Halbzeit Klimakonferenz Paris: Kein Durchbruch
Enttäuschung macht sich breit am Ende der ersten Woche, der erhoffte Durchbruch ist noch nicht in Sicht. Der Schwung, den die Staatschefs zu Beginn der Konferenz mit nach Paris gebracht haben, ist bei den Verhandelnden nicht angekommen.

Es scheint, als haben die Länder noch nicht erkannt, dass Paris den Abschluss und den Beginn eines Prozesses symbolisiert.
Den Abschluss, weil mit einem Vertrag Ende nächster Woche zwanzig Jahre relativ erfolgloser Verhandlungen zu Ende gehen und – anderes als bei Kyoto – alle Staaten der Klimarahmenkonvention zum ersten Mal einem Vertrag beitreten würden.
Den Beginn, weil dieser Vertrag bei weitem nicht ausreichen wird, Klimaschutzziele zu erreichen, die die Welt vor einer Katastrophe bewahren, und dabei geht es um weit mehr als Armutsbekämpfung. Es wird permanent nachgebessert werden müssen:
- die Klimaschutzambitionen der einzelnen Länder,
- der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen,
- der Ausbau der Erneuerbaren,
All das ist noch nicht zu Genüge auf den Weg gebracht. Die Frage, wie mit nicht vermeidbaren Klimaschäden umgegangen werden soll, ist nicht abschließend diskutiert, einige Länder wollen gar nicht mehr darüber verhandeln.
#COP21 Klimabedingte Schäden & Verlust wer kommt für sie auf? Unsere Forderungen im Blog: https://t.co/xBrEzgJtm5pic.twitter.com/sq0Bww1xNL
— Welthungerhilfe (@Welthungerhilfe) 4. Dezember 2015
Dennoch sind auch erste wichtige Fortschritte in den letzten Tagen gemacht worden
Es wird wahrscheinlicher, dass ein zentrales Anliegen der verletzlichsten Länder zumindest im Text anerkannt wird: den Anstieg der Temperatur auf unter 2 Grad zu begrenzen. Immerhin haben Frankreich und Deutschland erklärt, dass sie nun auch die viel ambitioniertere 1,5 Grad – Schwelle fordern. Das ist für die Textfassung über das langfristige Ziel im Vertrag von Belang.
Vielleicht legen die Länder – wie eigentlich üblich – auch erst in der zweiten Verhandlungswoche ihre Karten auf den Tisch und alle Sorgen lösen sich in Rauch auf. Ein Wissenschaftler (ungefährer Wortlaut nach Prof. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung) formulierte kürzlich: Klimawandel ist wie ein Meteoriteneinschlag in Superzeitlupe. Zu langsam, um die Wirkungen direkt und selbst zu erfahren und für uns Menschen aus Industrieländern noch zu weit entfernt, um bereits heute darunter zu leiden.
Die Inselstaaten aus dem Südpazifik erfahren ganz anderes
Für sie ist der Klimawandel ein Gewaltakt, der bereits heute gegen sie verübt wird. So wird Klimawandel neben Armut und Krieg immer mehr auch zur Fluchtursache. Klimaflüchtlinge: Darüber wird hier diskutiert, aber nicht verhandelt.
World's most climate-fragile States call for zero carbon emissions by 2050 #COP21#SFDRRhttps://t.co/VQn32rbI0Kpic.twitter.com/7X4oJZzIUq
— UNISDR (@unisdr) 1. Dezember 2015
Wie hoch ist das Risiko für Länder, Opfer einer Katastrophe infolge von extremen Naturereignissen zu werden? Mehr Infos dazu im Weltrisikobericht 2015.
Interessant auch die Äußerung eines Soziologen. Wenn es die reichen Länder nicht schaffen, den Klimawandel wenigstens einzudämmen, hat unser westliches Wohlstandsmodel versagt. Wenn unser Wohlstand darauf basiert, dass wir Ressourcen gnadenlos ausbeuten und Abfälle aus Produktion und Konsum in die Atmosphäre blasen, dann ist es kein Model mehr, jedenfalls nicht für Nachhaltigkeit.
Hoffen wir auf eine ambitionierte, zweite Woche.