine Äcker unter widrigen Umständen, halten Tiere, gehen jagen oder fischen. Dennoch reicht es kaum zum Leben. Die Menschen hungern und haben kein Einkommen um Nahrung zu kaufen. Kleinproduzent*innen sind zwar in die Nahrungsmittelproduktion eingebunden, jedoch von der Teilhabe an ernährungspolitischen Debatten ausgeschlossen, die sich gleichzeitig jedoch auf sie auswirken. Stattdessen haben transnationale Großkonzerne aber auch politische Entscheidungsträger die Macht, weltweit den Nahrungszugang und die Ernährungsweisen zu beeinflussen.
Die Position der Welthungerhilfe
Die Welthungerhilfe ist davon überzeugt, dass es ohne tiefgreifenden Wandel in der ländlichen Entwicklung und einer substantiellen globalen Stärkung der kleinbäuerliche Landwirt*innen nicht gelingen wird, den Hunger in der Welt zu beseitigen. Regierungen müssen rechtliche Rahmenbedingungen und verbindliche Regelungen schaffen und durchsetzen, um die Ernährungssicherheit und -souveränität der Bürger*innen zu schützen.
Um ihre Lebenssituation zu verbessern, benötigen kleinbäuerliche Landwirt*innen Zugang zu Ressourcen wie ausreichend Land und Produktionsmittel, so dass sie ertragreicher und nachhaltiger produzieren können. Auch neue Arbeitsplätze im ländlichen Raum sind ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung. Gleichzeitig brauchen wir eine neue Handels- und Agrarpolitik, die sich am Recht auf Nahrung orientiert und Kleinbäuer*innen einen einfacheren Marktzugang ermöglicht, sowie Kohärenz in den Politikbereichen.
Natürlich gibt es kein global und allgemein gültiges Modell für die Entwicklung und Gestaltung ländlicher Räume und der Landwirtschaft, eines ist dennoch klar:
Die Überwindung von Hunger und Armut auf dem Land hängt davon ab, ob es der Agrarsektor schafft, auf nachhaltige Art und Weise gesunde Lebensmittel zu produzieren und kleinbäuerliche Landwirt*innen weltweit in faire Wertschöpfungsketten einzubinden.
Gemeinsam fordern wir:
- Gesundes Essen von Landwirt*innen für alle. Für eine Ernährungspolitik, die auf regionale und nachhaltige Lebensmittel setzt statt auf industrielle Massenprodukte.
- Schluss mit den Subventionen an die Agrarindustrie. Die Bundesregierung muss den Umbau hin zu artgerechter Tierhaltung wirksam fördern.
- Schluss mit Dumping-Exporten – für globale Bauernrechte und eine weltweite Agrarwende.