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18.12.2008 | Blog

Kinderarbeit statt Schulbank drücken

Kinder setzen ihre Gesundheit und ihre Zukunft aufs Spiel – für unsere materiellen Bedürfnisse

Quechua-Kinder hüten Schafe im Hochland Ecuadors.
Quechua-Kinder hüten Schafe im Hochland Ecuadors. © Shirley © Welthungerhilfe
Antje Paulsen Team Politik und Außenbeziehungen (bis Juli 2021)

Hallo liebe Leserinnen und Leser,

wussten Sie, dass weltweit mindestens 218 Millionen Kinder zwischen 5 und 17 Jahren arbeiten anstatt zur Schule zu gehen? Über zwei Drittel von ihnen sind in der Landwirtschaft tätig. Sie bestellen Felder, jäten Unkraut, sprühen Pestizide und hantieren mit gefährlichen Gerätschaften. Sie ernten Kakao- und Kaffeebohnen, die in unseren Tassen und Trinkpäckchen landen. Unsere Kleider werden aus Baumwolle hergestellt, die von Kinderhänden gepflückt wurden.

Anstatt zur Schule zu gehen, setzen diese Kinder ihre Gesundheit und ihre Zukunft aufs Spiel. Ihre Chancen auf eine bessere Zukunft ohne Bildung sind sehr gering. Was hat das aber mit uns zu tun? Sehr viel, denn unsere Märkte profitieren stark von der Kinderarbeit. Und wir als KonsumentInnen freuen uns über billige Kleider, Bananen, Kaffee und Schokolade.

Dabei ist Kinderarbeit in Europa längst ein Tabu. Sie verstößt gegen das Menschenrecht auf Bildung und auf Schutz vor Ausbeutung. Ein Kind, das arbeitet anstatt die Schule zu besuchen, ist in besonderem Maße bedroht von Hunger und Armut. Letztlich bleibt es sein Leben lang in schlecht bezahlten Tätigkeiten gefangen. Zudem ist Kinderarbeit Gift für die Entwicklung eines Landes: In Afrika arbeitet beispielsweise rund ein Drittel aller Kinder. Sie wachsen heran zu Erwachsenen ohne Ausbildung. Doch gerade Entwicklungsländer brauchen Innovationen, brauchen Facharbeitskräfte, sonst können sie sich weder sozial noch wirtschaftlich entwickeln.

Was tut die Welthungerhilfe, um Kinderarbeit zu beenden?

Es gibt viele Wege, etwas gegen Kinderarbeit zu unternehmen. Zum Beispiel durch die ländlichen Entwicklungsmaßnahmen der Welthungerhilfe. Der Bau von Brunnen oder die Bereitstellung von Vieh und Gerätschaften zum Pflügen senken den Bedarf an Kinderarbeit in den Familien zum Teil deutlich: Kinder müssen nicht mehr kilometerweit laufen, um Wasser zu holen. Durch eine gewisse Technologisierung der Arbeitsprozesse und durch den Bau von Infrastruktur können Familien auf die Arbeit von Kindern verzichten.

Kinder profitieren unmittelbar davon, wenn sich die Einkommenssituation ihrer Eltern verbessert. Die Welthungerhilfe unterstützt Erwachsene dabei, neue Einkommensquellen zu erschließen, mehr zu produzieren und einen verbesserten Marktzugang zu bekommen. So können sie die Familie selbst ernähren, ihre Kinder können zur Schule gehen und müssen nichts mehr zum Einkommen beitragen.

Unsere Erfahrung in den Projektgebieten zeigt: Immer mehr arme Menschen wissen, wie wichtig Bildung für ihre Kinder ist. In vielen von unseren Millenniumsdörfern baut die Dorfbevölkerung mit unserer Hilfe Schulen. Wenn Bildungseinrichtungen da sind, können die DorfbewohnerInnen von den lokalen Behörden Lehrkräfte anfordern. Auch wenn sie in abgelegenen Regionen leben.

Mit dem Einkaufskorb abstimmen

Unternehmen können unter Druck gesetzt werden, unter fairen Bedingungen zu produzieren. Sie können von KonsumentInnen gedrängt werden, die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO einzuhalten und keine Produkte aus Kinderarbeit zu verkaufen. Je mehr Menschen sich für die sozialen und ökologischen Bedingungen interessieren, unter denen Produkte ihres täglichen Gebrauchs entstanden sind; je mehr Menschen nach Marken und Siegel fragen, die faire Arbeitsbedingungen bestätigen, desto eher werden Unternehmen ihrer Verpflichtung nachkommen, diese Kriterien einzuhalten.

Ihr Beitrag zum Kampf gegen Kinderarbeit

Schreiben Sie Unternehmen gezielt an und fragen Sie, was diese tun, um in der gesamten Produktionskette einschließlich der Zulieferer auf Kinderarbeit zu verzichten. Ganz wichtig: Unternehmen sollten dies nicht nur behaupten, sondern auch beweisen können. Ein glaubwürdiges Unternehmen hat ein zuverlässiges Management-System für den Kampf gegen Kinderarbeit etabliert: effektive Systeme zur Selbstkontrolle und zum Umgang mit Beschwerden. Es informiert regelmäßig über seinen Verhaltenskodex und legt dessen praktische Umsetzung offen. In unserem „Aktionsplan für Unternehmen zum Kampf gegen Kinderarbeit“ haben wir Maßnahmen zusammengefasst, mit denen Unternehmen sicherstellen können, Kinderarbeit in ihrer Wertschöpfungskette auszuschließen und einen Beitrag zu leisten, dass ehemalige oder potentielle Kinderarbeiter eine Schule besuchen.

Produkte mit dem Fairtrade-Siegel sind eine sichere Alternative zu zahlreichen herkömmlichen Produkten. Aber um eine Breitenwirkung zu erzielen, müssen soziale und ökologische Standards auch den Massenmarkt erreichen. Deshalb ist es wichtig, wo immer möglich, ein kritischer sowie ein „politischer“ Konsument zu sein. Herzlichen Dank für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung!

Bitte schreiben Sie uns Ihre Meinung!

Herzlichen Dank!

Ihre Antje Paulsen

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