Eine Lösung für bengalische Bauern gegen den Klimawandel: schwimmende Gärten.
Klimawandel in Bangladesch
Agrarforscher Farid Uddin Ahmed spricht über die Folgen des Klimawandels für die Bevölkerung in Bangladesch.
Farid Uddin Ahmed arbeitet seit 25 Jahren in der Agrarforschung und leitet die Arannayk Foundation in Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs. Die Stiftung widmet sich dem Schutz der Biodiversität und hat seit 2007 rund 90 Projekte unterstützt und Organisationen beraten, darunter auch den Welthungerhilfe-Partner ANANDO. Die Welthungerhilfe unterstützt bengalische Bauern dabei, sich gegen die Folgen der Erderwärmung zu wappnen. Im Interview spricht Ahmed über die besonderen Herausforderungen und formuliert Handlungsempfehlungen.
Herr Farid, Sie reisen viel durch Ihr Land, Bangladesch. Fallen Ihnen die Folgen des Klimawandels direkt ins Auge?
Ja. Ganz offensichtlich sind die schlimmen Dürren im Sommer und die plötzlich eintretenden, fast sintflutartigen Regenfälle außerhalb des Monsuns. Das sind völlig andere Regenperioden als vor dreißig, vierzig Jahren. Wir haben heute auch mehr Tornados. Neben den zerstörerischen großen sind schon die kleinen schlimm, denn sie hindern die Fischer daran aufs Meer hinauszufahren.
Leidet Bangladesch besonders stark unter dem Klimawandel?
Ja. Denn der Klimawandel wirkt sich direkt auf die saisonale Entwicklung von Pflanzen aus, verändert Ernten und lässt die Küstenregionen versalzen, wodurch Ackerland verloren geht.
"Bangladesch ist ein winziges Land. Es hat den globalen Klimawandel nicht verursacht und kann ihn nicht alleine stoppen."
Farid Uddin AhmedWelche Folgen hat der Klimawandel auf die Landwirtschaft?
Unsere Bauern leiden unter massiven Ernteausfällen: Bei Trockenheit gedeiht die Saat nicht, Tornados zerstören reife Pflanzen und Überflutungen lassen sie vergammeln. Schädlinge und Pflanzenkrankheiten können sich verbreiten; als Folge setzen Bauern übermäßig Pestizide und Fungizide ein.
Sind die Industriestaaten Schuld am Klimawandel?
Ich sage nicht, dass Ihr Menschen in den Industriestaaten auf unsere Kosten lebt. Aber Eurer Energiekonsum hat Auswirkungen auf unser Leben in Bangladesch – bei uns etwa hat jeder Zweite nicht mal Zugang zu Strom.
Technologische Hilfe und Schulungen sind nötig
Was fordern Sie von den Industriestaaten?
Die Industriestaaten – aber auch die Schwellenländer – sollten die Emission klimaschädlicher Gase reduzieren.
Und sie sollten den Wiederaufbau unserer degradierten Wälder unterstützen.
Wichtig sind auch technologische Hilfe und Schulungen, die uns technisches Wissen vermitteln. Denn leider leidet auch Bangladesch unter einem Braindrain; viele fähige Köpfe und Wissenschaftler verlassen das Land.
Das Interview führte Martina Hahn, freie Journalistin in Dresden, 2014 für unsere Zeitung Welternährung – Ausgabe 3/2014.