Brunnen und Gastfreundschaft in Uganda
Weltwärts-Freiwillige Alina reist mit Viva con Agua durch Uganda. Wie Pfandbecher zu Trinkwasserbrunnen werden? Lesen Sie weiter!
Vom 18. Februar bis 1. März 2015 war Viva con Agua de St. Pauli auf Projektreise in Uganda. Gemeinsam mit Künstlern, Musikern und Leuten aus dem Viva con Agua-Kosmos besuchten sie „ihre“ Wasser-Projekte der Welthungerhilfe und – wie könnte es anders sein – machten jede Menge Musik. Das Motto: WE LOVE YOUganda! Alina, weltwärts-Freiwillige bei der Welthungerhilfe, war dabei. Das ist der zweite Teil ihres Berichts!
Anthony Otuke, der Welthungerhilfe-Projekt Koordinator aus Lira, betont immer wieder, dass der Brunnen nun der Gemeinde gehöre, die deswegen auch selbst verantwortlich sei, den Brunnen instand zu halten und im Falle einer Reparatur die Ersatzteile zu finanzieren. Bei Projektbeginn wurde deshalb ein Committee zur Wartung gegründet. Auch wenn die Welthungerhilfe jederzeit noch für Fragen erreichbar ist, sollte das Committee nach erfolgter technischer Schulung in der Lage sein, sich um Wartung, Reparaturen und Behebung von Störungen selber kümmern zu können. Bloß: wie sollen notwendige Ersatzteile finanziert werden?
Ein übliches Vorgehen von Borehole-Committees ist, dass jede Familie, die Wasser aus dem Brunnen holt, monatlich einen kleinen Beitrag zur Wartung zahlt. So wurde auch in Odogoyere Village beschlossen: Wer Wasser holt, zahlt, und zwar 1000 UgX pro Monat – etwa 0,30 €. Klingt nicht nach viel!? Doch 24,5% aller Einwohner Ugandas leben unterhalb der Armutsgrenze, das heißt von weniger als 1,11 € pro Tag (UNHS; Stand 2010) – da sind 0,30 € nicht von der Hand zu weisen. Nicht zu vergessen, dass die Armut besonders in Nord-Uganda noch schockierendere Zahlen aufweist. Dennoch bemüht sich jede Familie, diesen Betrag aufzubringen, und das gesammelte Geld kommt schließlich der ganzen Gemeinde zu Gute. So konnte beispielsweise eine lokale Ziegelherstellung gefördert werden. Als Income-Generating-Activity werden Ziegel gebrannt und verkauft. Die Gewinne stehen allen Beteiligten zu. Auch wenn kürzlich durch Todesfälle das Einsammeln des Brunnengeldes ins Stocken geraten ist, ist die Gemeinde sehr daran interessiert diesen Prozess fortzusetzen. Denn auch sie sehen – der Brunnen ist der erste kleine Schritt für eine bessere Zukunft.
Unbegreifliche, ehrliche Dankbarkeit
Fünf Frauen kochten schon den ganzen morgen, um für uns und die ganze Gemeinde ein reichhaltiges Mittagessen zu servieren. Wir freuen uns an einer riesigen Auswahl an Reis, Hirse, Posho (Getreidebrei aus Maismehl), Hühner-, Rinder- und Schweinefleisch und lokalem Gemüse – für viele der Gruppe die erste Begegnung mit landestypischem Essen. Bald wird der Bus besetzt, die letzten Wünsche in einheimischer Sprache, Apwoyo (Danke), Wot a bër (Gute Fahrt) werden ausgetauscht, und wir sind auf der Heimreise. In unserer Rückschau auf diesen Tag fallen Worte wie „Unbegreiflich! Noch nie eine solch ehrliche Dankbarkeit erlebt! Außergewöhnlich!“… Der Tag wird bei allen in Erinnerung bleiben.
Die Gruppe machte sich anschließend auf den Rückweg nach Kampala, wo das erste Viva con Agua Kampala Festival stattfand. Nobert Latim, Praktikant für sieben Monate in Deutschland bei Viva con Agua, eröffnet eine Zelle in Kampala. „Ich möchte darauf aufmerksam machen, wie wichtig WASH-Projekte sind. Der Mangel an Trinkwasser ist noch immer eine der dringlichsten und lebensbedrohenden Probleme in Uganda. Ich wünsche mir, dass Ugander Verantwortung für ihr Land und ihre Mitbürger übernehmen.“
Bleibt nun abzuwarten, wie viele Pfandbecher am Samstag beim WE LOVE YOUGANDAgesammelt werden. Eines kann jedoch jetzt schon für die Zukunft gesagt werden: an Motivation und Engagement wird es Viva con Agua Kampal nicht fehlen.