Krisenherd Mali: Armut, Hunger und Hoffnung
Millionen leiden Hunger, Hunderttausende sind vor der Gewalt geflohen. Ihre Spenden helfen beim Neustart nach dem Krieg.
Mali ist ein beunruhigendes Beispiel dafür, wie wiederholte Krisen ein Land destabilisieren können. Gefangen in einem Teufelskreis aus chronischem Hunger und Armut, haben die Menschen Naturkatastrophen und Dürreperioden immer weniger entgegenzusetzen. Der gewaltsame Konflikt zwischen Islamisten, Tuareg-Rebellen und der malischen Regierung verschärft ihre Lage zusätzlich - und verringert die Widerstandskraft der Menschen.
Die Hälfte der Bevölkerung muss heute mit weniger als 1,25 US-Dollar am Tag auskommen und lebt damit unterhalb der Armutsgrenze. Der Welthunger-Index 2016 stuft die Hungersituation als "ernst" ein.
Hunger und Unterdrückung in Mali: "Die Angst lähmte uns"
Die aktuelle Krise begann 2012, als sich Tuareg-Separatisten mit Söldnern, die aus dem libyschen Krieg zurückkehrten, und islamistischen Gruppen verbündeten. Die nördlichen Gebiete Malis gerieten unter die Kontrolle der Rebellen. Was das bedeutet, erzählt die 65-jährige Hadi Mahamane aus dem kleinen Dorf Toya. 2012 wurde das Leben hier jäh durchbrochen, als Rebellen in das Dorf einfielen und die Bewohner*innen attackierten
Wir waren am Leben, körperlich anwesend, aber die Angst lähmte uns. Ich habe mich nie satt gegessen, damit ich den Kindern etwas geben konnte. Trotzdem reichte es nie aus.
So beschreibt Hadi Mahamane die Zeit, nachdem ihr Dorf von Rebellen überfallen wurde.Die Geschichte von Hadi Mahamane sagt viel über den Konflikt in Mali und den Zusammenhang zwischen Krieg und Hunger aus. Viele Frauen und Kinder waren isoliert, mussten in ihren Häusern bleiben, konnten weder aufs Feld noch in die Schule. Die Männer machten sich auf die Suche nach Geld und Lebensmitteln. Etwa 4,6 Millionen Malier*innen drohte zu diesem Zeitpunkt bereits aufgrund von einer Dürre der Hunger.
Der gewaltsame Konflikt nahm den Menschen in Mali die Lebensgrundlage
Mit der politischen Krise verschlechterte sich die Ernährungssituation vieler Malier*innen zusehends. Sie verloren ihre Ernten, die Vorräte reichten kaum. 2013 konnten sie aufgrund des Konflikts ihre Felder nicht bestellen. Bald waren Grundnahrungsmittel kaum mehr auf den Mäkten zu bekommen. Auch das Vieh war verloren - entweder geraubt von den Rebellen oder verhungert. Ende 2013 waren zwischen 70 und 90 Prozent der Bevölkerung im Norden auf Lebensmittelrationen angewiesen, die sie von internationalen Hilfsorganisationen erhielten.
Erst 2014 kehrten die Menschen langsam in ihre Heimatorte zurück und begannen, ihr Land wieder zu bewirtschaften. Für sie bedeutete die Unterzeichnung des Friedensabkommens Mitte 2015 durch alle Parteien einen wichtigen Schritt nach vorne.
Was die Menschen in Mali jetzt brauchen? Stabilität und Sicherheit
Um das Abkommen mit Leben zu füllen, müssen in Mali nun politische und institutionelle Reformen umgesetzt werden.
- Die Menschen im Norden müssen an die Basisinfrastruktur des Landes angeschlossen werden.
- Die Wiederherstellung von Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit ist extrem wichtig, damit der Teufelskreis aus Hunger und bewaffneten Konflikten in Mali beendet werden kann.
- Ohne Gerechtigkeit und die Gewährleistung der Menschenrechte ist ein nationaler Versöhnungsprozess kaum denkbar.
- Ebenso wichtig ist es, die Abhängigkeit von Nothilfe zu beenden. Die Menschen wollen sich selbst ernähren können.
Wie ein friedliches Miteinander gelingen kann, zeigen die Frauen im Peace Garden nahe Timbuktu. Sie alle sind unterschiedlicher Herkunft, doch die Erlebnisse von Armut, Hunger und Krieg einen sie.
Die Welthungerhilfe arbeitet gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt und EuropeAid in Mali.