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10.04.2013 | Blog

Kinderalltag in Aleppo

Dem Bürgerkrieg für ein paar Stunden entfliehen

Bewaffnete Konflikte bestimmen das Leben in Aleppo. Besonders die Kinder leiden darunter. Der Verlust von Familienmitgliedern und Freunden traumatisiert ganze Familien.

Die Stromversorgung ist mittlerweile vollständig zusammen gebrochen, die Arbeit in den Fabriken ruht und die Familien haben kein Einkommen mehr. Durch die Spaltung des Landes in Regierungs- und Oppositionsgebiet sind die Handelswege häufig abgeschnitten. Die Preise hingegen haben sich vervielfacht. Den Bewohner*innen von Aleppo mangelt es an fast allem, was zum Überleben nötig ist: Nahrungsmittel, Kleidung, Windeln, Babynahrung und Medikamente.

Schüsse, Fluglärm und Bombeneinschläge sind zu alltäglichen und lebensgefährlichen Begleitern für die Einwohner*innen der nordsyrischen Stadt geworden. Nicht nur Wohnhäuser, sondern auch viele Schulen sind seit den Kämpfen stark beschädigt und kaum noch nutzbar. Der offizielle Unterricht wurde eingestellt. Damit ist den Kindern in Aleppo nicht nur die Chance zu "Lernen" genommen worden, sondern besonders ein Stück so wichtiger Normalität. Denn Normal ist in Aleppo schon Lange nichts mehr.

Schule bringt ein Stück Normalität zurück

In den letzten drei Monaten wurden in Zusammenarbeit mit der Alliance2015 Partnerorganisation People in Need (PIN) 16 Schulen in Aleppo provisorisch eingerichtet. Ziel des Welthungerhilfeprojektes ist es, besonders den Kindern ein Stück Normalität, ein Stück Sicherheit zurück zu geben. Sie sollen wieder zur Schule gehen und zumindest für ein paar Stunden dem Bürgerkrieg entfliehen können.

Neben dem Unterricht haben sie Gelegenheit in einem relativ sicheren Umfeld zu spielen - einfach Kind zu sein. Rollenspiele, Zeichnen und Musik soll ihnen außerdem helfen, die kaum zu verarbeitenden und traumatischen Erlebnisse auszudrücken. In den Schulen werden zweimal pro Woche kleine Stärkungen an die Kinder verteilt. Heiße Milch, Fruchtsaft oder Kekse sollen keine Mahlzeit ersetzen, sondern sind vielmehr eine Geste.

Zum Unterricht in die nahe Moschee

Der Unterricht findet im Erd- oder Kellergeschoß zerstörter Schulen und in Moscheen statt. Letztere sind meist gut in die einzelnen Wohnviertel integriert, daher relativ sicher und gerade für Kinder gut zu Fuß erreichbar. Für die Eltern in Aleppo sind dies wichtige Argumente, denn durch Schusswechsel und Gefechte in der Stadt sind weite Wege für Kinder einfach viel zu gefährlich.

Auf diese Weise gehen bislang insgesamt 6.800 Kindern wieder zur Schule. Der Bedarf ist allerdings wesentlich größer. Doch es fehlt einfach an Platz, sodass viele Kinder bereits abgewiesen werden mussten. Welthungerhilfe und People in Need haben das Schulprojekt Anfang 2013 begonnen; nun laufen jedoch die Mittel im März 2014 aus. Dies bedeutet für die Schulkinder, dass sie keinen "sicheren" Ort mehr hätten und wie zuvor auf der Straße spielen müssten. 

Die Hilfsmaßnahmen in Syrien werden finanziell unterstützt vom Auswärtigen Amt, PIN und der Welthungerhilfe. Welthungerhilfe und People in Need sind Mitglieder des Alliance2015-Netzwerkes.

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