Dürre bedroht mehr als zehn Millionen Menschen
Äthiopien ist immer wieder von extremen Hungersnöten bedroht. Die Hungerkrise in den Jahren 1984/1985, bei der fast eine Millionen Menschen umkamen, ist bis heute Sinnbild für humanitäre Notfälle und in die Erinnerung der Äthiopier gebrannt. Jetzt sind wieder mehr als zehn Millionen von extremem Hunger bedroht.
In Ostafrika bahnt sich eine Hungerkatastrophe verheerenden Ausmaßes an. Erst 2016 hatten die starken Auswirkungen des Klimaphänomens El Niño zu einer verheerenden Dürre geführt. Die Menschen mussten massive Ernteausfälle hinnehmen und haben sich bis heute noch nicht wieder davon erholt. Nun heißt es, die nächste Krise zu bewältigen.
Soziale Sicherung zur Hungerbekämpfung
Mehr Infos
- Faktenblatt – Hunger in Afrika
- Dürre in Ostafrika – So unterstützen wir die Menschen
- Katastrophen & Konflikte – So leisten wir Nothilfe
- El Nino – Ursachen und Folgen
- PDF: Wo wütet El Nino?
Äthiopien erfüllt alle Voraussetzungen, um den Hunger im Land zu besiegen – zumindest unter normalen Umständen. Im vergangenen Jahrzehnt ist die Wirtschaft des Landes im zweistelligen Bereich gewachsen. Die Regierung hat soziale Systeme aufgebaut, die seit zehn Jahren die Armen vor dem Verhungern bewahren. Sechs Millionen Äthiopier werden außerhalb der Erntezeiten für Arbeiten im öffentlichen Bereich eingesetzt. Dafür bekommen sie Nahrungsmittel. Wer aus gesundheitlichen Gründen oder wegen seines Alters nicht arbeiten kann – immerhin eine weitere Millionen Menschen – erhält die Nahrung so. Obwohl dieses Jahr zusätzlich 380 Millionen Dollar bereitgestellt wurden, reichen die Mittel nicht aus, um die Menschen vor der Hungerkrise zu bewahren. Sie brauchen dringend Hilfe aus dem Ausland.
Farmer und Viehhalter verlieren ihre Existenz
Besonders schlimm ist die Situation in Afar, Amhara und Teilen von Oromia – drei Regionen, in denen die Welthungerhilfe seit langem aktiv ist. In Afar leben die Menschen hauptsächlich von der Viehhaltung. Doch wegen der Dürre ist Nahrung für die Tiere kaum noch zu finden: Wasserlöcher sind vertrocknet, die Pflanzen verdorrt.
Viele Tiere sind inzwischen stark unterernährt oder sterben an Hunger und Durst – eine Katastrophe für die Menschen, denn so bricht ihnen die Ernährungsgrundlage weg. Aus Not versuchen sie ihr Vieh zu verkaufen, um genug Geld für Nahrung zu bekommen. Doch die mageren Rinder erzielen nur noch niedrige Preise auf dem Markt, während gleichzeitig Nahrungsmittel immer teurer werden. Ein Teufelskreis, den die Menschen alleine nicht durchbrechen können. Immer mehr Schwangere und Frauen mit kleinen Kindern, die unter akuter Mangelernährung leiden, suchen Hilfe bei Kliniken und Ernährungszentren. Die Situation ist dramatisch: Rund 400.000 Kinder sind von schwerer Mangelernährung bedroht.
Täglich fünf Stunden laufen für sauberes Trinkwasser
Doch nicht nur Nahrung ist kaum zu bezahlen. Sauberes Trinkwasser, absolut unerlässlich für Mensch und Tier, ist ein rares Gut geworden. Die Flüsse und Brunnen trocknen aus; der Weg bis zur nächsten Quelle beträgt bis zu fünf Stunden. Ein Weg, den sie täglich zurücklegen müssen. An den noch vorhandenen Quellen versiegt das Wasser – teilweise müssen die Menschen bis zu sechs Meter tief nach Wasser graben.
Heute schon an morgen denken - Hilfe zur Selbsthilfe in Äthiopien
Die Zahl der Hilfesuchenden ist mittlerweile so sehr gestiegen, dass die Nahrung nicht mehr ausreicht, um alle vor dem Hungern zu bewahren. Wir versuchen diese Lücken zu füllen und unterstützen die Menschen beim Überleben. Dabei setzen wir auf Hilfe zur Selbsthilfe:
- Wir sammeln Geld für Saatgut, damit die Menschen bei der nächsten Aussaat im Sommer wieder auf eigenen Füßen stehen können und nicht abhängig von Hilfslieferungen bleiben.
- Um den akuten Trinkwassermangel zu bekämpfen, bohren wir Wasserlöcher für Menschen und Tiere und verteilen Wasseraufbereitungstabletten.
- Wir bilden Gesundheits-Arbeiter aus und stellen den Menschen Gesundheitszentren mit medizinischer Ausrüstung zur Verfügung.
- Durch Futtermittel und Medizin für das Vieh und Aufbaumaterial unterstützen wir die ländliche Bevölkerung in der Afar-Region.
- Die Welthungerhilfe stimmt sich eng mit der regionalen Verwaltung und Partnern in Amhara und Afar ab, um Bedarf und Versorgungslücken möglichst korrekt zu erfassen.