Mode gegen Hunger – nur Utopie?
Sage und schreibe 70 Kleidungsstücke kaufen wir Deutschen durchschnittlich im Jahr. Damit sind wir – nach den US-Amerikanern – Vizeweltmeister beim Shoppen. Aber was hat Mode mit der Welthungerhilfe zu tun?
Mode ist bunt, kleidsam, schön: das Hauptmotiv fürs Shoppen und ein wesentlicher Bestandteil dessen, wie sich jeder von uns in der Öffentlichkeit darstellt. Mode ist aber auch mitverantwortlich dafür, dass Menschenrechte verletzt werden, darunter auch das Recht auf Nahrung.
Teure Mode – keine Garantie für faire Produktion
Es ist gut, dass Mode Spaß macht, und das soll auch so bleiben! Schlecht ist aber, dass unser Mode-Konsum dazu führt, dass Millionen Menschen unter unwürdigen Bedingungen ihren Lebensunterhalt verdienen müssen: Hungerlöhne für Baumwollbauern und ihre Familien in Afrika, für die Spinnereiarbeiter oder NäherInnen in Bangladesch oder sonst irgendwo rund um den Globus, wo Klamotten so günstig hergestellt werden, dass wir ein T-Shirt für 4,99 Euro kaufen können.
Aber halt! Ganz so einfach ist die Sache nicht! Nicht nur Billig-Discounter lassen ihre Klamotten so produzieren, dass auf dem langen, schweißgetränkten Weg vom Feld bis in die marode Näherei vorne und hinten, rechts und links grundlegende Menschenrechte verletzt werden. Nein, auch renommierte Fashion-Labels sind sich nicht zu fein dafür, für ihr 60- bis 100-Euro-Shirt vielleicht gerade mal 5 Euro in die Herstellerländer weiter zureichen.
Was tun gegen die Ausbeutung?
Was also tun, ist die Frage. Es gibt bereits Beispiele einer gerechteren Zusammenarbeit zwischen dem Textilfirmen und Rohstoff-Produzenten. Cotton made in Africa gehört dazu. Auch Modehochschulen, so die ESMOD in Berlin, haben einen Studiengang ganz unter die Prämisse von Nachhaltigkeit gestellt. Bei „Sustainability in Fashion“ geht es um innovative Ansätze für nachhaltige Mode: und zwar mit Blick auf ästhetische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Gesichtspunkte. Teil davon sind auch kreislauffähige Gestaltungs-, Herstellungs- und Nutzungskonzepte für Mode und Bekleidung insgesamt.
Doch auch jeder von uns in seiner Rolle als Konsument ist gefragt, Verantwortung zu übernehmen:
Zum Beispiel, indem man beim Klamottenkauf auf Siegel achtet, die über die „saubere“ Herstellung der Textilien Auskunft geben. Oder indem man Kleidung tauscht, upcyclet und sich für gerechtere und menschenwürdige Herstellungsbedingungen engagiert.
Mode verändert sich ständig mit der Zeit und mit der Welt. Wir meinen, Mode hat das Potenzial, die Welt zu verändern, zu verbessern. Darüber, wie das am besten gehen kann, diskutierten wir am Montag, 23. November 2015 in Berlin.
Mode gegen Hunger - Nur Utopie? Nein meinte das Panel #esmod#fairfashionpic.twitter.com/INfTYihLZS
— Fraser Patterson (@fspatterson) 23. November 2015