Alltag einer Nothelferin
Sandra Schuckmann-Honsel ist Nothelferin. Im Blog berichtet sie von ihrem ungewöhnlichen und oft anstrengenden Alltag in einem nicht alltäglichen Job.
Die Welthungerhilfe ist seit mehr als 20 Jahren in Äthiopien aktiv. Neben langfristigen Projekten rund um Ernährung, Wasser, Sanitär und Hygiene zählen auch Nothilfeeinsätze dazu – wie bei der aktuellen Hungerkrise am Horn von Afrika. Eine der Nothelferinnen ist Sandra. Sie ist Teil einer internationalen Spezialistentruppe, die nach Bedarf für einen kurzen Zeitraum ins Land kommt. Mit Hilfe von standardisierten Protokollen sorgt sie dafür, die Qualität unserer Arbeit zu gewährleisten und auf die Bedürfnisse der Menschen vor Ort eingehen zu können. Sandra berichtet aus ihrem ungewöhnlichen und oft anstrengenden Alltag in einem nicht alltäglichen Job:
In Yabello tickt das Leben anders. Der Ort in der Borana Zone in Äthiopien leidet wie viele andere Regionen am Horn von Afrika unter einen extremen Dürreperiode. Aufgrund der Dürre hängt alles von der jeweiligen Verfügbarkeit ab. Für die Menschen vor Ort natürlich noch viel mehr als für mich, die ich nur sechs Wochen hier bin. Da es nicht genug regnet, ist der Wasserspeicher auf dem Hoteldach nicht ausreichend gefüllt. Statt zu duschen muss oft eine Katzenwäsche mit Wasser aus der Flasche reichen. Wenn ich den ganzen Tag unterwegs war und voll mit Staub zurückkehre, wünsche ich mir eigentlich etwas anderes.
Ohne Strom, keine Nothilfe
Für die Menschen aus der Region steht jedoch ihre ganze Lebensgrundlage auf dem Spiel. Wasser ist Mangelware, das Weideland ist verdorrt. Die meisten Teiche sind ausgetrocknet, die Entladekapazität der traditionellen Wasserbrunnen verringert sich und die meisten motorisierten Systeme funktionieren nicht mehr. Das zieht ernsthafte Probleme für Mensch und Vieh nach sich. Hygiene und Abwasserentsorgung sind nicht sichergestellt – ein großes Gesundheitsrisiko. Dazu kommt der Mangel an Viehfutter. Die Rinder sind stark abgemagert, vor allem laktierende, also Milch gebende Kühe und deren Kälber. Die Marktpreise von Lebensmitteln wie Getreide und Fleisch eskalieren, Milchprodukte gibt es nicht.
Bis zu sechsmal am Tag fällt der Strom aus. Ich habe noch Glück, denn in meiner Unterkunft gibt es einen Generator. Der wird zwar nur abends für ein paar Stunden angeschmissen, aber immerhin kann ich dann meinen Laptop und mein Handy aufladen – beides benötige ich zum Arbeiten.
Die äthiopische Regierung hat immer noch den Notstand ausgerufen, daher sind wenige andere Gäste im Hotel. Die Auswahl an verfügbarem Essen ist überall sehr stark begrenzt. Diese Sachen werden aus Kenia oder der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba mit dem LWK nach Yabello gebracht. Die Straße nach Kenia hat Asphalt, aber die nach Addis ist „under construction“. Die Lastwagen sind also vollbepackt mit Gütern und holpern durchs Gelände. Dabei geraten sie manchmal so sehr in die Schieflage, dass sie umkippen. Die Ladung ist dann hin.
Für mich ist das alles halb so wild. Nachdem mein Nothilfeeinsatz hier beendet ist, fliege ich zurück nach Hause. Aber die Leute hier vor Ort sind auf die Ressourcen und Gegebenheiten angewiesen.
Ich ziehe meinen Hut! Am meisten bin ich beeindruckt von meiner Kollegin Aberash. Sie ist Äthiopierin, ist aber für die Arbeit bei der Welthungerhilfe extra aus einem anderen Teil des Landes nach Yabello gezogen. Nun lebt sie seit sechs Jahren hier, ist verheiratet und hat eine zehn Monate alte Tochter. Aberash arbeitet Vollzeit, sorgt für ihre Familie und schreibt nebenher ihre Masterarbeit unter diesen Bedingungen. Sehr beeindruckend!
Helfen Sie uns, Leben zu retten
Die Welthungerhilfe unterstützt in der Borana-Region über 96.000 Nomaden-Haushalte mit täglichen Wasserlieferungen. Daneben verteilen wir Heu und Kraftfutterzusatzkonzentrat für die Rinder. Ohne Zuwendungen vom Auswärtigen Amt sowie von Groß- und Privatspendern wäre unsere Nothilfe in der Borana-Region nicht möglich.