Agrartreibstoffe lösen kaum Probleme, sie schaffen Hunger
Die Politik hofft noch immer darauf, die Agrartreibstoffe als Universalwaffe einsetzen zu können: Gegen die Abhängigkeit von Erdöl, für den Klimaschutz, als neue Einkommensquelle für Millionen Bauern weltweit. Diese großen Erwartungen haben sich aber schon heute als Illusion entpuppt. Es sind vor allem die immensen Mengen an Agrarrohstoffen, die zur Erfüllung von Biokraftstoffquoten gebraucht werden, die einen Strich durch das politische Kalkül machen.

Unserem E10-Sprit und Diesel werden zunehmend Agrartreibstoffe beigemischt, die in riesigen Monokulturen und Plantagen in Entwicklungs- und Schwellenländern gewonnen werden. Dazu wurden vielfach Kleinbauern verdrängt, Menschen durch Maschinen ersetzt und Urwälder gerodet. Außerdem steigen die Nahrungsmittelpreise, weil Agrartreibstoffe aus Mais, Weizen und Palmöl gewonnen werden, also aus Grundnahrungsmitteln. Die Folgen: Armut und Hunger nehmen zu und die Umweltbilanz fällt – wenn überhaupt – nur sehr knapp positiv aus. Die offensichtliche Konkurrenz zwischen Nahrungsmitteln und Agrartreibstoffen und damit zwischen Energie- und Ernährungssicherheit lässt sich nicht mehr wegdiskutieren.
Fazit: Unsere Energiebedürfnisse (Kraftstoffe, Heizung, Strom) werden trotz negativer sozialer und ökologischer Bilanz zunehmend durch landwirtschaftliche Produkte aus Schwellen- und Entwicklungsländer gedeckt. Für Millionen Menschen des Südens bleiben der Hunger – und ironischerweise auch die Energiearmut.
Angesichts knapp einer Milliarde hungernder Menschen sollten:
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Importe von Kraftstoffpflanzen oder Agrartreibstoffen aus Entwicklungsländern ohne Nachweis einer akzeptablen sozialen und ökologischen Produktionsweise sofort ausgesetzt werden.
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Deutsche oder europäische Energieziele keinesfalls dazu führen, dass durch zunehmende Nachfrage nach Biokraftstoffen das Menschenrecht auf Nahrung in Entwicklungsländern beeinträchtigt wird. Regierungen müssen das Menschenrecht auf Nahrung achten, schützen und verwirklichen. Dabei sind sie nicht nur ihrer eigenen Bevölkerung gegenüber verpflichtet, sondern müssen auch darauf achten, dass ihre Maßnahmen nicht die Nahrungsmittelversorgung in anderen Ländern beeinträchtigen.
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Deutschland und die Europäische Union das vorhandene eigene landwirtschaftliche Potential zur Bioenergieproduktion voll ausschöpfen. Energie aus der heimischen Landwirtschaft kann ein Baustein für eine Energiewende im Übergang in das Post-Erdölzeitalter sein, vorausgesetzt sie wird nachhaltig produziert und effizient eingesetzt.
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Klimaschutzziele in erster Linie durch Energiesparen, Effizienzsteigerung und innovative Verfahren der Energiegewinnung in den Verursacherländern selbst erreicht werden.