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02.05.2017 | Blog

Freunde treffen oder Filme schauen

24 junge Freiwillige haben für ein Jahr in Uganda in Projekten gearbeitet. Hier berichten sie von Begegnungen mit Gleichaltrigen.

Das Projekt Weltwärts in Uganda.
Weltwärts-Freiwillige Anika mit dem 20-jährigen Yassin. © Welthungerhilfe
Birgit Rücker Team Communications (bis 2017)

Ende August 2016 sind 24 junge Weltwärts-Freiwillige mit der Welthungerhilfe für ein Jahr nach Uganda aufgebrochen, um vor Ort in Projekten verschiedener Partnerorganisationen mitzuarbeiten. Die Freiwilligen berichten von ihren Begegnungen mit Gleichaltrigen. Was verbindet, was ist fremd? In unserer Porträt-Reihe stellen wir nach und nach die jungen Frauen und ihre Erlebnisse vor.

Antonia Pohl Weltwärts-Jahr in Uganda 2016
Antonia Pohl während ihres Weltwärts-Jahrs in Uganda © Welthungerhilfe

Antonia Pohl (20)

Antonia hat bei einer lokalen Organisation gearbeitet, die sich primär mit Anwälten für die Viehzüchter in Karamoja, Nord-Uganda einsetzt:

Bei Besuchen des Welthungerhilfe Büros in Moroto treffe ich oft Otyang Nancy. Sie ist 23 Jahre alt, arbeitet seit kurzem in einem Pilotprojekt der Welthungerhilfe zur Menstruationshygiene und begeistert mich mit ihrer fröhlichen, offenen Art.

Im Gespräch mit ihr fallen mir überraschende Ähnlichkeiten auf. Beispiel: Freizeit. Nancy erzählt, dass sie sich am Wochenende oder nach der Arbeit viel mit Freunden trifft, doch oft bleibt sie lieber in ihren vier Wänden und schaut Filme. Auch ich gestalte meine Freizeit hier und in Deutschland so und manchmal ist ein gemütlicher Tag vor dem Fernseher Gold wert.

Ich kann mich nur zu gut in sie hinein versetzen – auch mein Ziel ist es, Jura zu studieren. Ich hoffe dass ich es erreiche. Doch sollte es anders kommen, möchte ich schlussendlich wie Nancy sagen können: „Ich bin glücklich, wo ich jetzt bin. Ich nehme den richtigen Weg, Schritt für Schritt.“ Mein „weltwärts“-Jahr ist einer dieser Schritte.

Patricia Henning in Uganda
Patricia Henning unterstützt die Caritas in Moroto. © Welthungerhilfe

Patricia Henning (29)

Patricia ist Sozialwissenschaftlerin mit Masterabschluss. Sie unterstützt die Caritas in Moroto bei der Dokumentation, Evaluierung und Feldarbeit eines WASH-Projekts:

Viel Freizeit haben beide nicht, denn während ich für den Freiwilligendienst die Miete und ein Taschengeld gezahlt bekomme, müssen sie alle Kosten selbst aufbringen. Denis gibt Nachhilfe in Physik und Chemie am Gymnasium seines Heimatortes und auf Abruf unterstützt er eine Baufirma als Assistent des Ingenieurs. Chegem hat schon während der Schule und ihrer zweijährigen landwirtschaftlichen Ausbildung Hühner und Ziegen gezüchtet und verkauft selbstgefertigte Armbänder. Sie unterstützt noch ihre vier Geschwister.

Bei ihrer Ausbildung hat Chegem viel über Tierpflege gelernt. Wenn die Tiere ihrer Nachbarn krank werden, hilft sie ihnen oft. Sie träumt davon, Tierärztin zu werden und sucht ein Stipendium oder eine Stelle in der Landwirtschaft oder Tierpflege. Denis hat 2014 einen Bachelor in Ingenieurswissenschaften abgeschlossen. Beide arbeiten als Freiwillige, um Erfahrungen zu sammeln. Wir stehen alle drei vor der gleichen Herausforderung: Alle Stellenausschreibungen setzen mindestens zwei Jahre Berufserfahrung voraus. Dabei treffen wir alle drei auf eine hohe Konkurrenz – sehr viele, gut ausgebildete, junge Menschen, die sich auf wenige ausgeschriebene Stellen bewerben.

Ob wir uns kennen gelernt hätten, wenn wir nicht zusammen arbeiten würden? Denis meint: „Ich glaube nicht. Ich hätte nicht gedacht, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben, jetzt weiß ich: wir haben den gleichen Humor, lachen zusammen und mögen Gesellschaftsspiele.“

Anika Rhein (18)

Anika hat bei der Youth and Women Empowerment Foundation (YAWE) in Fort Portal im Westen Ugandas gearbeitet. Die Organisation unterstützt Jugendliche und Frauen durch Freizeitangebote, die Vermittlung von Ausbildungsplätzen und Fortbildungen:

Hier bei YAWE ist jeden Samstag ‚Psychosocial Day‘. Etwa 40 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene treffen sich, um über Themen ihres Alltags, wie HIV/AIDS, zu reden, zu musizieren, Theater zu spielen oder zu tanzen.

Oft treffe ich Yassin (20) den Jugendleiter von YAWE. Er ist nur zwei Jahre älter als ich, kommt mir aber sehr viel erfahrener vor. Die Schule musste er mit 17 Jahren wegen Geldproblemen abbrechen. Weil er schon immer gern mit Kindern und Jugendlichen arbeiten wollte, ist Yassin zu YAWE gegangen. Dort wurde er direkt in die Kerngruppe aufgenommen. Dort trug er dazu bei, dass heute viele Kinder, die zu YAWE kommen, finanzielle Unterstützung erhalten, um weiter zur Schule gehen zu können.

Mit dem Bandleiter führte er die regelmäßigen Bandtreffen ein. Für ihn ist Musik und die YAWE-Band sehr wichtig. Dadurch habe sich sein Leben verändert. Die Band ist wie eine große Familie für ihn – er hat Freunde gefunden, die ihn verstehen und dankbar sind, dass er da.

Yassin vertraut mir an, dass er HIV-positiv ist. Er macht eine Ausbildung zum Autoschlosser, um Geld zu verdienen. Sein Traum ist es, eine eigene NGO aufzubauen, die HIV-positiven Kindern und Jugendliche so hilft, wie ihm geholfen wurde. Ich finde es sehr bewegend, mir die Geschichten und Träume der vielen Jugendlichen hier bei YAWE anzuhören. Jeder hat seine eigene, schwierige Vergangenheit, aber alle möchten ihr Leben verändern und sich weiterbilden, ihre Erfahrungen mit anderen teilen und so weiter helfen. Das bewundere ich sehr.

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