Indien: Unterernährung bei Kindern
Viele Menschen in Indien hungern. Vor allem Kinder sind betroffen und das hat fatale Folgen für Ihre Entwicklung. Die ersten 1.000 Tage spielen bei der Entwicklung eine entscheidende Rolle.
Indien ist ein Land der Gegensätze. Mit 1,2 Milliarden Einwohner*innen ist es das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde. Die Wirtschaft wächst seit Jahren kontinuierlich. Trotzdem leben 53 Prozent der Menschen unterhalb der Armutsgrenze und hungern. Vor allem die Kinder leiden darunter. Die Hälfte gilt als untergewichtig. Jedes zweite unterernährte Kleinkind auf der Welt lebt in Indien. Die Folgen sind dramatisch: Die Kinder bleiben in der Entwicklung zurück, sie werden häufig krank und die Kindersterblichkeit ist hoch.
Obwohl es jeden Tag Reis gab: Sanija wäre fast gestorben
Zu Besuch bei Gausiyya, ihrem Mann und ihren drei Kindern: In ihrem Dorf im Distrikt Bidar gehören sie zu den ärmeren Familien. Hina, das älteste Kind, entwickelt sich zum Glück sehr prächtig - auch der kleine Salman ist gesund und munter. Nur das jüngste Kind, die dreijährige Sanija machte ihrer Mutter anfangs große Sorgen. „Sie aß nicht richtig, außer Reis rührte sie nichts an“, erzählt Gausiyya. Lange hat sie sich darüber keine Gedanken gemacht. Essen ist Essen. Erst als Sanija nicht mehr zunahm, bekam ihre Mutter Angst. Gerade zehn Kilo wog das Mädchen, normal in ihrem Alter sind 16 Kilo. Sanija wäre langsam verhungert, dabei aß sie jeden Tag ein wenig Reis. Ihre Mutter war verzweifelt und suchte Hilfe bei der Welthungerhilfe und ihren lokalen Partnerorganisationen. Diese informieren und beraten die Menschen in Bidar zum Thema gesunde Ernährung. Nun nimmt Gausiyya an einem Projekt für unterernährte Kinder und risikogefährdete Schwangere teil und ihr Kind bekommt eine spezielle Zusatznahrung, die im wahrsten Sinne des Wortes Leben spendet. Denn jetzt geht es Sanija endlich besser.
Leben retten: mit Zusatznahrung, medizinischer Vorsorge und Schulungen
Das Programm der Welthungerhilfe gegen Mangel- und Unterernährung basiert auf drei Säulen: Herzstück ist die Zusatznahrung aus Weizen, Linsen, Erdnüssen und Zuckerrohrextrakt. Die Zutaten werden zu einem Pulver gemahlen, das in Milch oder Wasser eingerührt wird. Vier Pakete pro Monat erhalten die Kinder ein Jahr lang. Hergestellt wird das Pulver von einer Frauenselbsthilfegruppe im Dorf. Die zweite Säule des Programms ist die medizinische Vorsorge. Medizinische Helfer*innen überprüfen regelmäßig die Entwicklung von Mutter und Kind. Die dritte Säule umfasst die Schulung der Frauen, wie sie sich und ihre Familien ausgewogen ernähren. Zur Unterstützung helfen wir den Familien beim Anlegen eigener Hausgärten für vitaminreiches Obst und Gemüse.
Den Hunger frühzeitig erkennen
Satt sein ist nicht alles. Wer den Hunger wirklich bekämpfen will, muss nicht nur für eine ausreichende, sondern auch für eine ausgewogene Ernährung sorgen. Chronischer Vitamin- und Mineralstoffmangel führt zu Mangelernährung. Dieser „versteckte Hunger“ ist oft nicht leicht zu erkennen. Der Körper gleicht die unzureichende Ernährung dadurch aus, dass er körperliche und geistige Aktivitäten einschränkt. Bei Kleinkindern wird dadurch ihre gesamte Entwicklung unumkehrbar geschädigt. In den ersten 1.000 Tagen entscheidet sich, welche Zukunftschancen sie haben.