Umwelt schützen, Hunger stoppen
Der Klimawandel bedroht das Inselparadies Madagaskar. Wir unterstützen Kleinbauern bei der nachhaltigen Landwirtschaft
Kilometerlange Sandstrände, Regenwälder, aber auch Trockensteppen und Wüstenebenen – Madagaskar hat atemberaubende Landschaften zu bieten. Zugleich ist die Insel im Indischen Ozean Heimat für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten, die nirgendwo sonst auf der Welt vorkommen. Doch für die Landwirt*innen sind die Lebensumstände weit weniger paradiesisch.
Klimawandel verursacht Hunger und Armut auf Madagaskar
Madagaskar zählt neben Bangladesch und Indien zu den drei Ländern, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Wirbelstürme, Dürren, Überschwemmungen, Buschfeuer und Wanderheuschrecken vernichten immer wieder die mageren Ernten der Inselbewohner*innen. Die traurige Bilanz: Trotz reichhaltiger, natürlicher Ressourcen leben 92 Prozent der Menschen unterhalb der Armutsgrenze und jährlich sterben rund 55.000 Kinder unter fünf Jahren an Unter- und Mangelernährung.
In vier Bezirken der Region Atsimo Andrefana im Südwesten Madagaskars unterstützt die Welthungerhilfe besonders bedürftige kleinbäuerliche Familien. Rund 24.000 Personen profitieren. Alle leben in direkter Nachbarschaft von drei Naturreservaten. Die Ziele: Die Ernährung der Menschen langfristig sichern, ihre wirtschaftliche Situation nachhaltig verbessern und die natürlichen Ressourcen schützen.
Bodenerosion, Naturkatastrophen, mangelnde Bewässerungsmöglichkeiten und unwirtschaftliche Anbaumethoden verringern die Ernten von Jahr zu Jahr. Kleinbäuer*innen erfahren in Schulungen, wie sie ihre Böden schützen und Erträge steigern können. Auf Versuchsfeldern lernen sie umweltschonende landwirtschaftliche Methoden kennen. Etwa die Aussaat in Verbindung mit dem Mulchen, so bleibt die Feuchtigkeit im Boden und es muss weniger Unkraut gejätet werden. Dazu kommt an die Trockenheit angepasstes Pflanz- und Saatgut zum Einsatz.
Ökologischer Anbau für den Umweltschutz
Maniok und Süßkartoffeln sind als Grundnahrungsmittel weiterhin unersetzlich, ergänzt werden sie durch proteinhaltige Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen und Erdnüsse sowie vitaminreiches Obst und Gemüse. Um die Anbauflächen optimal zu nutzen und die Erntezeiten auf das gesamte Jahr zu verteilen, setzt die Welthungerhilfe verstärkt auf Mischkulturen mit Getreide und Gemüse. Denn mit ihrem kurzen Anbauzyklus sind Gemüsepflanzen weniger anfällig für Schädlinge. Bevor Heuschreckenschwärme einfallen, ist das Gemüse längst geerntet.
Mit dem ökologischen Landbau haben die Menschen jetzt die Chance, ihren Lebensraum zu erhalten und sich besser gegen extreme Naturereignisse zu wappnen. Vorher war das aus der existenziellen Not heraus kaum möglich. Gemeinschaftlich forsten die Projektteilnehmende jetzt gerodete Flächen wieder auf: mit Obstbäumen und Nutzhölzern, die später als Bau- und Brennmaterial verwendet werden können. Diese werden zuvor in zum Teil gemeinschaftlich betriebenen Baumschulen herangezogen.
Schutz gegen Wirbelstürme und Bodenerosion
Zum Schutz ihrer Anbauflächen vor Überschwemmungen errichten die kleinbäuerlichen Landwirt*innen kleine Dämme und Mauern aus Stein, außerdem pflanzen sie Schutzhecken an. Die Hecken, Mischkulturen aus Büschen und Bäumen, bilden "grüne Gürtel" rund um die Felder und bewahren sie so vor starken Windböen und Bodenerosion. Gleichzeitig liefern sie Feuerholz, Tierfutter oder wertvolle Öle wie Jojoba oder Rizinus.
Damit nicht nur Felder und Ernten, sondern auch die Menschen besser gegen Wirbelstürme gerüstet sind, werden in Abstimmung mit den Kommunen nach und nach Schulen und viele öffentliche Gebäude saniert und zu Schutzräumen ausgebaut.
Womit Geld verdienen?
Ob Kleintier-, Fisch- oder Bienenzucht, die Weiterverarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse oder lokales Kleinhandwerk – die Welthungerhilfe unterstützt die Bauernfamilien dabei, weitere Einkommensquellen zu erschließen. Insbesondere Frauen sollen mit einem breiten Angebot an Aus- und Fortbildungen sowie Hilfe bei der Gründung von Interessensgruppen dazu ermutigt werden, sich ein eigenes berufliches Standbein zu schaffen.
Bei Bedarf werden den Projektteilnehmern auch Werkzeuge, Saatgut und Stecklinge zur Verfügung gestellt. Es sind Möglichkeiten, die die Menschen in der Region Atsimo Andrefana ein Stück weit unabhängiger und widerstandsfähiger machen – und zugleich ein großer Fortschritt im Kampf gegen Hunger und die Folgen des Klimawandels.