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09.02.2011 | Blog

In Sierra Leone ist die Zukunft gelb

Sierra Leone weckte mit einem der brutalsten Konflikte der letzten 50 Jahre lange Zeit düstere Assoziationen. Wer jetzt das Land bereist, erlebt eine positive Überraschung. Hoffnung gibt der faire Anbau der gelben Kakaofrüchte.

Wolfgang Jamann Besuch in Sierra Leone
Wolfgang Jamann Generalsekretär (2009-2015)

Sierra Leone – lange Zeit weckte das kleine westafrikanische Land düstere Assoziationen zu ‚Blutdiamanten’ und einem der brutalsten Konflikte der letzten 50 Jahre. Wer jetzt wie wir nach Sierra Leone reist und noch den langen Bürgerkrieg vor Augen hat, erlebt eine positive Überraschung. Hier an der Atlantikküste hat ein armes, aber viel versprechendes Land endlich die Vergangenheit hinter sich gelassen und sich viel für die Zukunft vorgenommen!

Das zeigt sich besonders in Kenema, der Hauptstadt der Eastern Provinz, die wie eine Kopie der alten Goldgräberstädte Amerikas wirkt. Hier blühen Märkte und Handelshäuser, hier wird – mittlerweile legal – mit Diamanten gehandelt, und hier liegen Kakao- und Kaffeebohnen zum Trocknen an allen Ecken, bevor sie auf die Warenbörsen nach Europa verschifft werden.

Der Kakao ist auch der Anlass für unsere Reise nach Sierra Leone. Denn hier unterstützen wir – gemeinsam mit unserem Partner Transfair-Kleinbauern bei der Produktion und dem Verkauf der prallen gelben Früchte zu fairen Preisen.

Unser Projektmanager Franz Moestl, der schon seit vier Jahren mit den Kakaobauern von Kenema arbeitet, erklärt uns, welche gewaltigen Chancen es gibt: Wegen der Unruhen in der benachbarten Elfenbeinküste suchen die großen Schokoladenproduzenten nach neuen Quellen. Und die Kakaowälder von Sierra Leone bieten wohlschmeckende Sorten aus lokaler Produktion. Die Qualität ist zwar noch schwankend, aber viele Bauern haben sich zu Kooperativen zusammen geschlossen, um bessere Standards und gute Preise zu erzielen.

Die Welthungerhilfe hilft den Bauern und den Kooperativen beim Zusammenschluss. Sie bildet die Menschen in Methoden der Trocknung und Fermentierung aus. Transfair kann durch Zertifizierung ein Gütesiegel schaffen, das den Verbrauchern zu Hause Konsum mit gutem Gewissen ermöglicht. Denn Kinderarbeit, so sagt uns Franz Moestl, gibt es hier nicht – anders als auf den Großplantagen in der Elfenbeinküste.

Dafür aber Bauern wie Bockarie Vande aus dem Dorf Komende Luyana. Der 43-Jährige erzählt mir seine tragische Geschichte: Nachdem er seinen Vater im Bürgerkrieg verloren hatte, musste er sich mit seiner Familie über Jahre in Kenema verstecken. Als er ins Dorf zurück kam, hatten die Rebellen die Dörfer zerstört und die Kakaobäume waren verwildert. Die ersten Jahre waren hart und mühsam: Häuser, Straßen und Brunnen mussten neu aufgebaut und den Kakaobäumen wieder Früchte abgerungen werden.

Die Dörfler schlossen sich zusammen und produzierten wieder, aber die Ernte reichte nur für den Wiederaufbau weniger Häuser, die durch das Los entschieden wurden. Es hat lange gedauert, bis Bockarie Vande wieder Überschüsse erwirtschaftete, aber heute streben er und seine Kooperative EFMCA nach Exzellenz: Sie wollen das ersehnte Gütesiegel, das ihnen Zugang zu den Märkten Europas bietet. Der Bauer ist stolz, denn auch Kaffee, Ananas und Bananen kann er mittlerweile produizeren, dazu etwas Reis für den Eigenbedarf. Und vieles davon hat er aus eigener Kraft geschafft, das ist das Wichtigste.

Die Reisegruppe zieht weiter, wir lernen mehr über Kakaoproduktion und Zertifizierung mit Gütesiegel, aber der Stolz von Bockarie Vande wird uns begleiten.

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