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02.02.2015 | Blog

Der Imbiss im Innenhof – So isst man auf Kuba

Mit meiner Kollegin Sonja besuche ich Welthungerhilfe-Projekte auf Kuba. Die Welthungerhilfe unterstützt Kubaner dabei, innovative Konzepte zu entwickeln, um mehr Nahrung zu produzieren und zu verkaufen. Für uns dreht sich deshalb diese Woche alles um das Thema Nahrungsmittel. Wir sehen, wie sie angebaut und weiterverarbeitet werden und sprechen mit den Menschen aus unseren Projekten über Vermarktung und Verkauf

Ein Obst- und Gemüsestand
"Schnell hin!" - Am Samstagfrüh um 8 Uhr gibt's beim Obststand Möhren für 35 cent das halbe Kilo! © Welthungerhilfe/Eberle
Katharina Philipps Team Communications (bis 2016)

Bei satten 20 Grad sitze ich bloggend in T-Shirt und dünner Sommerhose auf der Terrasse vor unserem Büro in Havanna. Ein Straßenverkäufer preist seine Avocados mit dem Ruf „Aguacate maduuuro“ an, ein alter amerikanischer Straßenkreuzer, Ford Baujahr 52 oder 54, fährt knatternd über den löcherigen Straßenbelag. Die Luft riecht nach staubigem Sommer und ungefilterten Abgasen. Unsere kubanische Gastgeberin spricht von einer Kältefront und ich muss grinsen. Noch vor drei Tagen saß ich mit anderen hustenden und schniefenden Pendler*innen im Zug und schlotterte mich mit zwei Pullover durch den nasskalten Winter im Rheinland. Was für ein Szenenwechsel.

Banal? Nicht auf Kuba, wo trotz des idealen Klimas 70-80 Prozent der Lebensmittel teuer importiert werden müssen. Und wo bis vor wenigen Jahren noch die meistern Landwirt*innen in riesigen Staatsbetrieben organisiert waren, die festgelegte Produktionsquoten erfüllen und sich nicht um den Absatz der Produkte kümmern mussten – oder durften, es kommt ganz auf die Perspektive an. Ganz zu schweigen von der schwierigen weltwirtschaftlichen Situation, in der Kuba seit dem Zusammenbruch der sozialistischen Staatengemeinschaft und durch die Blockade der USA steckt.

Eins sticht sofort ins Auge: Wie wenig Essensangebote das Stadtbild bestimmen.

Es gibt natürlich Supermärkte, aber sie erinnern eher an kleine Tante Emma Läden mit einem sehr bescheidenen Angebot. Große Supermärkte, wie wir sie kennen, gibt es nur am Stadtrand. Dafür kann man frisches Obst und Gemüse auf Märkten und von Straßenverkäufer*innen kaufen. Vor fünf Jahren, als ich das erste Mal hier war, gab es davon noch viel weniger. Jetzt entdecke ich hier in Havanna sogar kleine Imbisse in den Innenhöfen von Wohnhäusern, in denen man für weniger als einen Dollar einen Teller mit reichlich Reis, Bohnen, Fleisch und Gemüse bekommt. Und auch die Zahl der Restaurants ist deutlich gestiegen. Aber trotzdem: Wer gewohnt ist, sich an jeder Ecke schnell etwas zu holen, ist erst einmal irritiert.

Hungern muss keiner: Reis, Bohnen, Eier, Zucker, Milch und andere Grundnahrungsmittel gibt es auf „Libreta“ – den kubanischen Essensmarken. Die gibt es zwar für alle und sie sollen auch den Grundbedarf decken. Doch immer wieder beschweren sich Kubaner*innen, wie schwierig es ist, bestimmte Lebensmittel zu bekommen – auch wenn sie auf der Libreta stehen. Der Staat versucht durch Agrarreformen und mit Förderprogrammen Abhilfe zu schaffen – z.B. indem sie die Landwirtschaft teilweise dezentralisieren und Eigeninitiative fördern. Doch das ist ein langer und beschwerlicher Weg.

Kinder scherzen mit Straßenhändler*innen

An die gut besuchten Straßenhändler*innen sind die Kubaner*innen längst gewöhnt. Auf den Ruf „Aguacate maduuuuro“ schreien die Kindergarten-Kinder zurück „Peo seguuuro“ – pupsen garantiert. Irgendwie beruhigend – der Kinderhumor ist der Gleiche wie in Deutschland.

Im Projekt PIAL unterstützt die Welthungerhilfe die kubanische Landbevölkerung dabei, innovative Produktions- und Verarbeitungstechnologien zu entwickeln und zu verbreiten. Dazu zählen zum Beispiel Methoden der Saatgutlagerung, der Einsatz von lokal selektiertem und vermehrtem Saatgut, die Herstellung von organischem Dünger und die Nutzung einfacher Technologien zur Produktverarbeitung. Bauerngruppen tauschen ihre Kenntnisse untereinander aus – campesino a campesino nennt sich das Prinzip. All diese Neuerungen bieten ein hohes Potential für die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität. Dazu arbeitet die Welthungerhilfe mit dem nationalen landwirtschaftlichen Forschungsinstitut INCA und Universitäten im ganzen Land zusammen. Ziel ist es, die Lebensqualität der kubanischen Landbevölkerung langfristig zu verbessern.

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