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09.02.2017 | Blog

Agenda 2030: Strategien gegen Fluchtursachen

Die Bundestagswahl 2017 steht an. Welthungerhilfe Präsidentin Bärbel Dieckmann berichtet über Herausforderungen und Chancen der globalen Entwicklungspolitik.

Frau in Mali
Fluchtursachenbekämpfung kann nicht allein der Entwicklungspolitik aufgebürdet werden. Die Umsetzung der Agenda 2030 ist die sinnvollste – wenn auch langwierige – Fluchtursachenbekämpfung. © Jens Grossmann
Bärbel Dieckmann Ehemalige Präsidentin Welthungerhilfe

Entwicklungspolitik und -zusammenarbeit haben in den letzten beiden Jahren deutlich an politischem Stellenwert gewonnen. Das hängt allerdings weniger mit den Erfolgen der Vergangenheit zusammen, sondern vor allem mit der Debatte über Fluchtursachen und der darin der Entwicklungszusammenarbeit zugedachten Rolle. Ob sie diese sehr ambitionierte Rolle tatsächlich überall ausfüllen kann – etwa in akuten Konflikten wie in Syrien oder dem Südsudan – wage ich zu bezweifeln.

Fluchtursachenbekämpfung kann nicht allein der Entwicklungspolitik aufgebürdet werden. Vor allem sind hier auch keine schnellen Erfolge zu erwarten. Mit der starken Fokussierung auf Flucht und Migration geht überdies die Gefahr einher, dass die Länder, aus denen keine oder nur wenige Flüchtlinge oder Migranten nach Europa kommen, von der Entwicklungspolitik vernachlässigt werden.

Aus meiner Sicht ist die Umsetzung der Agenda 2030 die sinnvollste – wenn auch langwierige – Fluchtursachenbekämpfung. In der kommenden Legislaturperiode werden sich alle im Bundestag vertretenen Parteien mit der Umsetzung der 2015 verabschiedeten globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung zu befassen haben. Denn die Bundesregierung hat sich diese Ziele zu eigen gemacht.

Lösung globaler Themen

Die nächste Bundesregierung wird konkrete Maßnahmen beschließen und umsetzen müssen, die zur Lösung globaler Themen beitragen: nicht nur Flucht, sondern auch Armut, Hunger und Fehlernährung, Ungleichheit, Kriege, Umweltzerstörung und Klimawandel stehen auf der Tagesordnung. Die neu gewählte Bundesregierung wird die erste sein, die entschlossen ihren Part des Weltzukunftsvertrags umsetzen kann. Sie wird aber auch gleichzeitig die letzte sein, die eine Einhaltung des Zeitplans sicherstellen kann – denn zur Erreichung der ehrgeizigen Ziele ist rasches Umdenken und Handeln unerlässlich.

Angesichts der Fülle von Handlungsnotwendigkeiten wird jeder Regierung eine Schwerpunktsetzung nicht leichtfallen. Dabei sein sollten aber die folgenden drei Aufgabenfelder:

Ein auskömmliches Leben weltweit ermöglichen: Arbeitsmarkt in Armutsregionen aufbauen

Bekenntnis zu „Zero Hunger by 2030“ untermauern: Bäuerliche Landwirtschaft als Schlüsselsektor für Ernährungssicherung etablieren

Migration gestalten und Fluchtursachen bekämpfen: Friedenssicherung ausweiten und Zukunftsperspektiven schaffen

Höhere Wirksamkeit von Entwicklungszusammenarbeit

Um die Wirksamkeit von Entwicklungszusammenarbeit zu erhöhen, wäre es sinnvoll, andere Geberländer als Partner bei der Umsetzung zu gewinnen. Gemeinsam könnte man auch gewiss mehr Gewicht in die Waagschale werfen, wenn es darum geht, den Handlungsspielraum für zivilgesellschaftliche Organisationen in den Ländern zu vergrößern.

Last but not least liegt mir noch sehr am Herzen, über die Arbeit für und mit Entwicklungsländern die eigene Gesellschaft nicht zu vergessen. Nicht nur, weil die nachhaltigen Entwicklungsziele zu Recht auch uns Veränderungen abverlangen. Aber die Entwicklungszusammenarbeit steht auch wie kaum ein anderes Politikfeld für Weltoffenheit und Solidarität – Werte, für die es auch zu Hause zu werben gilt.

Der Artikel erschien zuerst im Blog des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE).

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