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23.11.2018 | Blog

Gemeinsam gegen Cholera

Wie eine Überlebende und deren Stadt der Krankheit den Kampf erklärten

Regina Feindt Landesbüro Simbabwe

Es begann mit leichten Magenschmerzen, doch schon kurze Zeit später ging es Hazvinei so schlecht, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden musste. Die eindeutige und schockierende Diagnose kam schnell: Cholera. Doch die 56-Jährige war nicht die Einzige. Mehrere Tausende Menschen haben sich dieses Jahr in Simbabwe infiziert – der Ausbruch war so dramatisch, dass er als größter des Jahrzehnts gilt.

„Ich helfe aktiv mit, dass es keinen weiteren Ausbruch gibt“

„Ich hatte solche Angst,” erzählt Hazvinei, die in der kleinen Cholera-Klinik in Chitungwiza behandelt wurde. Die Welthungerhilfe unterstützt das Krankenhaus mit sauberem Wasser und Hygiene-Artikeln. „Am meisten machte ich mir um meine Enkel Sorgen. Sie sind noch klein und trotzdem bin ich ihre einzige Bezugsperson.” Hazvineis Kinder selbst leben und arbeiten im Ausland, somit blieben die Enkel bei der Großmutter.

Einige Tage verbrachte sie im Krankenaus; ihre Arme an Infusionen, um wenigstens ein bisschen Flüssigkeit zu bewahren. Und sie überlebte. „Es war schlimm, aber heute bin ich nicht nur gesund, sondern versuche aktiv mitzuhelfen, dass es in Chitungwiza keinen weiteren Ausbruch gibt,” erzählt Hazvinei stolz. Und tatsächlich passiert hier viel. Neben schmutzigen Brunnen und Wasserquellen geht die Stadt nun vielen möglichen weiteren Gründen der Choleraverbreitung auf den Grund.

Und tatsächlich passiert hier viel. Neben schmutzigen Brunnen und Wasserquellen geht die Stadt nun vielen möglichen weiteren Gründen der Choleraverbreitung auf den Grund.

Cholera vorbeugen mit einfachen Mitteln

„Es fängt schon zu Hause an,” berichtet Hazvinei. „Ich bringe meinen Enkeln bei, wie Cholera verhindert werden kann. Dazu gehört das Händewaschen und das Abkochen von Trinkwasser.” Auch die Welthungerhilfe ist in Chitungwiza ist besonders aktiv, um Cholera auf allen Ebenen – angefangen von der Müllabfuhr, Wasserversorgung, Abflusskanälen bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit – zu vermeiden. Fünfzehn Brunnen wurden repariert, die frisches Wasser in Chitungwizas Haushalte pumpen, und eine wöchentliche Müllsammlung gibt es nun auch.

Hazvinei und die anderen Stadtbewohner*innen werden regelmäßig von einem Mitarbeiter*innen besucht. Sie erhalten Seife, Wascheimer und Unterstützung dabei, jeden Tag vorsichtig zu leben. Zum Beispiel drohen wegen der anstehenden Regenzeit Überflutungen, vor ihrem Haus hat sich in den letzten Monaten stinkendes Abwasser gestaut. Doch auch hier wird vorgesorgt.

Musa, ein 39-jähriger Bauarbeiter, ist einer der Zuständigen. Tagelang schaufelt er nun schon dicken Schlamm aus den Abwasserrohren – einen ganzen Kilometer hat er mit seinen Mitarbeiter*innen bereits freigeräumt. „Auch das trägt dazu bei, dass Wasser nicht stagniert und sich somit keine Cholera ausbreitet,” erzählt er stolz. Musa ist einer von hunderten aktiven Bekämpfern der Cholera in Chitungwiza. Neben den Verbesserungen des Abwassersystems gibt es auch ein Straßentheater, Frauengruppen und Chöre, die über Schutzmaßnahmen der Cholera-Prävention sprechen und Menschen aufklären. Beim Straßentheater drängen sich oft Hunderte von Menschen um die Bühne, um ja nichts zu verpassen.

Musa ist einer von hunderten aktiven Bekämpfern der Cholera in Chitungwiza. Unter ihnen findet man auch ein Straßentheater, Frauengruppen und Chöre, die über Schutzmaßnahmen der Cholera-Prävention sprechen und Menschen aufklären. Das Straßentheater ist dabei die weitreichendste Methode, denn dazu wurde ein großer Lastwagen mit einer integrierten Bühne gebaut, auf der jeden Tag ein Schauspiel stattfindet, das über die Gefahren von Cholera aufklärt. Damit fahren die Schauspieler nun von Markt zu Markt. Dort drängen sich oft Hunderte von Menschen um die Bühne, um ja nichts zu verpassen.

Heute hat niemand mehr Cholera

All dies hat geholfen. Das Krankenhaus, in dem Hazvinei behandelt wurde, ist nun fast leer. Vor einigen Monat kamen täglich bis zu 160 Patienten, heute sind es nur noch 50 – und niemand hat mehr Cholera. „Natürlich sitzt die Angst tief. Wir fürchten immer noch, dass eine Krankheit dann doch Cholera ist,” erzählt Abigail, eine junge Mutter, die ihren Sohn Ethan ins Krankenaus gebracht hat. Keine zwei Jahre alt ist er und leidet an schlimmem Durchfall. Auf dem Schoß seiner Mutter trinkt er eine Rehydrierungslösung mit wichtigen Salzen.

Einige weitere Patienten sitzen gemeinsam mit Abigail in einem dunklen Raum, der nur durch einfallendes Sonnenlicht beflutet wird. Während der Cholera-Krise starb hier niemand. „Wir haben das Schlimmste verhindert,” erzählt Joseph Katsane, der in der Klinik angestellt ist. „Wir waren kreativ, haben zusammengearbeitet und nun sorgen wir dafür, dass sich ein weiterer Ausbruch vermeiden lässt.”

Autorin: Stefanie Glinski

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